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       # taz.de -- Oxfamstudie zu Bedingungen in Supermärkten: Lidl bessert sich, Edeka nicht
       
       > Eine Oxfamstudie zeigt, wie sich Supermärkte um ihre Mitarbeiter kümmern.
       > Noch immer sind jene zu wenig im Blick, die für gefüllte Regale sorgen.
       
   IMG Bild: Oxfam: „Die Supermärkte kümmern sich etwas mehr um ihre Leute, aber längst nicht gut genug“
       
       Berlin taz | Der Skandal beim Schlachtriesen Tönnies aus
       Nordrhein-Westfalen wirft ein Schlaglicht auf Ausbeutung im
       Lebensmittelsektor. Die schlechte Behandlung von ArbeiterInnen in den
       Weinbergen Südafrikas oder auf den Bananenplantagen Ecuadors hingegen
       bleibt häufig verborgen. Die Menschenrechtsorganisation Oxfam [1][versucht
       seit Jahren, Licht ins Dunkle zu bringen]. Am Dienstag hat sie ihren
       dritten „Supermarkt-Check“ veröffentlicht.
       
       Ergebnis: Einige deutsche Supermärkte schneiden besser ab als in den
       Vorjahren, liegen im internationalen Vergleich aber weiter hinten. Noch
       immer haben die Supermärkte diejenigen zu wenig im Blick, die für gefüllte
       Regale sorgen, die Bananen, Erdbeeren, Tee ernten, sie verarbeiten und
       liefern. „Die Supermärkte kümmern sich etwas mehr um ihre Leute, aber
       längst nicht gut genug“, kritisiert Franziska Humbert, bei Oxfam
       Deutschland zuständig für Arbeitsrechte und soziale
       Unternehmensverantwortung. Allen voran drücke Edeka sich vor seiner
       Verantwortung. Humbert fordert die Bundesregierung auf, [2][per Gesetz
       „endlich gegenzusteuern“].
       
       Oxfam hat die Geschäftspolitik von 16 der größten Supermärkte in
       Deutschland, den USA, Großbritannien und den Niederlanden analysiert – wie
       auch schon 2018 und 2019. Mitarbeiter haben die Webseiten der Unternehmen
       durchforstet und öffentlich zugängliche Quellen ausgewertet. Ihre
       entscheidenden Fragen waren dabei: Suchen die Manager in Deutschland ihre
       Bananenlieferanten in Süd- und Zentralamerika nur danach aus, wie niedrig
       ihr Preis ist? Oder schließen sie solche aus, die ihren Pflückern einen
       Hungerlohn zahlen, sie ohne Schutz mit Spritzmitteln hantieren lassen und
       ihnen keine vernünftigen Arbeitsbedingungen garantieren? Fördern sie kleine
       bäuerliche Betriebe und schützen sie Frauen vor Diskriminierungen, auch in
       Deutschland?
       
       ## Umweltaspekte reichen nicht
       
       Ergebnis 2020: Lidl hat einen Sprung nach vorne gemacht – und statt wie im
       vergangenen nur 9 Prozent jetzt 32 Prozent der Gesamtpunktzahl geholt.
       [3][Aldi Süd und Rewe haben einiges verbessert] und 25 Prozent erreicht.
       Aldi Nord kommt auf 18 Prozent. Edeka landet mit mageren 3 Prozent auf dem
       letzten Platz, auch international.
       
       Edeka erklärte der taz, dass es sich beim Supermarktcheck „nicht um eine
       objektive Studie handele“, weil nur die Außendarstellung und nicht das
       „wirkliche Engagement“ bewertet werde. Sie nähmen die Einhaltung der
       Menschenrechte „sehr ernst“. So importiere Edeka beispielsweise die Hälfte
       der in Deutschland verkauften Fair-Trade-Rosen und arbeite auch mit dem
       Umweltverband WWF zusammen. Bei der Zusammenarbeit mit dem WWF gehe es „in
       erster Linie um Umweltaspekte“, meint Humbert.
       
       Die seien „zweifelsohne wichtig. Die menschenrechtliche Verantwortung ist
       jedoch ebenso zentral“. Und weiter verteidigt sie die Analyse: „Edeka hat
       anders als seine Konkurrenten im Januar dieses Jahres eine Vereinbarung, in
       den globalen Lieferketten für existenzsichernde Löhne zu sorgen, nicht
       unterschrieben. Einen Menschenrechtsbeauftragten hat Edeka auch nicht.“
       
       Das Problem: „Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“, so steht es in dem
       Supermarktcheck, „halten die Schwarzgruppe (Lidl und Kaufland), Aldi, Rewe
       und Edeka 85 Prozent der Marktanteile.“ Die Konzerne hätten so die „Macht,
       ihren Lieferanten Preise und Konditionen zum eigenen Vorteil zu diktieren“.
       
       Für die deutschen Lebensmittelketten zählt das Image, günstig zu sein, in
       jedem Fall sehr viel. Das zeigen ihre Werbekampagnen der vergangenen
       Monate, bei denen sie mit Niedrigpreisen warben. „Für diesen knallharten
       Preiswettbewerb zahlen andere: die Produzenten und Lieferanten“, so
       Oxfam-Expertin Humbert.
       
       30 Jun 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Gersmann
       
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