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       # taz.de -- Schulöffnungen nach den Sommerferien: Zurück zum neuen Normal
       
       > Berlin will nach den Ferien wohl zurück zum Normalbetrieb. Was das genau
       > heißt, ist unklar. Senatorin Scheeres (SPD) will sich am Dienstag äußern.
       
   IMG Bild: Klein-Gruppe: Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) inspiziert den Corona-Schulalltag
       
       Berlin taz | Die Schulen in Berlin sollen nach den Sommerferien möglichst
       zu einem Normalbetrieb zurückkehren. Das zumindest werde in der
       Senatsbildungsverwaltung als „Hauptszenario“ besprochen, wie es aus für
       gewöhnlich gut informierten Koalitionskreisen heißt. Die Bildungsverwaltung
       will sich noch nicht offiziell äußern und verweist auf die Senatssitzung am
       kommenden Dienstag. „Die Senatorin hat ein großes Interesse an der Rückkehr
       zum Regelbetrieb in Kitas und Schulen“ – das ist bisher die offizielle
       Sprachregelung.
       
       Der Druck auf Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), nach den
       Sommerferien wieder zu einem Regelbetrieb in den Schulen zurückzukehren,
       wächst. In der vergangenen Woche hatte bereits Brandenburgs
       Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) gesagt, sie strebe – auch angesichts
       niedriger Infektionszahlen im Land – einen Normalbetrieb nach den
       Sommerferien an. Andere Länder wie Sachsen und Schleswig-Holstein haben
       sich bereits ähnlich festgelegt.
       
       Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte am Freitag dem
       RBB gesagt, es wäre wünschenswert, wenn nach den Ferien wieder alle Kinder
       täglich zur Schule gingen – wobei klar sein müsse, dass „die
       1,5-Meter-Abstandsregel nicht zu halten“ sei. [1][Scheeres hatte im
       taz-Interview] im Mai gesagt, Schulen und Eltern in Berlin würden noch vor
       den Ferien wissen, „wie es nach den Ferien aussehen soll“. Die
       SPD-Abgeordnete und Bildungsexpertin Maja Lasić sagte der taz, diese Ansage
       dränge nun: „Es wird Zeit, dass wir den Eltern nach Wochen im Homeschooling
       eine verlässliche Perspektive geben.“
       
       Schulleitungen in Berlin begrüßen den Öffnungskurs, in den auch Berlin nun
       einzuschwenken scheint, grundsätzlich, mahnen aber: „Wir erwarten ganz
       klare Rückfallpläne seitens des Senats, was passiert, wenn die
       Infektionszahlen wieder steigen sollten“, so betont Miriam Pech,
       Schulleiterin an der Heinz-Brandt-Sekundarschule in Pankow-Weißensee und
       Vorsitzende der Berliner Schulleiterinnen und Schulleiter an den
       Integrierten Sekundarschulen. „Es kann dann nicht der Plan sein, dass wir
       einfach wieder einzelne Schulen schließen“, sagt sie mit Blick auf
       Göttingen, wo nach einem Infektionsausbruch genau das geschehen war.
       
       ## Neue Covid-19-Teststrategie
       
       Der Bezirkselternausschuss Pankow hat sich ebenfalls in einem Antrag an die
       Bildungsverwaltung dafür ausgesprochen, Grundschulen wieder zu öffnen –
       verbunden mit einer neuen Covid-19-Teststrategie. „Das pädagogische
       Personal muss regelmäßig getestet werden“, heißt es dort.
       
       Das hält auch Schulleiterin Pech für eine gute Idee: „Flächendeckende Tests
       machen Sinn“ – auch aus Rücksicht auf die KollegInnen, die eine Rückkehr
       zum Regelbetrieb „natürlich auch verunsichere“, sagt Pech. „Es ist auch
       klar, dass ich Infektionsketten nicht mehr zurückverfolgen kann, wenn wir
       wieder Normalbetrieb in Klassenstärke statt in getrennten Kleingruppen
       haben.“
       
       Ab dieser Woche laufen in zunächst 24 Schulen und 24 Kitas bereits
       freiwillige, stichprobenartige Tests auf das Coronavirus bei Beschäftigten
       an, die keine Symptome zeigen. Auch eine länger angelegte Studie an 24
       Schulen ist geplant, bei denen auch Kinder getestet werden sollen. Das
       „Screening“ und die Studie sind Teil der [2][neuen Corona-Teststrategie des
       Senats] und sollen spätestens Ende Juni auch auf andere Bereiche wie
       Gastronomie und Pflegeheime ausgedehnt werden.
       
       Wie genau ein Normalbetrieb in Berlin nach den Sommerferien aussehen
       könnte, ist noch unklar. Wahrscheinlich ist, dass es einen täglichen
       Präsenzunterricht für alle geben wird, mit Konzentration auf Kernfächer wie
       Mathe, Deutsch und Fremdsprachen.
       
       ## Für alle Eventualitäten vorbereitet
       
       Unterdessen warnt die SPD-Abgeordnete Lasić die Bildungsverwaltung, sich zu
       sehr auf einen Normalbetrieb zu fokussieren: „Ich möchte, dass wir für alle
       Eventualitäten eines Mischbetriebs auch nach den Sommerferien vorbereitet
       sind“, sagt sie. Mischbetrieb hieße Präsenzunterricht mit Abstandsregeln
       und Homeschooling. Schließlich könnten die Infektionszahlen, gerade nach
       dem Sommerurlaub, auch wieder steigen. „Wir müssen uns jetzt fragen, wie
       wir das hinkriegen: Dafür braucht es zusätzliche Räume und mehr Personal,
       etwa über die Einbindung von Honorarkräften und freien Trägern.“
       
       Auch ihre Grünen-Kollegin Marianne Burkert-Eulitz sagt der taz: „Sollte es
       nach den Sommerferien im Mischbetrieb weitergehen müssen, braucht es
       konkrete Rahmenvorgaben.“ Bisher seien die Schulen zu sehr sich selbst
       überlassen gewesen.
       
       In einem gemeinsamen Koalitionsbeschluss haben Linke, Grüne und SPD am
       vergangenen Donnerstag bereits klargemacht, wie sie sich diesen Rahmen
       vorstellen – der zielt, neben einer Priorisierung von „Kindern mit
       besonderem Unterstützungsbedarf“, vor allem auch auf eine verlässliche
       Hortbetreuung zu den Kernarbeitszeiten, um eine „Mindestvereinbarkeit von
       Beruf und Familie zu gewährleisten“. Bisher ist der Notbetrieb im Schulhort
       nur für die Ferienzeit offiziell ausgesetzt.
       
       7 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Berlins-Bildungssenatorin-im-Interview/!5683309&s=scheeres/
   DIR [2] /Pflege-waehrend-der-Pandemie/!5685150&s=corona+teststrategie/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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