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       # taz.de -- AfD gegen ostdeutsche Zivilgesellschaft: Start für die „Trockenlegung“
       
       > Die AfD und ihre Verbündeten kippen in Pirna die Unterstützung für ein
       > linkes Projekt. Die Rechten wollen so die Zivilgesellschaft bekämpfen.
       
   IMG Bild: Marktplatz in Pirna: 38.000 Einwohner, davon viele mit der Politik der AfD einverstanden
       
       Dresden taz | Es ist ein klassisches Björn Höcke Zitat: „Wir werden die
       sogenannte Zivilgesellschaft, die sich aus Steuergeldern speist, leider
       trockenlegen müssen.“ Der AfD-Demagoge sorgte mit dieser [1][Äußerung zum
       200. Dresdner Pegida-Marsch am 17. Februar] für Aufregung. Wer aber
       parlamentarische Anträge und Strategien der AfD insbesondere im Osten
       kennt, war nicht überrascht. Der AfD unbequeme Initiativen und Vereine
       sollen ausgehungert werden, das ist das Ziel der Partei.
       
       In der sächsischen 38.000-Einwohner-Stadt Pirna am Elbeeinstieg war nun zu
       beobachten, dass ultrakonservative kommunale Mehrheiten diese Absicht auch
       tatsächlich umsetzen. Der lokalen „Aktion Zivilcourage“ wurden sämtliche
       kommunalen Mittel gestrichen. Das wurde in der Stadtratssitzung am 21.
       April von [2][AfD], Freien Wähler und der Initiative „Pirna kann mehr“ mit
       15 von 26 Stimmen durchgesetzt. Die lokalen Verbündeten der AfD sind alte
       Bekannte: Hinter „Pirna kann mehr“ stehen die zerstrittenen Reste der
       „Blauen Wende“ der früheren AfD-Vorsitzenden Frauke Petry.
       
       Die „Aktion Zivilcourage“ hatte sich einst mit ihrer Kinder-, Jugend- und
       Sozialarbeit gegen Rechts einen auch bundesweit bekannten Namen verschafft.
       Projektleiter Franz Werner bedauert nun den „traurigen Dämpfer“ und das
       Ende „der mehr als 20 Jahre andauernden erfolgreichen und guten
       Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Pirna“. Das jetzt 9.000 Euro von der
       Stadt fehlen, sei aber keine existenzielle Gefahr, sagt Geschäftsführer
       Sebstian Reißigeinen. Durch Ministerien, Stiftungen, Projektmittel und
       Eigenleistungen sei der Verein solide finanziert.
       
       Reißig sagt, er würde es verstehen, wenn wegen der Pandemie gespart werden
       müsste. Die Kürzung durch die AfD und deren Verbündete habe aber eindeutig
       „andere Gründe“. Vor allem sorgt man sich bei „Zivilcourage“ um das
       Zeichen, das von der Entscheidung ausgeht, um das Sägen „am Fundament
       unserer Arbeit“.
       
       Eigentlich besitzt die „Zivilcourage“ gute Kontakte auch in
       bürgerlich-konservative Kreise hinein. In der „Szene“ gilt das Projekt als
       gemäßigt und eher staatstragend. „Wir sind um Deeskalation bemüht, es geht
       nur zusammen“, sagt Geschäftsführer Reißig. Gegen das Streben der AfD alles
       „auszutrocknen“, was sich deren rechten Ideen entgegenstellt, half das der
       „Zivilcourage“ allerdings nichts. Mit einer Crowdfunding-Kampagne wollen
       die Mitglieder nun die finanziellen Verluste ausgleichen.
       
       8 May 2020
       
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