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       # taz.de -- Israels Annexionspläne: Netanjahu will mehr
       
       > Laut Koalitionsvertrag könnte Israels Premier Netanjahu ab Mittwoch Teile
       > des Westjordanlands annektieren lassen. Doch noch ist vieles unklar.
       
   IMG Bild: Was der israelische Premier Benjamin Netanjahu genau plant, ist ungewiss
       
       BERLIN taz Seit Monaten wird in Israel und den palästinensischen Gebieten
       der 1. Juli mit Spannung erwartet. Laut Koalitionsvertrag darf Israels
       Regierungschef Benjamin Netanjahu ab Mittwoch Schritte zur angekündigten
       Annexion von Teilen des Westjordanlands einleiten. Er kann seine Pläne per
       Kabinettsbeschluss oder mit Parlamentsmehrheit umsetzen.
       
       Allerdings: Noch immer ist völlig unklar, um welche Gebiete es genau geht.
       Grundlage für eine Annexion von Palästinensergebieten ist der umstrittene
       Nahostplan, den die US-Regierung im Januar vorgestellt hat – eine
       Trump’sche Vision, die einen noch zu schaffenden Rumpfstaat Palästina und
       ein flächenmäßig erweitertes Israel vorsieht. Dass der Plan jemals
       umgesetzt wird, gilt als ausgeschlossen. Netanjahu aber will – in Absprache
       mit der US-Administration – unilateral Teile des Westjordanlands
       annektieren.
       
       Zur Debatte stehen zum einen die rund dreißig Prozent des Westjordanlands,
       die in Trumps Plan vorgesehen sind. Das hieße: die israelischen Siedlungen
       sowie das Jordantal. Wahrscheinlicher aber ist zunächst eine Annexion
       kleineren Ausmaßes. So [1][berichtete] die Times of Israel, dass zunächst
       nur die drei großen Siedlungsblöcke Ariel, Ma'ale Adumim und Gusch Etzion
       zu israelischem Staatsgebiet erklärt werden sollen.
       
       Völkerrechtlich sind die Siedlungen illegal, da sie sich auf besetztem
       Gebiet befinden, das die Palästinenser*innen für einen eigenen Staat
       beanspruchen. Israel hat das Westjordanland nach einem arabischen
       Angriffskrieg 1967 besetzt.
       
       ## Die Kartierung beginnt
       
       Während die Palästinenserführung in Ramallah jegliche Annexion ablehnt, ist
       das Thema auch innerhalb der israelischen Regierung umstritten.
       Verteidigungsminister Benny Gantz von Blau-Weiß sagte am Montag, er wolle
       die Pläne wegen Corona verschieben, woraufhin Netanjahu nur anmerkte: „Das
       Thema hängt nicht von Blau-Weiß ab.“ Man sei in Abstimmung mit den USA. Der
       US-Gesandte Avi Berkowitz war zu Wochenbeginn nach Israel gereist, um über
       das Thema zu beraten. Zuvor hatte ein israelisch-amerikanisches Team mit
       der Kartierung des Gebiets begonnen.
       
       [2][International ist Israels Plan umstritten.] „Annexion ist illegal.
       Punkt“, sagte UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet am Montag.
       [3][Der Bundestag will am Mittwoch beraten.] In einem Antragsentwurf heißt
       es, eine Annexion stünde im Widerspruch zu internationalem Recht.
       Deutschland setzt sich wie die EU für eine Zweistaatenlösung ein. Allgemein
       gilt die Bereitschaft zu einem begrenzten Gebietstausch dafür als
       Voraussetzung – allerdings nach Verhandlungen, nicht nach unilateral
       erklärten Schritten.
       
       30 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.timesofisrael.com/netanyahu-to-initially-annex-3-settlement-blocs-not-jordan-valley-officials/
   DIR [2] /UN-gegen-Israels-Annexionsplaene/!5697088
   DIR [3] /Moegliche-Annexion-im-Westjordanland/!5697277
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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