URI: 
       # taz.de -- Pekings Gesetz zu Hongkong: Nicht das Ende, aber eine Zäsur
       
       > Mit dem Sicherheitsgesetz gegen die Demokratiebewegung in Hongkong droht
       > eine zunehmende Radikalisierung.
       
   IMG Bild: Polizeieinsatz gegen pro-demokratische Demonstranten am Sonntag in Hongkong
       
       Für Hongkongs Zivilgesellschaft ist das [1][Nationale Sicherheitsgesetz aus
       Peking] eine Hiobsbotschaft. Für Beobachter kommt es aber wenig
       überraschend: Die Übergabe der einstigen britischen Kolonie im Jahr 1997
       hat zweifelsfrei geregelt, dass Hongkong chinesisches Territorium ist. Das
       auf Stabilität bedachte China ist bei Weitem nicht der einzige Staat, der
       drakonisch auf systematische Blockaden und Straßenschlachten mit der
       Polizei reagieren würde.
       
       Dass bald chinesische Sicherheitskräfte auf Hongkonger Boden operieren
       könnten, ist ohne Frage eine Zäsur für das prodemokratische Lager. Ein
       „Ende von Hongkong“, wie Abgeordnete das Gesetzesvorhaben bezeichnen, steht
       jedoch nicht zwangsweise bevor: Noch immer wird etwa das Strafgesetz von
       den lokalen Gerichten Hongkongs umgesetzt – und die sind bei Weitem kein
       verlängerter Arm der Kommunistischen Partei (KP).
       
       Gleichzeitig ist Peking weitsichtig genug, ausreichend Autonomie und
       Rechtsstaatlichkeit in der Sonderverwaltungszone zu wahren, damit Hongkong
       als internationaler Finanzstandort nicht gefährdet wird. Dennoch droht eine
       Radikalisierung von Teilen des prodemokratischen Lagers. Die Angst,
       irgendwann [2][unter vollkommener Kontrolle der KP] in Peking zu leben,
       gepaart mit fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven, könnte einen harten
       Kern in den Untergrund treiben.
       
       Die Demonstrationen am Sonntag waren nur ein Vorgeschmack: Die Bewegung
       wird ihre Reserven für den symbolträchtigen 4. Juni mobilisieren. An jenem
       Tag vor 31 Jahren schlug Pekings Armee die Studentenbewegung am
       Tiananmenplatz blutig nieder. Internationale Medien werden besonders
       aufmerksam verfolgen, ob der [3][Protestbewegung Hongkongs] ein ähnlich
       tragisches Schicksal drohen könnte. Auf internationale Verbündete können
       die Aktivisten kaum hoffen: Bis auf Washington, das den Konflikt für seine
       eigenen Interessen zu nutzen weiß, und mit Abstrichen die Bundesregierung
       traut sich aus Angst vor Wirtschaftsrepressionen aus China fast niemand
       mehr, Unterstützung zu bekunden.
       
       24 May 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Chinas-Nationaler-Volkskongress-tagt/!5684410
   DIR [2] /Chinas-Nationaler-Volkskongress/!5684078
   DIR [3] /Protestbewegung-in-Hongkong/!5682625
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
   DIR Hongkong
   DIR KP China
   DIR Peking
   DIR Demokratiebewegung
   DIR Hongkong
   DIR China
   DIR China
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Proteste in Hongkong: Ein Land, ein Polizeistaat
       
       Hongkongs Jugend soll mittels patriotischer Erziehung auf Linie gebracht
       werden. Die Autonomie wird zur Fassade.
       
   DIR Sicherheitsgesetz für Sonderzone: Hongkong fürchtet um Autonomie
       
       Ein umstrittenes Sicherheitsgesetz umgeht das Parlament in der
       Sonderverwaltungszone. US-Außenminister Pompeo erklärt deren Privilegien
       für beendet.
       
   DIR Chinas Nationaler Volkskongress tagt: Hongkong droht Autonomieverlust
       
       Chinas Volkskongress plant ein Sicherheitsgesetz für Hongkong. Mit dem kann
       Peking direkt gegen dortige Proteste vorgehen.
       
   DIR Chinas Nationaler Volkskongress: Politshow wie gehabt, trotz Corona
       
       Mit dem Nationalen Volkskongress will die Kommunistische Partei den Sieg
       über das Coronavirus demonstrieren – und die Rückkehr zur Normalität.
       
   DIR Protestbewegung in Hongkong: Ruhe in der Sonderverwaltungszone
       
       Die Bewegung ist durch Corona zum Stillstand gekommen. Auch am 1. Mai blieb
       ein großer Aufmarsch aus – auch aufgrund der strikten Polizeipräsenz.