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       # taz.de -- Meisterschaft des FC Bayern: Es geht doch um uns alle!
       
       > Um die Dominanz des FC Bayern in der Bundesliga zu brechen, muss jedes
       > Mittel recht sein. Wie wär's mit einem Handicap-Start? Oder nur zehn
       > Spielern?
       
   IMG Bild: Der FC Bayern kennt nur eine Richtung: nach vorn. Das weiß auch Thomas Müller
       
       Die seherischen Fähigkeiten von [1][Michael Reschke] sind nur auf den
       ersten Blick beeindruckend. Zu Beginn der 2018er Saison prognostizierte er:
       „Sie werden dieses Jahr Meister, nächstes Jahr und übernächstes.“ Sie, das
       sind die Bayern. Sie wurden damals tatsächlich Meister, und in dieser
       Spielzeit stehen die Roten vor ihrer 30. Meisterschaft in der Bundesliga.
       
       Der kicker versucht sich zwar noch brav an die Fakten zu halten und
       schreibt davon, dass der FC Bayern „fast“ Meister sei, drei Spieltage vor
       Schluss, aber die normative Kraft des Prognostischen schlägt jetzt schon
       durch und macht die Münchner zum Champion. Die vergangenen sieben
       Meisterschalen hat stets der FC Bayern gewonnen. Nicht auf dem Stockerl
       standen sie zuletzt 2007. Die Siegesserie erinnert an jene des [2][BFC
       Dynamo], der ab 1979 zehnmal die DDR-Oberliga gewann und dem politischen
       Mehltau, der über dem Land lag, noch eine Schicht staubtrockene Langweile
       beifügte.
       
       Prognostiker Reschke war im Jahr 2018 Sportvorstand beim VfB Stuttgart,
       mittlerweile ist er beim FC Schalke 04 untergekommen, und die Bayern kennt
       er auch von innen. Er war da mal Technischer Direktor. Reschke hat also
       diesen Dominanzbetrieb in all seinen Gewerken studieren dürfen, weswegen er
       auch hätte sagen können: Die Bayern werden der BFC Dynamo der kommenden
       20er Jahre. Wer soll sie nach 34 Spieltagen hierzulande schlagen? Wer lehnt
       sich gegen das Zwangsläufige auf? Wie kann es sein, dass selbst die
       schärfste Konkurrenz leise vor sich hin murmelt: „Bundesliga ist, wenn 18
       Mannschaften im August antreten und am Ende der FC Bayern die Meisterschale
       stemmt“?
       
       ## Die Fleischtöpfe müssen umgetopft werden
       
       Reschke hat sich ja auch so seine Gedanken gemacht, wie man dem Hegemon ein
       bisschen ans Bein pinkeln könnte. Über die Einführung von Playoffs hat er
       mit Kollegen diskutiert. Die besten vier oder acht Teams der Hauptrunde
       kämen nach diesem Modell am Ende der Saison zu ein paar Knock-out-Spielen
       zusammen. Die Basketball-Bundesliga macht gerade vor, wie das gehen könnte.
       Auch im Eishockey ist so ein Prozedere üblich. Es hat den Vorteil, dass
       sich in der sogenannten Crunch-Time mitunter Underdogs aufschwingen, die
       Alphatiere zu ärgern und die festgefügte Ordnung zu brechen.
       
       Da der Fußball ein recht traditioneller Sport ist, müssen wohl noch fünf
       bis sechs weitere Bayern-Meisterschaften von den Herren Rummenigge und
       Hoeneß gefeiert werden, bis über Maßnahmen zur Begrenzung der Ödnis
       nachgedacht wird. Wären also nicht doch Playoffs sinnvoll? Wie wär’s mit
       einem Handicap-Start der Bayern mit vier oder am besten gleich zehn
       Punkten? Eine Umverteilung der Fernsehgelder? Abschaffung der 50+1-Regel
       für alle Klubs außer dem FC Bayern? Die Bayern-Elf wird künftig zu einer
       Bayern-Zehn?
       
       Sie sehen schon, liebe Leser, wir denken hier vielleicht ein bisschen zu
       disruptiv, aber wir haben doch nur das Gute für Sie, liebe Fußballfans, im
       Sinn: die beste Unterhaltung in der Bundesliga mit Spannung bis zum letzten
       Spieltag. Man könnte natürlich auch in postmodernem Sprech auf die
       Bundesliga losgehen und ihr mangelndes Diversity-Konzept anprangern: dass
       also die Kleinen und Unterprivilegierten einfach nicht mehr zu ihrem Recht
       kommen.
       
       SC Freiburg for Championship! Werder Bremen per Nord-Quote in die Champions
       League!
       
       Wenn der normale Wettbewerb immer nur diese von alten weißen Männern
       geführte Truppe aus dem prosperierenden Süden der Republik an die
       Fleischtöpfe führt, dann müssen die Fleischtöpfe eben umgetopft werden.
       Auch Hertha BSC hat ein Anrecht auf ein leckeres Fresschen! Der böse
       neoliberale Fußball, könnten Fußball-Aktivisten nun schwungvoll dichten,
       muss einem partizipativen, in jeder Hinsicht gerechten Fußball weichen. Das
       wäre immerhin ein interessantes Experiment, an dem dann hoffentlich auch
       der BFC Dynamo teilnimmt.
       
       14 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Reschke
   DIR [2] /Rassismus-beim-BFC-Dynamo/!5348199
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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