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       # taz.de -- Demo gegen Rassismus und Volkswagen: N-Wort stoppen statt droppen
       
       > Aufruf gegen Diskriminierung: Nach rassistischem Werbespot von VW fordert
       > eine Onlinedemo am Samstag, das N-Wort zu stoppen.
       
   IMG Bild: N-Wort stoppen: Ende Februar demonstrierten dafür mehrere hundert Menschen in Hamburg
       
       Berlin taz | Erst schubsen zwei überdimensionale weiße Hände einen
       schwarzen Mann wie eine Spielfigur durch das Bild, dann schnipst eine der
       Hände den Mann in ein Café, das „Petit Colon“ heißt – „Kleiner Siedler“
       oder „Kleiner Kolonist“. Dann werden kurz die Buchstaben des N-Worts
       eingeblendet. Danach ergänzen weitere Buchstaben die Schrift zum Slogan
       „Der neue Golf“. Will [1][Volkswagen vom Dieselskandal] ablenken? Will der
       von Nationalsozialisten gegründete Konzern jetzt den Kolonialismus
       zurück? Dann darf natürlich auch das N-Wort nicht fehlen.
       
       „Ich weiß nicht, wie man 2020 auf eine solche Idee kommen kann. Ich kann
       mir das nur so erklären, dass da jemand unterschwellige Messages platzieren
       wollte. Wir unterschätzen, wie sehr Rassismus das Denken vieler Menschen
       bestimmt“, sagt Jeff Kwasi Klein von [2][Each One Teach One]. Der Berliner
       Verein will schwarze Menschen in Deutschland empowern und hat zusammen mit
       dem Bündnis [3][„N-Wort stoppen“ für Samstag um 14 Uhr auf Youtube zum
       Onlineprotest] gegen rassistische Diskriminierung aufgerufen.
       
       Der von VW nach viel Kritik zurückgezogene Instagram-Clip verdeutlicht,
       dass es leider immer wieder neue Anlässe gibt, um für dieses Anliegen zu
       demonstrieren. „Das N-Wort ist nicht einfach eine Beleidigung. Seit über
       500 Jahren begründet dieses Wort die historische Entmenschlichung schwarzer
       Menschen sowie die imaginierte Überlegenheit weißer Menschen“, sagt Klein.
       Sprache könne ein machtvolles Mittel sein, um gewachsene Ungleichheiten
       sichtbar zu machen und Kontinuitäten zu brechen. Deswegen müsse man die
       Sensibilität für diskriminerungsfreie Sprache fördern.
       
       ## Weiße Deutungshoheit über Rassismus
       
       Gegründet hatte sich die Initiative „#nwortstoppen“, damit das N-Wort
       rechtlich als rassistisch eingestuft wird. Der Hintergrund war ein viel
       kritisiertes [4][Urteil des Landesverfassungsgerichts aus
       Mecklenburg-Vorpommern], das einen Ordnungsruf im Parlament für nichtig
       erklärt hatte. Ein AfDler hatte mehrfach in einer Rede das N-Wort benutzt
       und gegen den anschließenden Ordnungsruf geklagt. Das Verfassungsgericht
       fand das ohne weitere Betrachtung des Kontextes absurderweise wohl
       irgendwie okay. „Ein komplett weißes Gericht hat die institutionalisierte
       Deutungshoheit über Rassismus. Das ist bezeichnend“, sagt Klein.
       
       Daraufhin formierte sich von schwarzen Communitys und Organisationen sowie
       antirassistischen Initiativen Protest. Eine [5][Petition] hatte binnen
       kurzer Zeit über 100.000 Unterschriften. Es gab Demos von mehreren Hundert
       Personen in Köln und Hamburg. Eine in Berlin geplante Demo musste wegen der
       Coronapandemie ausfallen. Die Onlinedemo soll diese nun ersetzen. Im
       moderierten [6][Youtube]-Livestream um 14 Uhr am Samstag soll es in Reden
       von Aktivist:innen, Musik und Gastbeiträgen auch um Rassismus während der
       Coronapandemie gehen.
       
       22 May 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Dieselskandal/!t5534190
   DIR [2] /Rassismusforscher-ueber-Afrozensus/!5677279
   DIR [3] https://www.youtube.com/channel/UCi1eKZCSyPgAx-dTRl6Zt1g
   DIR [4] /Urteil-zum-N-Wort-in-Landtagsdebatte/!5651968
   DIR [5] https://www.change.org/p/rechtliche-anerkennung-dass-der-begriff-neger-rassistisch-ist-bmfsfj-bmjv-bund
   DIR [6] https://www.youtube.com/channel/UCi1eKZCSyPgAx-dTRl6Zt1g
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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