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       # taz.de -- Olympische Spiele ohne Afrika: Bis Senegal groß randarf
       
       > Um den Sport zu fördern, sollte es längst große Events in Afrika geben.
       > Aber auch die Olympischen Jungendspiele wurden um vier Jahre verschoben.
       
   IMG Bild: Staatspräsident Macky Sall (l.), IOC-Chef Thomas Bach und Dakars Bürgermeisterin Soham El Wardini
       
       „Die Olympischen Spiele müssen vor allem mal nach Afrika“, sagte Willi
       Daume im fernen Jahre 1985, doch der fromme Wunsch des deutschen
       Sportfunktionärs hat sich bis heute nicht erfüllt. Afrika ist ein
       olympischer lost place geblieben. Spiele haben hier noch nie stattgefunden.
       Nur einmal, 2004, hat eine afrikanische Metropole, Kapstadt, versucht, um
       die Gunst des Internationalen Olympischen Komitees zu werben. Vergeblich:
       Sie schied mit 20 Stimmen in der dritten Runde des Wahlprozesses aus.
       
       Daumes Diktum wurde immer wieder aufs Neue aufgesagt: Ja doch, dieser
       Kontinent mit dem [1][schwierigen kolonialen Erbe] und seiner überwiegend
       jungen Bevölkerung verdiene die Spiele. Aber weil es bei Olympia spätestens
       seit Ende der siebziger Jahre um sehr viel Geld geht, um Märkte,
       Wachstumschancen, Werbe- und Fernsehmillionen, hat sich Afrika immer
       schwergetan, in diesem Spiel der sportiven Globalisierung mitzuhalten.
       
       Deswegen wurde die Idee geboren, erst einmal klein anzufangen – mit den
       [2][Olympischen Jugendspielen]. Die sollten in zwei Jahren in Dakar,
       Senegal, stattfinden. Das IOC hatte das 2018 beschlossen, und es war schon
       früh klar, dass eine afrikanische Stadt den Zuschlag erhält, denn neben
       Dakar waren Gaborone (Botswana), Abuja (Nigeria) und Tunis ins Rennen
       gegangen. Als „historisch“ wurde die Wahl gefeiert, denn nun sollte der
       olympische Tross ins Herz der Ausdauerläufer getragen werden, auf den
       Kontinent von Abebe Bikila, Fatuma Roba, Mamo Wolde, Kipchoge Keino und
       Saïd Aouita. Das Heer der Läufer ist groß, klein dagegen die Ambitionen
       afrikanischer Metropolen, auf die olympische Landkarte zu kommen. Die
       besten Chancen werden potenziellen Bewerbern aus Südafrika, Marokko,
       Ägypten, Nigeria, Kenia, Algerien oder Angola eingeräumt, erst danach wird
       Senegal genannt.
       
       ## Große Pläne, viel Geld
       
       Aber gerade, weil das Land an Afrikas Westküste wohl nicht zu den
       Topkandidaten gehört, hat es sich mächtig was vorgenommen, um die
       Jugendspiele zu einem großen Ding werden zu lassen. Staatspräsident Macky
       Sall möchte ein 238 Millionen Euro teures Stadion bauen lassen, eine
       Hochgeschwindigkeitszugstrecke, einen Uni-Campus sowie ein Expo-Gelände mit
       vier Mehrzweckhallen. Alte Sportstätten sollen renoviert werden. Die
       Dakar-Verantwortliche im IOC, Ex-Schwimmerin Kirsty Coventry aus Simbabwe,
       war hingerissen von den Plänen, wies aber darauf hin, dass es eine super
       Idee wäre, ein professionelles Organisationskomitee auf die Beine zu
       stellen. Außerdem wäre es toll, wenn staatliche Gelder endlich freigegeben
       würden.
       
       Weil es hier wohl hakt, bat Senegals Nationales Olympisches Komitee China
       um Hilfe. Die Chinesen, ohnehin ein Big Player in Afrika, bekamen schon mal
       mit der Zusatzsportart Wushu ein kleines Investitions-Zuckerl, aber selbst
       die Renminbis aus Fernost konnten eine Verschiebung der Jugendspiele nicht
       verhindern. Wie IOC-Chef Thomas Bach jüngst verkündete, wird die
       Afrika-Premiere ins Jahr 2026 verschoben, um vier Jahre. Bach begründete
       das mit den coronabedingten Verwerfungen im internationalen Sportbetrieb,
       aber in Dakar pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass dieser
       Vier-Jahres-Puffer Planungssicherheit gibt. Bis dahin werden die
       Sportstätten gewiss stehen, und Corona hat sich wohl auch von der Liste der
       Lebensrisiken verabschiedet.
       
       Sport-Großevents und Afrika – noch ist das kein Traumpaar. Auch die
       Commonwealth Games in Durban, die für 2022 avisiert waren, mussten abgesagt
       werden. Der Grund: leere Kassen. Klar, die Olympischen Spiele müssen vor
       allem mal nach Afrika. Aber wie?
       
       26 Jul 2020
       
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