URI: 
       # taz.de -- Ungarn schließt Transitlager: Orbáns falsches Spiel
       
       > Ungarn beugt sich dem EuGH. Doch für Flüchtlinge, die nach Ungarn wollen,
       > wird sich die Lage nicht verbessern.
       
   IMG Bild: Seine Flüchtlingsknäste muss Ungarn schließen, den Menschen die kommen, hilft das nicht
       
       Viktor Orbán steckt zurück. Für viele kam es überraschend, dass Ungarn zwei
       [1][umstrittene Transitlager] für Asylwerberinnen und Asylwerber an der
       Grenze zu Serbien schließt, wie Gergely Gulyás, Minister des
       Ministerpräsidenten, am Donnerstag in Budapest bekannt gab.
       
       Der EuGH hatte vor wenigen Tagen [2][die Unterbringung von Flüchtlingen in
       den von hohem Stacheldraht umgebenen Grenzlagern als „Haft“ qualifiziert].
       Wenn eine gerichtliche Prüfung ergebe, dass Asylwerber „ohne gültigen Grund
       in Haft genommen wurden, muss das angerufene Gericht sie unverzüglich
       freilassen“, so der EuGH. Denn die Lager zu verlassen war für die
       verzweifelten Menschen praktisch nur in Richtung Serbien möglich. Und
       Serbien ließ sie nicht ins Land.
       
       Ungarn hatte 2015 einen hermetischen Zaun errichtet und das Land gegen
       jeden – als gezielte Invasion von Wirtschaftsflüchtlingen dargestellten –
       Durchzug von Kriegsvertriebenen aus der Nahost-Region abgeschottet. Sehr
       zum Unwillen der EU-Kommission, die auf eine faire Verteilung von
       Flüchtlingen auf alle Mitgliedstaaten setzte.
       
       Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orbán ist ein Meister des
       Taktierens, wenn es um das Verhältnis zu Brüssel geht. Er provoziert so
       lange wie möglich, weicht dann aber im entscheidenden Moment einen Schritt
       zurück. Und hat dann die Genugtuung, dass seine anfangs umstrittene Politik
       inzwischen zum Mainstream in Europa geworden ist: Grenzen dicht! Das
       Nichtbefolgen eines Urteils des EUGH aber wäre offene Rebellion und könnte
       Sanktionen nach sich ziehen. Jetzt gibt [3][der Autokrat] den folgsamen
       Demokraten.
       
       Schon jetzt ist klar: Für die Flüchtlinge, die nach Ungarn wollen – selten
       um dort zu bleiben, in der Regel um nach Deutschland weiterzuziehen –, wird
       sich die Lage durch die Schließung der Lager von Röszke nicht verbessern.
       Ihre Asylanträge werden die Flüchtenden künftig nicht mehr auf ungarischem
       Territorium, sondern allenfalls in ungarischen Botschaften stellen können.
       Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass fast alle dort scheitern
       werden.
       
       21 May 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ungarns-Transitknaeste/!5684682
   DIR [2] /Asylrecht-in-Ungarn/!5685780
   DIR [3] /Sexuelle-Minderheiten-in-Ungarn/!5680297
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Leonhard
       
       ## TAGS
       
   DIR Ungarn
   DIR Viktor Orbán
   DIR Geflüchtete
   DIR Ungarn
   DIR Viktor Orbán
   DIR Ungarn
   DIR Geflüchtete
   DIR Ungarn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ungarn und der EuGH: Zu Unrecht am Pranger
       
       Das Gesetz über NGOs, das zur Offenlegung einer Finanzierung aus dem
       Ausland zwingt, verstößt gegen die Verträge der EU.
       
   DIR Ende von Sondervollmacht in Ungarn: Scheinbar großzügig
       
       Erst ließ sich Ungarns Premier Viktor Orbán unbegrenzte Vollmacht geben,
       jetzt gibt er sie zurück. Gebraucht hat er sie nie.
       
   DIR Geflüchtete in Ungarn: Transit-Lager schließt
       
       Ein abgeschottetes ungarisches Containerlager an der Grenze zu Serbien
       macht dicht. Damit folgt Budapest einem Urteil des Europäischen
       Gerichtshofes.
       
   DIR Ungarns Transitknäste: Essen als Waffe
       
       Wer Flüchtlingen fundamentale Rechte vorenthält, hat in der EU oft erst
       einmal freie Hand. Das muss sich ändern.
       
   DIR Sexuelle Minderheiten in Ungarn: Die transfeindliche Autokratie
       
       Im Windschatten repressiver Coronagesetze treibt Ungarns Premier Orbán die
       Demütigung von trans Menschen voran. EU-Abgeordnete protestieren.