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       # taz.de -- Justizministerium in Wien umgestaltet: Österreichs Grüne emanzipieren sich
       
       > Justizministerin Alma Zadić trennt Legistik und Staatsanwaltschaft. Damit
       > entmachtet sie den ÖVP-nahen Pilnacek und zeigt, dass sie mitreden kann.
       
   IMG Bild: Justizministerin Alma Zadić spricht über Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung
       
       Die graue Eminenz im Justizministerium wird entmachtet. So die allgemeine
       Darstellung der Vorgänge im Ressort von [1][Alma Zadić (Grüne). Österreichs
       Justizministerin] löst die Sektion für Straflegistik und Weisungen auf und
       macht zwei Sektionen daraus. Das allein wäre eine unspektakuläre
       bürokratische Reorganisation, hieße der Chef der aufgelösten Abteilung
       nicht [2][Christian Pilnacek].
       
       Der 57-jährige Strafrechtler, der schon unter zwölf Ministern gedient hat
       und der [3][ÖVP] nahesteht, ist in letzter Zeit immer wieder durch
       eigenmächtige Entscheidungen aufgefallen. So hat er ein
       Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Korruption bei der Beschaffung von
       Eurofighter-Jets abwürgen lassen, und gegen die Wirtschafts- und
       Korruptionsstaatsanwaltschaft, die ihn wegen Amtsmissbrauch angezeigt
       hatte, wollte er eine Medienkampagne orchestrieren.
       
       Als unvereinbar mit seinem Posten galten auch Treffen mit Beschuldigten aus
       dem ÖVP-Umfeld. Politische Motive wollte Zadić in Interviews nicht
       einräumen. Tatsächlich sprechen auch gute sachliche Gründe für die Trennung
       von Zuständigkeiten, die erst vor zehn Jahren unter einer ÖVP-Ministerin
       zusammengeführt worden waren.
       
       Denn wer Gesetze formuliert (Legistik), sollte im Interesse der
       Gewaltenteilung nicht auch für deren Auslegung (Staatsanwaltschaften)
       verantwortlich sein. Juristen begrüßen den Schritt einhellig. Dennoch kommt
       die damit einhergehende Absetzung des ebenso einflussreichen wie
       umstrittenen Spitzenbeamten einem Befreiungsschlag gleich. Höchste Zeit!
       
       Neben der ÖVP, die eine perfekt geölte Propagandamaschinerie entwickelt
       hat, wirken die Grünen zunehmend wie willfährige Erfüllungsgehilfen einer
       erzkonservativen Politik. Zadić kann jetzt auch zeigen, dass es ihr um
       einen Bruch mit der Kultur des politischen Umfärbens geht, wenn sie die
       beiden neuen Führungspositionen nach rein fachlichen Kriterien besetzt.
       Auch Pilnacek, dem sie die Qualifikation nicht abspricht, könne sich ja
       bewerben – um einen der Posten.
       
       27 May 2020
       
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