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       # taz.de -- Kultursenator kritisiert Bundeshilfen: Die Kultur kommt schlecht weg
       
       > Die Lufthansa bekommt neun Milliarden Euro vom Bund, die Kultur
       > bundesweit nur eine, kritisiert Berlins Kultursenator Lederer (Linke).
       
   IMG Bild: So schnell wie möglich sollten Hilfen kommen, hatte Klaus Lederer gefordert
       
       Berlin taz | Beifall hört sich ganz anders an: Kultursenator Klaus Lederer
       (Linke) begrüßt zwar, dass der Bund die von der Coronakrise stark
       gebeutelte Kultur endlich mit einer Milliarde Euro unterstützen will. „Es
       ist gut, dass drei Monate nach Beginn der Pandemie die Kultur nun auch
       durch die Bundesregierung adressiert wird“, sagte er laut einer
       Stellungnahme vom Freitagmorgen.
       
       Allerdings sei die Summe angesichts der dramatischen Lage der Branche zu
       wenig und deren Bedeutung nicht angemessen. „Die Milliarde zeigt den
       Stellenwert der Kultur – etwa im Vergleich zur Subventionierung einer
       Airline mit neun Milliarden Euro.“ Er bezog sich damit auf die geplante
       Unterstützung des Bundes für die angeschlagene Lufthansa.
       
       Lederer hatte mehrfach und nachdrücklich Förderprogramme des Bundes für die
       Kulturlandschaft gefordert. So [1][sagte er der taz] vor einer Woche:
       „Berlin kann das nicht alleine stemmen.“ Von den 50 Milliarden Euro, die
       der Bund für seine Soforthilfe eingestellt hat, seien hingegen bis dahin
       lediglich ein Viertel abgeflossen gewesen – der Bund verfüge also über
       genügend Mittel. „Die Ankündigung der Bundeskanzlerin, dass man nun auch
       der Kultur helfen wolle, hat mich gefreut. Wenn das endlich mal Konturen
       annimmt, könnte ich auch ruhiger schlafen.“
       
       Doch die Konturen, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am
       Donnerstag vorgestellt hat, missfallen Lederer offensichtlich. Laut
       Grütters soll mit 250 Millionen Euro Kultureinrichtungen bei der Umsetzung
       etwa von Hygienekonzepten, Online-Ticket-Systemen oder Belüftungssystemen
       geholfen werden. Bis zu 450 Millionen Euro sind vorgesehen, um
       Kulturschaffende aus der Kurzarbeit zu holen und ihr Wirken zu finanzieren.
       Für die Schaffung digitaler Angebote stehen 150 Millionen Euro bereit. Mit
       100 Millionen sollen coronabedingte Einnahmeausfälle ausgeglichen werden.
       
       „Leider wird die Förderung nicht Ländern und Kommunen bei der
       Infrastruktursicherung helfen“, kritisierte der Kultursenator – wobei
       unklar blieb, was er genau damit meinte. Auch die Kunstschaffenden würden
       mit bürokratischen Überbrückungshilfen bis September keine soziale und
       berufliche Perspektive erhalten, so Lederer weiter. Er gehe zudem davon
       aus, dass die Kultur auch über September hinaus deutlich Einbußen wegen
       Corona haben werde.
       
       Lederer dürfte sich damit in seinen früheren Befürchtungen bestätigt sehen.
       „Wenn in Deutschland ein Kraftakt unternommen wird, für den manche
       kriegerische Metaphern nutzen wie ‚Bazooka‘, dann ist es schon richtig,
       immer wieder darauf zu bestehen, dass der Kulturbereich nicht an den Rand
       gedrückt wird“, hatte er im taz-Interview gesagt. Genau das scheint nun zu
       passieren.
       
       Berlin ist besonders stark durch die Corona-Pandemie getroffen, weil die
       Kulturlandschaft hier vielfältiger und größer ist ist als in allen anderen
       Bundesländern. Sie hat damit auch für die Wirtschaft insgesamt eine
       besonders große Bedeutung. „Die Dynamik von Corona ist ein Problem für die
       Kreativ- und Tourismusbranche und damit für unsere Stadt“, hatte
       Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) [2][der taz gesagt]. „Die Branchen,
       die die Stadt gut durch die Finanzkrise vor gut zehn Jahren gebracht haben
       – Tourismus, der Schwerpunkt auf Dienstleistungen – sind von dieser Krise
       stark gebeutelt.“
       
       Das Land hatte dies früh erkannt und selbst Hilfsprogramme für
       Solo-Selbstständige sowie kleine und mittlere Kulturbetriebe in Höhen von
       mehreren hundert Millionen Euro aufgelegt. Deren Mitteln waren stark
       nachgefragt und sind zu weiten Teilen aufgebraucht.
       
       5 Jun 2020
       
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