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       # taz.de -- Verfolgung russischer Umweltgruppen: Lebenswichtiger Protest
       
       > Wer in Russland Umweltzerstörung anprangert, wird als „ausländischer
       > Agent“ verfolgt. Konzernen, die Atommüll und Nickel handeln, passiert
       > nichts.
       
   IMG Bild: Weltweit größter Förderer von Palladium und Nickel in Norilsk: der Konzern Nornickel
       
       Obwohl der Konzern Nornickel, weltweit größter Förderer von Palladium und
       Nickel, drei verheerende [1][Umweltkatastrophen in der Arktis] in den
       letzten zwei Monaten zu verantworten hat, braucht er sich keine Sorgen zu
       machen, so behandelt zu werden wie seine Kritiker. Denn während seit 2014
       32 russische Umweltorganisationen als „ausländische Agenten“
       zwangsregistriert wurden, Aktivistinnen, wie die Atomkraftgegnerin
       Alexandra Korolewa von „Ecodefense“ aus Angst vor strafrechtlicher
       Verfolgung ins Ausland fliehen mussten, braucht Nornickel derart Unbill
       nicht zu fürchten. Ganz zu schweigen von einer Registrierung als
       „ausländischer Agent“. Man gibt sich besorgt, beruhigt die Bevölkerung mit
       verständnisvollen Verlautbarungen, entlässt eine Handvoll Mitarbeiter,
       bezahlt medienwirksam Aufräumarbeiten aus der Portokasse. Und wenn sich die
       Aufregung gelegt hat, kann man sich wieder dem Tagesgeschäft widmen.
       
       Das Leben könnte so schön sein, wären da nicht die Umweltschützer und
       Journalistinnen. Und solange es diese gibt, kann man nie sicher vor neuen
       Enthüllungen sein.
       
       Als Zivilgesellschaft müssen wir unsere Solidarität mit russischen
       Umweltgruppen zeigen, sie vor Verfolgung, Diskriminierung und gewalttätigen
       Übergriffen schützen. Nicht nur, weil sie für etwas kämpfen, was auch in
       unserem Interesse liegt, nämlich das Überleben der Menschheit. Wir müssen
       das auch tun, um gewissen Wirtschaftskreisen, denen es nur um
       Profitmaximierung geht, etwas entgegensetzen.
       
       Im nordrhein-westfälischen Gronau beispielsweise betreibt die [2][Firma
       Urenco] bis Ende 2021 einen regelrechten Shuttle-Service zur Entsorgung von
       deutschem [3][Atommüll nach Russland.] Der Partner auf der russischen Seite
       ist die russische Atomwirtschaft. Dass die auch an der Entwicklung neuer
       Atomwaffen arbeitet, scheint das Management von Urenco genauso wenig zu
       stören wie die Bedrohung, die die Zigtausende Tonnen abgereicherten Urans
       aus Deutschland, die teilweise unter freiem Himmel in rostenden Fässern
       hinter dem Ural oder in Sibirien lagern, für die Bevölkerung dort bedeuten.
       
       15 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Clasen
       
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