# taz.de -- Gleichgeschlechtliche Partnerschaft: Montenegro traut sich
> Der Balkanstaat führt gleichgeschlechtliche Partnerschaften ein. Man darf
> sich freuen, auch wenn damit längst nicht alles rundläuft für LGBTQ im
> Land.
IMG Bild: Pride-Parade in Podgorica im November 2018
Ausgerechnet die Menschen aus Montenegro, gern verspottet als
„Bergserb*innen“, vor allem aus der Richtung Belgrad und Umgebung, trauen
sich jetzt aus der Deckung. Nach mehreren Anläufen hat das Parlament in
Podgorica die [1][Einführung Eingetragener Lebenspartnerschaften]
beschlossen. Damit dürfen sich Schwule und Lesben künftig gleicher Rechte
und Pflichten erfreuen wie heterosexuelle Eheleute. Nur bei der Adoption
hört der Spaß auf, aber da haben ja [2][auch andernorts] vermeintlich
aufgeklärte Geister noch Gesprächsbedarf.
Das Balkanland mit rund 600.000 Einwohner*innen steht nur selten im Zentrum
internationaler Aufmerksamkeit. Im vergangenen November machte [3][ein
19-jähriger trans Mann] Schlagzeilen, der sich nach mehreren tätlichen
Angriffen öffentlich taufen ließ.
Im Schoß der Orthodoxen Kirche Schutz zu suchen liegt in Montenegro nicht
unbedingt nahe. Schließlich gehört es zum Standardprogramm der Popen, sich
bevorzugt an Prides als „Paraden von Sodom und Gomorrha“ abzuarbeiten und
LGBTQ-Menschen als „Päderasten“ zu verunglimpfen.
Diese kruden Thesen fallen bei vielen Politiker*innen und einem Großteil
der Bevölkerung immer noch auf fruchtbaren Boden. Der Chef der größten
Oppositionspartei, Nebošja Medojević, beklagte sich bitterlich. Nach allem,
was die Community Montenegro schon weggenommen habe, wolle sie jetzt auch
noch an die Familien ran.
## Vorbereitung auf eine EU-Mitgliedschaft
Wie wohltuend waren da die Worte von Regierungschef Milo Đjukanović, der
die Reife der Gesellschaft lobte und das Land einen Schritt näher an den am
weitesten entwickelten Demokratien der Welt sieht. Überbordendes Engagement
für LGBTQ-Belange ist nicht überliefert. Dafür war Đjukanović umso aktiver,
wenn es um die Anbahnung lukrativer Geschäfte mit dem Schwerpunkt
Zigarettenschmuggel ging.
Der Sinneswandel ist kein Zufall. Nach dem Nato-Beitritt 2017 möchte er
sich für eine Mitgliedschaft in der EU empfehlen. Vor allem die Russ*innen,
die sich im Immobiliensektor breitmachen und nach politischem Einfluss
streben, sind ihm nicht geheuer. Doch von solchen Hintergedanken abgesehen:
LGBTQ-Menschen feiern ihren Sieg und rüsten sich für die nächste Etappe.
Wohl wissend: Da ist noch (Berg-)Luft nach oben.
3 Jul 2020
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## AUTOREN
DIR Barbara Oertel
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