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       # taz.de -- Widerstand gegen Lieferkettengesetz: Betriebswirtschaftlich blind
       
       > Die Wirtschaft sträubt sich, Verantwortung für die Lieferketten zu
       > übernehmen. Das ist nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich
       > falsch.
       
   IMG Bild: Arbeiter in einer Mine im Kongo auf der Suche nach Mineralien und Erzen für große Firmen
       
       Viele einheimische Unternehmen weigern sich, Qualität zu liefern. Anders
       lässt sich das Ergebnis der am Dienstag veröffentlichten Regierungsumfrage
       unter hiesigen Firmen kaum interpretieren. Menschenrechte, angemessene
       Bezahlung der Beschäftigten, Arbeits- und Umweltschutz in ihren
       ausländischen Zulieferfabriken scheinen den Vorständen weitgehend egal zu
       sein. So betrachtet verkaufen die Unternehmen keine guten Produkte.
       
       Gleichzeitig agiert die Wirtschaft damit auch unwirtschaftlich. Denn für
       qualitativ hochwertige Waren kann man höhere Preise verlangen. Wenn in der
       globalen Produktion Umwelt und Menschenrechte respektiert werden, vermeiden
       die Firmen außerdem [1][Imageschäden und Gerichtsprozesse]. Nicht selten
       fallen die Kosten der Vorsorge geringer aus als die Aufwendungen für
       Schadensbeseitigung. Es kann für Unternehmen nützlich sein, sozial und
       ökologisch schädliche Billigfertigung zurückzudrängen und einen zunehmenden
       Teil ihres Sortiments auf Produkte umzustellen, die sich neben dem Nutzwert
       auch durch gesellschaftlichen Wert auszeichnen.
       
       Ignorieren Firmen und Verbände solche Erwägungen, agieren sie nicht nur
       betriebswirtschaftlich blind, sondern auch menschenrechtlich
       verantwortungslos. Abgebrannte oder eingestürzte Textilfabriken, verseuchte
       Landschaften, Hungerlöhne: Deutsche Unternehmen versprechen Besserung,
       [2][tun aber zu wenig]. Vor allem deshalb ist nun ein Gesetz nötig, das
       verpflichtet, Verantwortung für die Zustände in ihren Lieferketten zu
       übernehmen.
       
       Die Voraussetzungen dafür sind einerseits gut. [3][Das Vorhaben steht im
       Koalitionsvertrag, Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und
       Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) klemmen sich dahinter]. Trotzdem könnte
       es lange dauern. Wirtschaftsverbände wie BDI und BDA mauern,
       Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sperrt sich. Ob auf
       europäischer Ebene eine schnellere Lösung zu finden ist, steht in den
       Sternen. Produkte mit mieser Qualität bleiben in hiesigen Geschäften
       weiterhin im Angebot.
       
       14 Jul 2020
       
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   DIR Hannes Koch
       
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