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       # taz.de -- Vorstoß zur Cannabis-Legalisierung: Kiffer bleiben unerforscht
       
       > Bremens Koalition setzt sich für ein wissenschaftliches Modellprojekt zur
       > kontrollierten Abgabe von Cannabis ein – die Aussichten sind aber
       > schlecht.
       
   IMG Bild: Es gibt viele Gründe für eine Legalisierung von Cannabis
       
       Bremen taz | Bremen nimmt einen neuen Anlauf, um legalisiertes Kiffen
       erforschen zu dürfen. Am Mittwoch wird die rot-grün-rote Mehrheit im
       Parlament beschließen, dass sich der Senat für ein wissenschaftliches
       Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabis einsetzen soll. Das
       findet auch die FDP gut, die einen [1][eigenen Antrag] im Landtag stellt.
       
       Damit erfüllt Rot-grün-rot zwar ein Versprechen aus dem eigenen
       Koalitionsvertrag, in dem es heißt, dass [2][wir „alle Möglichkeiten
       ausschöpfen“ werde], um so ein Forschungsprojekt „auf den Weg zu bringen“.
       Aber die Aussichten dafür sind nicht gut: Schon 2017 war Bremen, zusammen
       mit Thüringen, bei dem Versuch gescheitert, mit Hilfe des Bundesrates die
       rechtlichen Hürden für solche Vorhaben zu senken.
       
       Auch ein Antrag des Landes Berlin, das ebenfalls ein derartiges
       Modellprojekt hatte durchführen wollen, war vom zuständigen Bundesamt für
       Arzneimittel und Medizinprodukte im März abgelehnt worden. In Berlin wollte
       man mit 350 Teilnehmer*innen erforschen, ob und in welchem Umfang
       Konsumrisiken durch eine kontrollierte Abgabe von qualitätsgeprüftem
       Cannabis reduziert werden können.
       
       Das rot-rot-grün regierte Berlin hatte bereits vor der erwarteten Ablehnung
       angekündigt, dagegen Rechtsmittel einlegen zu wollen. Ilona
       Osterkamp-Weber, Gesundheitspolitikerin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion,
       hofft, dass Bremen aus der Berliner Erfahrungen lernen und ein Antrag
       formulieren kann, der eine Chance auf Genehmigung hat: „Ich bin dafür, dass
       wir das versuchen.“
       
       ## Von Berlin lernen
       
       Der Senat soll nun „prüfen“, ein eigenes Modellprojekt zu beantragen.
       „Voraussichtlich wird das am Bund scheitern“, sagt der drogenpolitische
       Sprecher der Linken, OIaf Zimmer – sein erklärtes Ziel ist trotzdem,
       „endlich zu einer Legalisierung von Cannabis zu kommen“. Und auch
       Osterkamp-Weber findet die Strafverfolgung von Kiffern „unsäglich“.
       
       Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) hat nun zunächst im
       Bundesrat einen Entschließungsantrag zur Veränderung des
       Betäubungsmittelgesetzes eingebracht, sagt ihr Sprecher. Erst danach könne
       man ein wissenschaftlich kontrolliertes Modellprojekt durchführen. Und die
       Aussichten? „Wir haben in den letzten Wochen gemerkt, dass unser
       Entschließungsantrag bundesweit auf große Resonanz gestoßen ist.“
       
       Bereits der rot-grüne Koalitionsvertrag von 2015 hatte die
       Entkriminalisierung von Cannabis zum Eigengebrauch angestrebt und eben
       jenes Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe auf der Agenda. Bürgermeister
       Carsten Sieling (SPD) hatte sich in Spiegel, Bild, Stern, Welt und FAZ als
       [3][fortschrittlicher Prohibitionsgegner] verkauft. Gegen Ende der
       Legislatur kassierte die SPD derlei Bemühungen aber wieder ein. Nun beginnt
       der Antrag der Regierungsparteien wieder mit den Worten des
       [4][Koalitionsvertrages von 2015]: „Die Kriminalisierung von Cannabis
       schadet mehr, als sie nützt.“
       
       Dennoch machte Cannabis in der polizeilichen Kriminalstatistik von 2019
       etwa 57 Prozent aller Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz aus.
       Immerhin können Polizei und Staatsanwaltschaft laut [5][„verbindlichen
       Vorgaben“] seit April bei einer Menge von bis zu 15 Gramm Marihuana oder
       Haschisch von Strafverfolgung absehen. Auch das entspricht dem aktuellen
       Koalitionsvertrag.
       
       9 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://sd.bremische-buergerschaft.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZQ8hpJ8zV0Zl6xoA3y4vYysYDVUTKrKW8dG9mo6NJ7BR/Drucksache_Land_Drucksache_20-280.pdf
   DIR [2] http://spd-land-bremen.de/Binaries/Binary_6302/Koalitionsvereinbarung-RGR-2019-2023-mitU-final.pdf
   DIR [3] /Archiv-Suche/!5477310&s=modellprojekt+cannabis&SuchRahmen=Print/
   DIR [4] https://medien.bremen.de/sixcms/media.php/41/koalitionsvereinbarung-2015.pdf
   DIR [5] https://www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/2020-06-04_Drs-20-420_ce867.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Zier
       
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