# taz.de -- SPD-Streit über Rassismus in der Polizei: Das große Schweigen
> Die Äußerung der SPD-Chefin zu Rassismus in der Polizei war nicht
> spektakulär. Die Aufregung darum spiegelt eher parteiinterne Kämpfe.
IMG Bild: Polizeiausbildung in Saarbrücken
Die Polizei in der Bundesrepublik ist in erfreulich ziviler Verfassung.
Sie hat, unter massivem Druck der liberalen Gesellschaft, seit den Zeiten
von RAF und Antiatombewegung viel dazugelernt. [1][Nicht nur in den USA],
auch in anderen europäischen Ländern findet sich in den Reihen der Polizei
mehr ungebrochener Korpsgeist.
SPD-Chefin Saskia Esken hat der Polizei kürzlich bescheinigt, es gebe
[2][in ihren Reihen latenten Rassismus]. Der müsse bekämpft werden, nicht
zuletzt im Interesse der großen Mehrheit der Ordnungshüter, die sich den
Bürgerinnen und Bürgern gegenüber korrekt verhalten, unabhängig von deren
Ethnie. Dafür sei eine unabhängige Beschwerdestelle nötig.
Das ist nun keine besonders spektakuläre Aussage. Es existieren zwar keine
exakten Studien darüber, ob Polizisten häufiger als der Durchschnitt zu
rassistischen Mustern neigen. Aber man kann vermuten, dass Menschen in
hierarchischen Organisationen anfälliger für autoritäre und ausgrenzende
Verhaltensweisen sind als in Ökoläden.
Umso erstaunlicher ist [3][die wütende Reaktion mancher
SPD-Innenminister], die sich jetzt tapfer vor die Polizei stellen und von
latentem Rassismus nichts wissen wollen. Die Riege der (meist männlichen)
Polizeibeschützer reicht von Horst Seehofer bis zu Linksfraktionschef
Dietmar Bartsch. Ihre Aufregung klingt einigermaßen hohl, weil Esken die
Polizei ja gar nicht unter Generalverdacht gestellt hat.
## Was macht eigentlich Kevin Kühnert?
Das staatliche Gewaltmonopol ist ein zivilisatorischer Fortschritt. Die
Ausübung dieses Monpols gilt es aber zugleich besonders kritisch unter die
Lupe zu nehmen. Dabei können Beschwerdestellen, die es in der Hälfte aller
Bundesländer bereits gibt, nützlich sein. Die von ziemlich mutwilligen
Missverständissen geprägte Debatte um Esken führt nicht weiter. Sie bedient
nur alte Reflexe und scheint eher SPD-interne Kämpfen zu spiegeln als die
Sache selbst. Erstaunlich ist allerdings, dass kein SPDler die Parteichefin
unterstützt hat. Was macht eigentlich Kevin Kühnert?
10 Jun 2020
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## AUTOREN
DIR Stefan Reinecke
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