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       # taz.de -- Mannschaftssport in Berlin verboten: Unsportlichster Senat Deutschlands
       
       > In Berlin darf man immer noch nicht anständig Fußball spielen. Die
       > starren Corona-Regeln beim Amateur-Ballsport sind ärgerlich.
       
   IMG Bild: Kennt man sonst nur von Hertha: Berliner:innen dürfen beim Fußball nicht in Zweikämpfe gehen
       
       Stell dir vor, es ist Fußballtraining und keine/r geht mehr hin. Leider
       wird es in Berlin so kommen, wenn der rot-rot-grüne Senat bei seiner Linie
       bleibt und beim Teamsport auf einem Meter fünfzig Abstand beharrt – als
       einzige Landesregierung Deutschlands.
       
       Während in Brandenburg und sogar im söderstrengen Bayern wieder normal
       gekickt werden darf, ohne dass von steigenden Corona-Zahlen berichtet
       wurde, gelten in Berlin noch die teilweise kleinlichen Auflagen aus der
       ersten Lockerungsphase.
       
       Diese provisorischen Trainingsregeln waren damals gut, damit sich die Teams
       nach monatelanger Zwangspause wenigstens überhaupt wieder treffen und etwas
       bewegen konnten. Aber wer dauerhaft 1,50 Meter Abstand beim Fuß-, Hand-,
       Basketball oder Hockey vorschreibt, der kann diese Sportarten auch gleich
       ganz verbieten.
       
       Wie soll ein Abwehrspieler seiner Aufgabe nachgehen, wenn Zweikämpfe und
       Kopfbälle verboten sind? Viel Erfolg beim Tackling mit 1,50-Meter-Abstand.
       Und welche Ziele soll eine Stürmerin anvisieren, wenn sie nicht einmal
       Trainingsspiele auf zwei Tore machen kann, von Punktspielen gegen andere
       Vereine ganz zu schweigen? Hin- und Herpassen reicht nicht, ohne Wettkämpfe
       geht die Lust verloren.
       
       ## Zum Training nach Brandenburg
       
       Manche Erwachsenenteams fahren deshalb nach Brandenburg, um dort zu
       trainieren oder Testspiele zu absolvieren. Viele Kinder spielen längst
       lieber normal Fußball im Park oder auf dem Bolzplatz, wo längst kaum noch
       jemand kontrolliert, statt sich im reglementierten Training zu langweilen.
       
       Ist ja dann egal? Nein, das ist es nicht. Die Sportvereine spielen gerade
       in Berlin eine unschätzbar wichtige soziale und gesundheitliche Rolle. Hier
       kommen Jugendliche aus allen Milieus zusammen, hier lernen sie Teamarbeit,
       hier werden sie zum Rennen und Schwitzen motiviert, was in der
       Smartphone-Generation nicht unbedingt von selbst passiert. Und wenn das
       abgenutzte Wort Integration irgendwo wirklich gelebt wird, dann in vielen
       Sportklubs.
       
       Aber Corona! Ja, natürlich ist Corona noch lange nicht vorbei. Natürlich
       muss der Sportbetrieb wieder zurückgefahren werden, wenn die Zahlen wieder
       steigen. Tun sie aber derzeit nicht. Und es lässt sich nicht erklären,
       warum ausgerechnet Berlin strenger ist als Bayern und warum höherklassige
       Teams auch in Berlin wieder spielen dürfen, die Masse der Amateure aber
       nicht. Der Senat hat das auch nicht begründet, nur auf laufende Prüfungen
       verwiesen.
       
       Wenn Vorsicht nötig ist, dann bitte für alle. Nichts gegen Tattoo-Studios,
       Friseure und volle Kneipen. Aber sie sind sicher nicht wichtiger als
       Sportvereine.
       
       10 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lukas Wallraff
       
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