# taz.de -- Weltinvestitionsbericht der Unctad: Massive Umwälzungen
> Der neue UN-Bericht zeigt: Die Corona-Krise beschleunigt den
> tiefgreifenden Wandel der Weltwirtschaft. Vor allem Entwicklungsländer
> seien betroffen.
IMG Bild: Wie wird sie die Krise treffen? Eine Straßenhändlerin in Mexiko
Dpa |Die internationale Warenproduktion befand sich schon vor der
Corona-Pandemie durch wachsenden Robotereinsatz und Digitalisierung im
Wandel; diese Entwicklung dürfte sich nun aber noch beschleunigen. Das
schreibt die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) in ihrem
[1][neuen Weltinvestitionsbericht, der am Dienstag veröffentlicht] wurde.
Die gerade für Entwicklungsländer so wichtigen ausländischen
Direktinvestitionen (FDI) dürften demnach in diesem Jahr um 40 Prozent
einbrechen, und der Trend deute nicht auf eine Rückkehr zu früheren
Wachstumsraten hin.
Vergangenes Jahr lagen die FDI bei 1,54 Billionen Dollar (1,36 Billionen
Euro) – ein Zuwachs von drei Prozent. Allerdings profitieren davon vor
allem Industrieländer, Richtung Entwicklungsländer gingen die Investitionen
leicht zurück, so die Unctad.
Dieses Jahr dürften die FDI unter eine Billion Dollar fallen, so tief wie
seit 2005 nicht mehr, schätzen die UN-Ökonomen. Einen weiteren Rückgang
insgesamt fürchten sie auch für 2021, um fünf bis zehn Prozent, ehe 2022
eine Erholung möglich sei. Die Aussicht auf eine tiefe Rezession werde
viele internationale Firmen zwingen, geplante Investitionen vor allem im
Ausland zu überdenken.
## Grenzüberschreitende Investitionen weiter gebremst
Die Weltwirtschaft stehe vor großen Umwälzungen. Schon nach der Finanzkrise
2007/2008 seien grenzüberschreitende Investitionen in Sachwerte nicht mehr
deutlich gewachsen. Der Welthandel sei träge geblieben und globale
Wertschöpfungsketten seien sogar zurückgegangen.
Die Nachhaltigkeitsdebatte habe den Trend zu regionalerer Produktion
beflügelt. Hinzu komme wachsender Protektionismus in vielen Weltregionen.
Die Unctad rechnet mit mehr Veräußerungen und mehr Rückführungen von
Produktion. Länder und Regionen wollten Lieferketten, die weniger
schockanfällig sind. Die Corona-Krise beschleunige diese Trends.
„Die große Umwälzung in der internationalen Produktion wird in den
kommenden zehn Jahren große Auswirkungen auf Entwicklungsländer haben“,
meinte Unctad-Generalsekretär Mukhisa Kituyi. Chancen für die Anwerbung von
Investitionen sieht die Unctad im Aufbau attraktiver
Dienstleistungslösungen sowie nachhaltiger, umweltfreundlicher
Volkswirtschaften.
16 Jun 2020
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DIR [1] https://unctad.org/en/pages/PublicationWebflyer.aspx?publicationid=2769
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