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       # taz.de -- Die Wahrheit: Holla, die Waldfee
       
       > Meine schönsten erotischen Desaster im Freien. Nicht zur Nachahmung
       > empfohlen. Jungen wie alten Leuten eine dringende Warnung.
       
       2020 wird der Sommer der Liebe, ich schwöre! Zwar nicht in großem Stil bei
       all den Festivals, also quasi Volierenvögeln, weil die Massenbelustigungen
       ja ausfallen. Dafür hat man jetzt endlich viel Zeit zu zweit allein daheim
       im Bettchen. Oder wollt ihr’s doch lieber in der freien Natur versuchen?
       
       Bleiben lassen. Sex im Freien wird überschätzt. Man liegt unbequem hart,
       wenn man überhaupt liegt, außerdem piksen die Tannennadeln im Po. Falls man
       die Hundedecke unterlegt, bekommt man andere Probleme, zum Beispiel Flöhe.
       Und nicht jeder Lover steht auf das frisch erworbene Fell aus dem, was Omas
       Golden Retriever schon vor Jahren abgeworfen hat.
       
       Es soll ja Menschen geben, die vom Risiko des Überraschtwerdens bei
       einschlägigen Belustigungen geradezu befeuert werden. Ich gehöre nicht
       dazu, weil ich von jeher aus Überzeugung langweilig war. Und stolz darauf.
       Gibt es das eigentlich als Button? „Langweilig, und stolz darauf!“ Dennoch
       hat es mich ein paarmal zu Heimlichkeiten ins Freie verschlagen, weil es
       gerade nicht anders ging. Hier die Hitliste meiner persönlichen erotischen
       Freiluft-Desaster:
       
       Platz 5: Der Waldrand. Das kam uns damals romantisch vor, aber daher weiß
       ich das mit den Tannennadeln. Auf der anderen Seite der Lichtung lauerte
       übrigens ein Hochsitz, der bestimmt leer war, doch seitdem leide ich an dem
       Gefühl, von Jägern komisch angeguckt zu werden.
       
       Platz 4: Das Deck einer Segelyacht. Hart, auch nicht wirklich Natur, aber
       ein toller Sternenhimmel als Kulisse. Wer nicht auf Beobachtung durch
       Dritte steht, sollte sich allerdings vorher alkoholisieren oder mit dem
       Hammer auf den Kopf hauen, denn nur narkotisiert kann man daran glauben,
       dass der Rest der Crew oder die Hafennachbarn von dem Spaß nichts
       mitbekommen.
       
       Platz 3: Das Ufer eines einsamen Badesees. Mücken, Mücken, Mücken!
       
       Platz 2: Der eigene Garten. Stellt euch ruhig vor, Frau Meier von nebenan
       wählt just diesen Moment, um sich ein Tässchen Zucker zu leihen. Das haben
       wir uns nämlich auch vorgestellt und unsere katzenhaarige Decke gleich
       wieder eingerollt, ehe es zu interessanten Geschehnissen kam. Ich hatte
       noch nicht einmal die Socken abgelegt. Tja, eben noch cool, dann doch eher
       fool.
       
       Platz 1: Das Bett im Kornfeld, schon sehr lange her. Jürgen Drews war
       schuld, wenn auch nicht unmittelbar beteiligt (ich schwöre!). Wir mussten
       raus aus dem Wohnwagen, weil da die Eltern meines Freundes langweilige
       Elterndinge wie Kochen und Abwaschen taten, während wir uns für das einzige
       Paar auf der Welt hielten, das wusste, wie man richtig Spaß hat. Also ab in
       die Halme! Piksfaktor 10. Und mit dem Helikopter hatten wir auch nicht
       gerechnet.
       
       Das Bett ist wirklich eine tolle Erfindung. Auch dicke Mauern und Türen mit
       Schlössern haben mir schon immer gefallen. Gibt es eigentlich schon ein
       Schild „Bitte nicht stören – hier vögeln sensible Langweiler“?
       
       10 Jun 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Fischer
       
       ## TAGS
       
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