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       # taz.de -- EU kämpft gegen Fake-News: Trump unter Beobachtung
       
       > Die EU-Kommission warnt vor dem US-Präsidenten und deutschen Impfgegnern.
       > Auch Russland und China stehen nach wie vor besonders im Fokus.
       
   IMG Bild: Trump-Tweets mit Warnhinweisen und Faktenchecks ergänzt
       
       Brüssel taz | Die EU verschärft ihren Kampf gegen Fake News und
       Desinformation – und nimmt dabei auch [1][US-Präsident Donald Trump] aufs
       Korn. Es sei gut, dass falsche Behauptungen von Trump im Internet kenntlich
       gemacht würden, sagte Kommissions-Vizechefin Věra Jourová am Mittwoch in
       Brüssel. Das Verhalten von Twitter sei vorbildlich.
       
       Der Kurznachrichtendienst hatte Trump-Tweets mit Warn-hinweisen und
       Faktenchecks ergänzt. Das US-Unternehmen will so Gewaltverherrlichung und
       Lügen eindämmen. „Ich unterstütze Twitters Reaktion auf Tweets von
       Präsident Trump“, sagte Jourová. „Sie haben faktengestützte Informationen
       geliefert und Tatsachen gefördert.“
       
       Allerdings stehen Trump und seine Unwahrheiten nicht im Zentrum der
       EU-Bemühungen. Brüssel zielt vor allem auf Russland und China. Beide Länder
       hätten in der Coronakrise gezielt Falschmeldungen gestreut und die
       Gesundheit gefährdet, so Jourová.
       
       Beweise blieb die Tschechin allerdings schuldig. Auf Nachfrage der taz,
       welchen Schaden Falschinformationen zu Corona angerichtet haben, erklärte
       sie, man habe noch keine Folgenabschätzung gemacht und könne daher auch
       keine Zahlen liefern. Allerdings mache man sich auch um Deutschland Sorgen.
       
       ## Nächstes Schlachtfeld
       
       Das Thema Impfung scheine das nächste Schlachtfeld zu werden, so Jourová.
       Als Beleg zitierte sie eine Studie, wonach die Impfbereitschaft in
       Deutschland um fast 20 Prozentpunkte gesunken sei. Dies hat wenig mit Fake
       News aus Moskau oder Peking zu tun – Impfgegner gab es in Deutschland immer
       schon.
       
       Nun fühlt sich Brüssel auch dafür zuständig. Wirre Verschwörungstheorien zu
       Covid-19 aus Deutschland interessieren die EU-Kommission genauso wie Tweets
       des US-Präsidenten oder Artikel im russischen Newskanal „RT“, die den Sinn
       des Händewaschens infrage stellen.
       
       Desinformation wird sogar als Bedrohung der inneren und äußeren Sicherheit
       wahrgenommen, wie die aktive Beteiligung des EU-Außenbeauftragten Josep
       Borrell zeigt. Europa müsse Propaganda aus Russland oder China abwehren und
       seine Werte verteidigen, sagte Borrell. Dabei müsse man auch mit der Nato
       und der G7 zusammenarbeiten.
       
       Der Kampf gegen Desinformation weitet sich aus – dabei hat die
       EU-Initiative bescheiden angefangen. Nach der Ukrainekrise wurde [2][eine
       Expertengruppe] eingerichtet, die sich zunächst auf Osteuropa
       konzentrierte. Später wurde die Aufklärungsarbeit auf den Balkan
       ausgeweitet.
       
       ## Im Visier
       
       Seit der Coronakrise ist auch China ins Visier geraten. Aufgeschreckt von
       Berichten über chinesische Coronahilfen in Italien oder Serbien, begann
       Brüssel, seine Experten auch auf Peking anzusetzen. Mit einem kalten Krieg
       gegen China à la Trump habe dies aber nichts zu tun, betonte Borrell.
       
       Brüssel ist jedoch wieder um bessere Beziehungen zu Peking bemüht, um nicht
       allein von Trump abhängig zu sein. Das hindert die Kommission nicht, den
       Kampf gegen Fake News im Internet auszuweiten. Künftig will sie Facebook &
       Co. einmal im Monat zum Rapport bitten. Die Plattformen sollen melden, was
       sie gelöscht haben und woher die unerwünschten Infos kamen.
       
       Bisher wurden vor allem russische Quellen erfasst. Man darf gespannt sein,
       ob nun bald auch Tweets aus dem Weißen Haus hinzukommen.
       
       10 Jun 2020
       
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