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       # taz.de -- Kohlevertrag der Großen Koalition: Teure Chance fürs Klima
       
       > Der Vertrag zum Kohleausstieg ist besser geraten als befürchtet. Für die
       > Steuerzahler wird er aber auch teuer.
       
   IMG Bild: Hier ist bald Ende Gelände: Tagebau Jänschwalde
       
       Die Sorgen im Vorfeld waren groß: Statt den [1][Kohleausstieg] zu
       beschließen, würde die Bundesregierung den Kohlekonzernen eine
       Bestandsgarantie für ihre Kraftwerke geben, hatten Umweltverbände gewarnt.
       Und tatsächlich bestand die reale Gefahr, dass die Regierung sich in einem
       unkündbaren öffentlich-rechtlichen Vertrag verpflichtet, den geplanten
       Kohleausstieg bis 2038 auch später nicht mehr zu verschärfen. Das wäre eine
       Katastrophe gewesen. Denn mit diesem Pfad, da sind sich die ExpertInnen
       einig, kann Deutschland den notwendigen Beitrag zum Pariser Klimaziel
       garantiert nicht erbringen.
       
       Doch die Warnungen und Proteste haben gewirkt: Der Vertrag, den die
       Regierung jetzt – anders als befürchtet – komplett und ungeschwärzt
       veröffentlicht und dem – anders als zeitweise geplant – auch der Bundestag
       noch zustimmen muss, verhindert einen früheren Kohleausstieg ausdrücklich
       nicht. Wenn der Ausstieg, wie von der Kohlekommission als Option gefordert,
       um drei Jahre vorgezogen wird, steht den Unternehmen keine neue
       Entschädigung zu. Und politische Vorgaben, die die Kohleverstromung weniger
       wirtschaftlich machen, etwa ein [2][höherer CO2-Preis] auf nationaler oder
       EU-Ebene oder ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien, bleiben
       ausdrücklich und entschädigungsfrei möglich. Damit haben spätere
       Regierungen weiterhin die Chance, den Kohleausstieg so zu beschleunigen,
       dass er mit den Klimazielen zumindest ansatzweise in Einklang steht.
       
       Diese Chance wird allerdings teuer erkauft: Zum einen ist es nicht
       gelungen, Sicherheit für die bedrohten Dörfer am Tagebau Garzweiler zu
       erreichen; anders als der [3][Hambacher Wald] sind sie weiter von den
       Kohlebaggern bedroht. Zum anderen erhalten RWE und Leag für das Abschalten
       ihrer Braunkohlekraftwerke weitaus mehr Geld, als aus heutiger Sicht
       angemessen erscheint – denn die Kraftwerke rechnen sich wegen der
       veränderten Marktbedingungen kaum noch und würden wohl auch ohne den
       Vertrag abgeschaltet. Aber die Milliarden für die Konzerne – und die vielen
       weiteren, die in die betroffenen Länder fließen – sind wohl der Preis
       dafür, dass der Kohleausstieg jetzt ohne neue Konflikte kommen kann.
       
       Die Konzerne können nicht gegen den Ausstieg klagen, die Beschäftigten sind
       abgesichert, und die Regionen haben eine Perspektive. Wenn nun der Markt
       und künftige Regierungen unter dem hoffentlich anhaltenden Druck der jungen
       Generation noch dafür sorgen, dass der Ausstieg am Ende deutlich schneller
       kommt, könnte der Kohleausstieg doch noch gelingen.
       
       24 Jun 2020
       
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