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       # taz.de -- Millionär*innen für die Gemeinschaft: Eine ungewöhnliche Steuererklärung
       
       > Vermögen und Einkommen im Millionenbereich müssen stärker besteuert
       > werden – fordern nicht etwa linke Rabauken, sondern Millionär*innen.
       
   IMG Bild: Vorbild Lenin? 83 Millionär*Innen mit Scheckbuch im Anschlag
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass sich gut vernetzte Neu- und Altreiche so
       zu Wort melden. Erst im Januar hatten rund 200 Millionär*innen im Vorfeld
       des [1][Weltwirtschaftsforums in Davos] eine angemessene Besteuerung großer
       Vermögen gefordert. Seitdem hat sich die Welt ein ganzes Stück
       weitergedreht. Die [2][Coronapandemie lastet auf der Weltwirtschaft], den
       Preis dafür zahlen vor allem abhängig Beschäftigte, Menschen mit mittleren
       oder niedrigen Einkommen also.
       
       Diese Situation nehmen nun 83 Millionär*innen aus sieben Ländern zum
       Anlass, erneut auf das obszöne weltweite Wohlstandsgefälle hinzuweisen.
       „Millionen Menschen werden ihre Arbeit verlieren, einige davon dauerhaft.
       Die Probleme, verursacht und offengelegt durch Covid-19, lassen sich nicht
       durch Wohltätigkeit lösen“, heißt es in dem Brief der [3][„Millionaires for
       Humanity“].
       
       Die Absage an Philantrophie, die ja immer der selbstherrlichen Willkür der
       Gebenden anheim fällt, kommt zur rechten Zeit. Seit Jahrzehnten geht
       [4][die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander]. Sinkende
       Steuersätze für hohe Einkommen und die Verringerung, bzw. Abschaffung von
       Vermögenssteuern. Die Schlupflöcher bei der Besteuerung von Erbschaften
       lassen auf der einen Seite die großen Vermögen immer weiter wachsen. Auf
       der anderen entwickeln sich selbst die klassischen sozialdemokratisch
       geprägten Wohlfahrtsstaaten Westeuropas zu bürokratisch gängelnden
       Anstalten zur Vergabe von Almosen, die kaum das Existenzminimum bedienen.
       
       Dass dieser Zustand ökonomischer Benachteiligung weiter
       Bevölkerungsschichten, bei gleichzeitigem Rückzug des Staates von den
       Aufgaben eines halbwegs fair anmutenden Ausgleichs auf Dauer keiner
       demokratischen Gesellschaft gut tun kann, erkennen also auch jene, die am
       meisten von den gegebenen Verhältnissen profitieren.
       
       Die Unterzeichner*innen des Briefes lassen dabei keine Deutlichkeit
       vermissen: „Wir bitten unsere Regierungen, die Steuern für Menschen wie uns
       zu erhöhen. Sofort. Substanziell. Dauerhaft.“ Nun gibt es auf der Welt mehr
       als 45 Millionen Millionär*innen. Da sind 83 allerdings ein extrem kleiner
       Teil. Andererseits umfasste Lenins Reisegruppe von der Schweiz nach
       Petersburg im April 1917 auch nur 32 Personen. Was dann geschah steht in
       den Geschichtsbüchern. Meinetwegen dieses Mal statt aufs Winterpalais also
       ein Sturm aufs Finanzamt bitte, Scheckbuch im Anschlag.
       
       13 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Partner-des-Weltwirtschaftsforums/!5655818
   DIR [2] /Wirtschaft-in-der-Coronakrise/!5698694
   DIR [3] https://www.millionairesforhumanity.com/
   DIR [4] /Das-Vermoegen-der-Millionaere/!5646388
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniél Kretschmar
       
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