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       # taz.de -- Zukunft der Sternbrücke in Hamburg: Mehr Streit um Stabbögen
       
       > Nach Anwohner*innen und Fachleuten stößt sich nun auch die Bezirkspolitik
       > an den Sternbrücken-Plänen. Stadt und Bahn wollen aber daran festhalten.
       
   IMG Bild: Schön oder nicht? Die geplante Brücke zementiert eine Fixierung aufs Auto
       
       Hamburg taz | Was lange währt: Seit über zehn Jahren plant die Deutsche
       Bahn nun schon herum an der Zukunft der Sternbrücke: [1][Seit 2009] gibt es
       Überlegungen, die alte Bahnbrücke Stresemannstraße Ecke Max-Brauer-Allee
       abzureißen und eine neue zu errichten. Eine langwierige Sache: Mehrere dann
       bedrohte Musikclubs – „Waagenbau“, „Fundbureau“ und „Astra Stube“ sowie die
       anfangs noch nicht existierende „Beat-Boutique“ – erhielten wiederholt
       Aufschub, zuletzt [2][bis Ende 2021].
       
       Mitte April nun kam wieder Bewegung in das Projekt – und richtiggehend
       Gegenwind auf. Zuletzt rumorte es in der Politik auf Bezirksebene: Einen
       [3][Grünen-Antrag] gegen ein Weiter-So und für mehr Mitsprache hat
       vergangene Woche der Planungsausschuss fraktionsübergreifend gestützt.
       
       Denn bekannt geworden war im April auch, wie die Kreuzung einmal aussehen
       soll: Eine Stabbogenbrücke mit Lärmschutzwänden überspannt auf den
       Entwürfen die Kreuzung – üppig hinausragend über die umgebenden Gebäude.
       Der Protest richtete sich dann auch aufs Ästhetische. So murrte [4][etwa
       auch die Linksfraktion] über „eine 108 Meter lange, wuchtige Konstruktion
       nach dem Vorbild der Fehmarnsundbrücke“.
       
       Auch ist die bestehende Brücke denkmalgeschützt, und der Denkmalverein auch
       Teil der jungen [5][Sternbrücken-Beschützer*innen-Initiative]. Diese
       bemängelte früh das Fehlen von Transparenz bei der Planung, und das taten
       dann auch [6][der Architektenbund] und [7][die Ingenieurskammer]: Wo ein
       nachvollziehbarer Ideen-Wettstreit hingehört hätte, erkannten diese
       Praktiker*innen nur im Hinterzimmer Entworfenes.
       
       Von einem „federführend von der Freien und Hansestadt Hamburg koordinierten
       Beteiligungsverfahren“ war in einer [8][Bahn-Mitteilung am 15. April] die
       Rede, das „Anlieger und interessierte Bürger in die Entwicklung der
       Neugestaltung des Umfelds einbeziehen“ solle. Die Wirtschaftsbehörde
       erklärte am Montag: Unabhängig vom Planungsprozess der Bahn habe „die
       Behörde für Stadtentwicklung Gestaltungsalternativen untersucht, die der
       Öffentlichkeit in den nächsten Wochen im [9][Transparenzportal der Stadt]
       zugänglich gemacht werden“. Ob die dann aber ernsthafte Alternativen
       darstellen?
       
       Der Kern des Problems [10][stellt sich Beobachter*innen so dar]: Das Äußere
       der geplanten Brücke – auch das zwingende Aus für die Musikclubs, die
       derzeit noch die Kasematten nutzen – ist die Folge einer Prämisse seitens
       der Stadt: Anders als die alte darf die neue Brücke keine Säulen haben; auf
       der Stresemannstraße sollen vier Fahrspuren für den motorisierten Verkehr
       bereitstehen – bei aller Neugestaltung würden sich also Fußgänger*innen und
       Radfahrende weiterhin um ein wenig Gehweg streiten müssen.
       
       War da nicht was mit der werdenden Fahrradstadt an Alster und Elbe?
       [11][Martin Bill], verkehrspolitischer Sprecher der Bürgerschafts-Grünen
       sowie stellvertretender Landesparteichef, verweist auf Anfrage auf die
       Parteifreund*innen im Bezirk Altona.
       
       Die Bahn sieht trotz des Altonaer Ausschussvotums keinen Handlungsbedarf:
       Seit 2014 habe man „einen intensiven Austausch mit der Stadt und auch dem
       Bezirk Altona gehabt, der zu der jetzigen Lösung führte“, erklärte am
       Montag ein Sprecher auf taz-Anfrage. „Für diese Lösung haben wir von der
       Stadt einen klaren Planungsauftrag erhalten, den wir auch weiterhin
       verfolgen, es gibt zwischen der Stadt und der Bahn eine Vereinbarung, genau
       diesen Brückenentwurf zu realisieren.“
       
       26 May 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nachtleben/!5157803
   DIR [2] /Vertraege-fuer-Hamburger-Clubs-verlaengert/!5605827
   DIR [3] https://sitzungsdienst-altona.hamburg.de/bi/vo020.asp
   DIR [4] https://www.linksfraktion-hamburg.de/sternbruecke-gigantisches-bauwerk-minimale-beteiligung/
   DIR [5] https://initiativesternbruecke.org/
   DIR [6] https://www.bda-bund.de/2020/04/ein-stueck-hamburger-identitaet-soll-geopfert-werden-hamburger-sternbruecke-steht-vor-dem-abriss-und-soll-einem-ersatzbau-weichen/
   DIR [7] http://www.hikb.de/aktuell/2020/abriss-und-neubau-sternbruecke-wir-brauchen-mehr-transparenz-und
   DIR [8] https://www.deutschebahn.com/pr-hamburg-de/aktuell/presseinformationen/Erneuerung-der-Sternbruecke-in-Hamburg-Altona-sichert-Zukunft-des-Bahnverkehrs-im-Norden-5128286?contentId=1309340
   DIR [9] http://transparenz.hamburg.de/
   DIR [10] https://www.welt.de/regionales/hamburg/article207708307/Sternbruecke-in-Hamburg-Soll-so-die-Verkehrswende-in-Hamburg-aussehen.html
   DIR [11] https://www.gruene-hamburg.de/person/martin-bill/
       
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