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       # taz.de -- Zentralbank zu Folgen von Corona: EZB warnt vor Absturz
       
       > „Das Schlimmste steht noch bevor“, sagt die EZB-Präsidentin Lagarde. Sie
       > fordert schnelles Handeln der Europäer. Das EU-Aufbauprogramm bleibt
       > hochumstritten.
       
   IMG Bild: Die Europäische Zentralbank warnt vor einem Absturz aufgrund der Coronakrise
       
       Brüssel taz | Deutschland hui, Europa pfui: Nach dem [1][ergebnislosen
       EU-Gipfel zum Wiederaufbau] gehen die Einschätzungen zur Coronakrise weit
       auseinander. Während die Europäische Zentralbank vor einem noch tieferen
       Absturz warnt, gibt sich die Bundesbank tiefenentspannt. „Der Tiefpunkt
       dürfte mittlerweile hinter uns liegen, und es geht wieder aufwärts“, sagte
       deren Präsident Jens Weidmann der FAS. Auf den scharfen Einbruch wegen der
       Corona-Pandemie werde eine langsame Erholung folgen.
       
       Tiefschwarz sieht dagegen [2][EZB-Präsidentin Christine Lagarde]. „Die
       EU-Wirtschaft erlebt einen dramatischen Absturz“, sagte sie beim
       Videogipfel der Staats- und Regierungschefs am Freitag. Im zweiten Quartal
       rechne sie mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 13 Prozent. So
       stark ist die Konjunktur in Europa noch nie eingebrochen.
       
       „Das Schlimmste steht noch bevor“, warnte die Französin. Die EU müsse daher
       schnell handeln und das angekündigte Wiederaufbauprogramm beschließen.
       Sonst könne die relativ gute Stimmung an den Märkten kippen.
       
       Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, 750 Milliarden Euro an neuen
       Schulden aufzunehmen, um ein gigantisches Konjunkturprogramm zu
       finanzieren. Der Großteil – 500 Milliarden Euro – soll als nicht
       rückzahlbarer Transfer an die Krisenländer in Süd- und Osteuropa fließen.
       
       ## Merkel zweifelt an Datenbasis
       
       Die größten Summen dürften nach Italien, Spanien und Frankreich gehen, wie
       der [3][Brüsseler Thinktank Bruegel] berechnet hat. Im Vergleich zur
       Wirtschaftsleistung würden allerdings Bulgarien, Kroatien und Griechenland
       am meisten profitieren. Dies führt zu neuem Streit. So zweifelte
       Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag die „Datenbasis“ der EU-Kommission
       an. Tatsächlich bezieht sich Brüssel bei seinen Berechnungen auf Zahlen aus
       2019, also der Zeit vor der Coronakrise.
       
       Die Schwere der Pandemie wird dagegen nicht berücksichtigt. Streit gibt es
       auch über den Zeitplan. Merkel forderte, das Konjunkturprogramm schnell zu
       beenden und die EU-Schulden rasch zurückzuzahlen. Dagegen verlangen Italien
       und Spanien, die Hilfen nicht vorzeitig zu kappen. Die EU plant einen
       weiteren Gipfel Mitte Juli.
       
       22 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Videokonferenz-der-EU-Staaten/!5691636
   DIR [2] /Wandel-beim-IWF/!5634577
   DIR [3] https://www.bruegel.org/2020/06/the-eus-recovery-fund-proposals-crisis-relief-with-massive-redistribution/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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