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       # taz.de -- RKI beendet Pressekonferenzen: Ein völlig verkehrtes Signal
       
       > Das Robert-Koch-Institut will seltener vor die Presse treten. Man muss
       > kein Verschwörungstheoretiker sein, um das für falsch zu halten.
       
   IMG Bild: Schade: Sein „Wissen teilen“ will RKI-Vizepräsident Lars Schaade künftig nicht mehr regelmäßig
       
       Es war ein gewohntes Bild in den Nachrichten der letzten Wochen: Lothar
       Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, oder auch sein
       Stellvertreter Lars Schaade [1][kommentieren die aktuellen Corona-Zahlen]
       und bewerten die politischen Vorschläge dazu. Doch damit ist jetzt erst mal
       Schluss: Das RKI stellt seine regelmäßigen Pressekonferenzen, die zuletzt
       zweimal pro Woche stattfanden, bis auf Weiteres ein. Als Hauptgrund nannte
       Schaade am Donnerstag, dass die Zahl der Neuinfektionen deutlich
       zurückgegangen sei.
       
       Diese Entscheidung ist ein Fehler. Und zwar nicht nur, weil es
       JournalistInnen, die über die Corona-Epidemie berichten, die Arbeit enorm
       erleichtert, wenn sie direkte Fragen und Nachfragen stellen können und
       darauf unmittelbar eine zitierfähige Antwort der RKI-Leitung bekommen.
       Wichtiger ist, dass das Institut ein völlig falsches Signal sendet.
       
       Denn das RKI, das übrigens, anders als bisweilen vermutet, kein reines
       Forschungsinstitut ist, sondern eine obere Bundesbehörde, die die Regierung
       offiziell in Gesundheitsfragen berät, sagt damit, dass die Corona-Epidemie
       inzwischen nicht mehr wichtig genug ist, um regelmäßig darüber zu
       informieren. Einen Tag [2][nachdem die weitergehenden Lockerungen
       beschlossen wurden], kann das leicht den Eindruck vermitteln, dass die
       ganze Sache jetzt wirklich überstanden ist.
       
       Dass das trotz des tatsächlich erfreulichen Rückgangs der Infektions- und
       Todeszahlen keineswegs der Fall ist, betont zwar auch das RKI – doch diese
       Botschaft droht unterzugehen angesichts der Entscheidung, die
       Pressekonferenzen auszusetzen.
       
       Zudem kann durch das überraschende Ende der Eindruck entstehen, dass hier
       eine Stimme verstummt, die dem immer stärker werdenden Druck nach einer
       Lockerung der Corona-Beschränkungen zumindest bisweilen etwas
       entgegengesetzt hat.
       
       ## Ein fataler Anschein
       
       Auch wenn das RKI diese Entscheidung wirklich völlig eigenständig gefällt
       haben sollte, wie es selbst erklärt: Allein schon der mögliche Anschein,
       dass es nach einigen kritischen Äußerungen politischen Druck gegeben haben
       könnte, die ausführlichen Presseinformationen zu beenden, kann großen
       Schaden für die Glaubwürdigkeit der weiteren Corona-Politik anrichten.
       
       Das Robert-Koch-Institut sollte seine Entscheidung darum schnell
       revidieren. Gerade jetzt, wo die Beschränkungen weiter gelockert werden und
       der Bund die Verantwortung weitgehend an die Länder überträgt, ist eine
       qualifizierte Bewertung des aktuellen Geschehens besonders wichtig.
       
       Und wie groß das Interesse an seinen Informationen weiterhin ist, zeigen
       neben der regen Beteiligung vieler relevanter Medien übrigens auch die
       hohen Klickzahlen, die die [3][Pressekonferenz-Mitschnitte] in den sozialen
       Medien erreichen. Und auch dort sind seriöse Informationen und kritische
       Nachfragen derzeit wichtiger denn je.
       
       7 May 2020
       
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