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       # taz.de -- Debatte um Rundfunkbeitrag: Bierpreis als Richtwert
       
       > Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist immer wieder
       > Anlass für populistische Zwischenrufe. Das ließe sich leicht vermeiden.
       
   IMG Bild: Der Bierpreis bleibt stabil, aber die Kneipen geschlossen
       
       Die Medienpolitik braucht Rituale. Die [1][Prozedur zur Erhöhung des
       Rundfunkbeitrags] ist so eines. Da haben die Regierungschef*innen der
       Länder neulich die Erhöhung des Rundfunkbeitrags ab 2021 um 86 Cent
       beschlossen. Nun müssen die zuständigen Landtage diesen neuen Betrag von
       18,36 Euro pro Monat noch ratifizieren. Doch bevor das geschieht, meldet
       sich wie schon bei vielen Erhöhungen zuvor verlässlich ein Schwung
       Bundestagsabgeordneter der Union.
       
       Sie erklären mit großer Sorge, diese Erhöhung sei dem Volk nicht zuzumuten.
       Diesmal natürlich wegen [2][Corona]: „Während in Betrieben und
       Privathaushalten durch die Coronapandemie gespart werden muss, darf der
       Rundfunkbeitrag nicht erhöht werden“, heißt es in einem Schreiben der
       Politiker*innen an die Ministerpräsident*innen. In diese Zeit passe eine
       Erhöhung in keiner Weise und könne den Bürgern nicht erklärt werden.
       
       Jetzt könnte man diesem Ansinnen leicht die kalte Schulter zeigen und
       einfach mal darauf pochen, dass der Bundestag und seine Abgeordneten gar
       nicht zuständig sind für die Frage nach dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk
       und wie er finanziert wird. Das ist in Deutschland nun mal Ländersache. Wie
       ja auch der größte Schwung der Maßnahmen in Sachen Corona-Abwehr.
       
       Oder darauf hinweisen, dass sich die besagten Abgeordneten doch lieber mal
       freuen sollten. Schließlich fordern ARD, ZDF und Deutschlandradio anders
       als Deutsche Bahn, Lufthansa und Co. nicht auch noch einen
       milliardenschweren Schluck aus der Coronapulle. Obwohl auch bei ihnen
       bestimmt Mehrkosten für plötzliches digitales Nachrüsten, Einrichten von
       Heimbüros oder Dauersitzungen von Krisenstäben anfielen.
       
       ## Zwei Maß oder ein Monat Öffentlich-Rechtliche
       
       Um mit solchen Ritualen aufzuräumen, hatten Sender und Medienpolitik
       zwischenzeitlich mal die Idee, den Beitrag einfach an einen Index zu
       koppeln. Bevor sie sich überlegen konnten, welcher Index da als Grundlage
       geeignet sein könnte, war die Geschichte aber schon wieder zerredet.
       
       Nun kann wegen Corona dieses Jahr der Bierpreis beim Oktoberfest nicht
       steigen, weil das Fest ausfällt. Das Bier wird ja sonst jedes Jahr
       verlässlich teurer. Diesen urdeutschen Bierindex könnte man doch prima für
       den Rundfunkbeitrag heranziehen, schlägt die Mitbewohnerin vor.
       
       2005 ging Besaufen noch für 7,25 Euro pro Maß. Die Fischer-Vroni nahm 2019
       satte 11,70 Euro. Der Rundfunkbeitrag – früher die Rundfunkgebühr – lag
       2005 bei 17,03 Euro. Für 15 Jahre macht das einen Index von 1,61 beim Bier
       und 1,02 beim Rundfunk. Würde man letzteren Beitrag entsprechend dem
       Bierpreis erhöhen, läge er heute bei 27,42 Euro.
       
       Die Union-Abgeordneten können sich also entscheiden, was ihnen teurer ist:
       zwei Maß auf der Wies’n oder einen Monat Information, Kultur, Unterhaltung
       bei ARD und ZDF.
       
       12 May 2020
       
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