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       # taz.de -- AfDler auf der Suche nach neuem Profil: Andocken bei Corona-Leugnern
       
       > Vor dem niedersächsischen Landesparteitag der AfD versuchen sich einige
       > AfDler als Corona-Leugner zu profilieren.
       
   IMG Bild: Bedient derzeit Verschwörungstheorien: AfD-Politiker Dietmar Friedhoff, hier 2019 im Bundestag
       
       Hamburg taz | Der AfD-Kreisverband Hannover hat am Freitag versucht, sich
       der Protestbewegung gegen die Pandemiemaßnahmen anzubiedern. Der Marsch
       gegen die Corona-Beschränkungen sollte am Tag der Befreiung vom
       Nationalsozialismus auf dem Opernplatz direkt neben dem Holocaust-Mahnmal
       beginnen. Mit dem Motto „Unsere Freiheit ist nicht verhandelbar!“ hofften
       extrem rechte Parteimitglieder aus dem niedersächsischen Landesverband
       Coronaleugner*innen auf die Straße zu locken. Stattdessen kamen an die 900
       Gegendemonstranten auf den Opernplatz.
       
       „Unter dem Deckmantel ‚Corona‘ antidemokratische Propaganda zu verbreiten,
       geht gar nicht!“, empörte sich Gisela Witte, Vorsitzende des grünen
       Stadtverbandes. 75 Jahre nach Kriegsende dürfe „einem landesweit bekannten
       Neonazi in Sichtweite des Holocaust-Mahnmals keine Bühne“ geboten werden,
       sagte Witte, die sich auf einen der angekündigten Redner bezog: Andreas
       Iloff. Der AfD-Kreisvorsitzende von Diepholz ist Mitglied des
       rechtsextremen „Deutschen Bundes“.
       
       Der Marsch wurde zunächst verboten, dann vom Verwaltungsgericht erlaubt.
       Doch schon vor dessen Eilentscheidung sagte die AfD den Marsch ab. Mit der
       Ankündigung hatten die Anmelder bereits ein Zeichen gesetzt – für die ihnen
       davonlaufenden Coronaleugner*innen und für die parteiinternen
       Kritiker*innen in der Führung des Landesverbandes.
       
       Seit Beginn der Pandemie sind nicht bloß die [1][Umfragewerte der AfD stark
       gesunken], auch der Zuspruch in den sozialen Medien sank massiv. Die Partei
       vertrat anfänglich keine einheitliche Position und äußerte sich insgesamt
       zu moderat. Die Grenzen zu schließen und Asylanträge abzulehnen, genügte
       der geneigten Klientel nicht.
       
       Mit den Forderungen des Marsches bedienen die AfD-Bundestagsabgeordneten
       Jörn König und Dietmar Friedhoff verschiedenste Verschwörungsideologien.
       Der als Redner angekündigte Vorsitzende des Kreisverbandes Hannover-Land,
       Dirk Brandes, forderte „kein Aushebeln der Grundrechte“, „Schluss mit der
       Angstpropaganda“, „keine Covid-Überwachungsapp“, „keine Zwangsimpfung“ und
       „keinem Maskenzwang“.
       
       Mit ihrer Initiative versuchen die Herren, vor dem kommenden
       Landesparteitag Profil zu zeigen. Der Landtagsfraktions- und
       Landesvorsitzenden Dana Guth halten sie vor, zu wenige Impulse zu setzen.
       Auffallend: Mit Brandes, Iloff und Friedhoff waren drei Aktivisten des
       „Pegasus Germanus“ angekündigt. 2018 fiel das Netzwerk erstmals auf, weil
       es Björn Höcke, den Kopf des inzwischen aufgelösten rechtsextremen Flügels,
       einladen wollte.
       
       14 May 2020
       
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