URI: 
       # taz.de -- Bremer Innenstadt voller Leere: Kein Leuchtturm in Sicht
       
       > Die Stadtbürgerschaft debattiert über die Krise der City. Die CDU sieht
       > „Planlosigkeit“ – der Bürgermeister verspricht ein „Aktionsprogramm“.
       
   IMG Bild: Am neuen Leben in der Fußgängerzone wird immerhin schon gebaut
       
       Bremen taz | Die Innenstadt war am Dienstag die Bühne für scharfe
       Wortgefechte in der Stadtbürgerschaft. „Die Regierung versinkt in
       Planlosigkeit“, schimpft die CDU, die eine Aktuelle Stunde beantragt hatte,
       bei der die FDP die „große Verantwortungslosigkeit“ des rot-grün-roten
       Senates geißelte. Die SPD pocht derweil auf „Anstand in der Debatte“, rügt
       den „Zynismus“ der Opposition rügt und beschwört „mutigen Wandel“.
       
       Tatsache ist: Zuletzt gab es gleich mehrere schlechte Neuigkeiten aus der
       Bremer Fußgängerzone. Kaufhof schließt dort seine Filiale, Karstadt Sports
       und die Modekette Zara die ihren wohl auch. Hinzu kommt, dass am Brill
       nichts aus den Plänen des Star-Architekten Daniel Libeskind wird, rund um
       die ehemalige Sparkasse vier Türme zu bauen, so hoch wie der Dom. Drumherum
       sehen sich allerlei Hotellerie- wie Gastronomiebetriebe massiv in ihrer
       Existenz bedroht, angesichts der Corona-Krise. Und dann ist da auch noch
       die große Frage, was aus den Innenstädten werden soll, wenn so vieles
       online geshoppt wird.
       
       „Es bringt überhaupt nichts, die aktuelle Krise schönzureden“, sagt
       Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), der lieber von „großen
       Herausforderungen“ spricht. Er hat zu einem „Innenstadt-Gipfel“ geladen,
       verspricht eine „gemeinsame Strategie“ und „ein schnell umsetzbares
       Aktionsprogramm zur Stärkung der City“.
       
       Zugleich wehrt er sich dagegen, „all das, was sich in den letzten Jahren in
       der City getan hat, schlechtzureden“. Dann lobt er den Umbau der Bremer
       Bank am Domshof, die Erweiterung des Hotels am Bredenplatz, den Neubau des
       „City Gate“ am Hauptbahnhof, den Umbau des Balge-Quartiers rund um
       Kontorhaus und Stadtwaage oder den Umbau des 40 Jahre alten und schon vom
       Abriss bedrohten Lloydhofs. Dort soll nun für 35 Millionen Euro ein
       „Lebendigen Haus“ entstehen, mit Platz für Einzelhandel, Büros,
       Gastronomie, noch ein Hotel und auch etwas Wohnen. „Die Innenstadt lebt“,
       findet Bovenschulte und dass es „kein Patentrezepte“ für deren weitere
       Entwicklung gebe.
       
       Dass aus dem Plan der Brüder Schapira für das Gelände am Brill bisher
       nichts wurde, ist für den Bürgermeister „kein Skandal“. Die Investoren
       hatten ihr Konzept als „Leuchtturmprojekt mit großer Strahlkraft“ gelobt.
       Bovenschulte erklärt, dass 45.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für sie
       zu haben waren, Schapiras aber zunächst einen Entwurf für rund 75.000
       Quadratmeter vorgelegt hätten.
       
       ## Die CDU will querdenken
       
       Neuer Gestaltungsspielraum entsteht derweil auf dem fünf Hektar großen
       „Zech-Areal“ rund um das Parkhaus Mitte, das abgerissen werden soll – für
       dieses Gebiet, dass in der Parlamentsdebatte nur am Rande erwähnt wurde,
       erging jüngst ein Planaufstellungsbeschluss.
       
       Heiko Strohmann von der CDU forderte am Dienstag, „endlich mit den
       Quatschrunden aufzuhören“ und „neu- und querzudenken“, wenn auch noch ohne
       konkrete eigene Ideen dazu. Die Linke, die „nicht jedem Investor
       hinterherlaufen“ will, versuchte, die Idee des innerstädtischen Wohnens
       wiederzubeleben, während Falk Wagner von der SPD einen „Wettbewerb um
       Aufenthaltsqualität“ in der Innenstadt ausrief, für „lebendige
       Zwischennutzungen“ votierte und niedrigere Ladenmieten einforderte.
       
       Robert Bücking von den Grünen wiederum möchte sich mit den Hochschulen und
       der Kunstszene verbünden, um deren Milieus in die City zu holen. Er warnt
       davor, „das bisschen Kaufkraft“ auf „zu viel Fläche“ zu verteilen.
       
       „Auf der Ebene der Schlagworte sind wir uns alle einig“, stellte
       Bovenschulte am Ende fest. „Der Schlüssel zum Erfolg wird nicht in dieser
       Parlamentsdebatte liegen“, resümiert Wagner.
       
       7 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Zier
       
       ## TAGS
       
   DIR Online-Shopping
   DIR R2G Bremen
   DIR Onlinehandel
   DIR Bremische Bürgerschaft
   DIR Innenstadt
   DIR Investoren
   DIR Strukturwandel
   DIR Verkehrswende
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Bremer Enquete-Kommission Klimaschutz: Strategien für 2030 gesucht
       
       Handelskammer, Gewerkschaften, Fridays for Future – bei der zweiten Sitzung
       der Enquete-Kommission Klimaschutz gehört die Aufmerksamkeit den Gästen.
       
   DIR Radpremiumrouten in Bremen: Warten auf die Radwege
       
       Die erste und auch längste Radpremiumroute soll bis 2023 fertig sein. Die
       Umsetzung der Maßnahmen dauere viel zu lange, sagen Kritiker:innen.
       
   DIR Geschäfte öffnen wieder: Nur Verkäufer tragen Mundschutz
       
       Die Geschäfte in Bremen haben wieder auf: Manche rechnen mit zehn
       Quadratmetern pro Kund*in, andere mit 20, um die Auflagen einhalten zu
       können.