URI: 
       # taz.de -- Videokonferenz mit den Ost-Ländern: Reden gerne, aber bitte über Geld
       
       > Am Mittwoch traf sich die Kanzlerin mit den ostdeutschen
       > MinisterpräsidentInnen. Die fordern, der Wirtschaftsstruktur ihrer Länder
       > Rechnung zu tragen.
       
   IMG Bild: Michael Müller und Angela Merkel noch nicht ganz handelseinig
       
       Berlin taz | Mag sein, dass in [1][Thüringen] und Sachsen,
       Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg jeweils
       eigene Auffassungen zum Umgang mit der Coronakrise herrschen. Wenn es aber
       um das Geld aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung geht, treten die
       sechs Länder geschlossen auf.
       
       An diesem Mittwoch war die Kanzlerin mit den ostdeutschen
       MinisterpräsidentInnen zur Videokonferenz verabredet. Blickt man auf die
       anschließende Pressekonferenz von Angela Merkel (CDU) und Berlins
       Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), scheint es – außer zum
       Stand der deutschen Einheit und der Wichtigkeit von [2][Abstandsregeln] –
       jedoch kaum Ergebnisse gegeben zu haben.
       
       Zuvor hatten die „Ost-MPs“ das Kanzleramt mit einem eigenen
       Forderungskatalog überrascht. In ihrer Beschlussvorlage verlangen sie vom
       Bund, bei der Ausgestaltung des milliardenschweren Förderprogramms „den
       Besonderheiten der Wirtschafts- und Sozialstruktur der ostdeutschen Länder
       hinreichend Rechnung zu tragen“.
       
       Die Wirtschaftsstruktur dort sei geprägt von kleinen Unternehmen mit wenig
       Eigenkapital, so die sechs Regierungschefs. Viele UnternehmerInnen seien in
       einem Alter, in dem Liquiditätshilfen in Form von Darlehen kaum mehr
       möglich sind. Michael Müller spricht vor der Presse von einer
       „strukturellen Schwäche, die man nicht wegdiskutieren kann“.
       
       Rentenzahlungen von Bund gefordert 
       
       Außerdem fordern die Ost-MPs von der Bundesregierung die komplette
       Übernahme der Rentenzahlungen aus früheren DDR-Zusatzversorgungssystemen.
       Die Sonderzahlungen, die bestimmte Berufsgruppen in der DDR ergänzend zur
       Rente erhielten, werden seit der Wiedervereinigung zu 40 Prozent vom Bund
       und zu 60 Prozent von den Ost-Ländern gezahlt.
       
       Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte jüngst vorgeschlagen, die
       Lasten hälftig zu verteilen. In ihrem Papier, das der taz vorliegt,
       verlangen die ostdeutschen RegierungschefInnen jedoch die vollständige
       Übernahme durch den Bund. Begründung: „Die ostdeutschen Länder sind nicht
       die Rechtsnachfolger der DDR.“
       
       Offensichtlich gab es hier keine Einigung. Während Merkel gar nicht auf das
       Thema einging, sagte Müller, man sei sich „noch nicht ganz handelseinig“.
       Er kündigte aber weitere Verhandlungen an und erwartet ein „konkretes
       Paket“.
       
       27 May 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Corona-Lockerungen-in-Thueringen/!5688422
   DIR [2] /Soziologie-der-Seuche/!5680215
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
       ## TAGS
       
   DIR Neue Bundesländer
   DIR Soli
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Fridays For Future
   DIR Bauernfrühstück
   DIR Schulden
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Ausbildung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Bündnis von FFF, Verdi und Paritätischem: „Wir wollen zusammenkommen“
       
       Die Frage, ob die Rettung der Lufthansa gut ist, entzweit Gewerkschaften,
       Sozialvereine und Klimaaktivist*innen. Sie raufen sich trotzdem zusammen.
       
   DIR Schlechte Stimmung bei der MPK-Ost: Politisches Sedativum
       
       Um von aktuellen und unangenehmen politischen Fragen abzulenken, schwärmen
       Merkel und Berlins Bürgermeister von 1989/80 – funktioniert immer.
       
   DIR Abgeordnetenhaus Berlin: Rot-Rot-Grün überholt sich selbst
       
       Fraktionen wollen die Coronakredite anders als der Senat schon vor der
       Sommerpause beschließen. Sonst könnten die Milliarden zu spät kommen.
       
   DIR Corona-Streit zwischen Bund und Ländern: Merkels Machtwort
       
       Der Dissens ist nicht länger zu kaschieren. Immer mehr
       MinisterpräsidentInnen wollen weiter lockern und setzen sich vom
       Corona-Kurs der Kanzlerin ab.
       
   DIR Ausbildungsplätze im Norden: Was kommt nach der Coronaschule?
       
       Eltern sorgen sich um das Ausbildungsjahr 2020. Die Kammern melden weniger
       Verträge als im Vorjahr. Mehr Jugendarbeitslosigkeit wird befürchtet.