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       # taz.de -- Bürokraft von Staatssekretär: Nazi-Freund verschwiegen
       
       > Eine ehemalige Mitarbeiterin von Umweltstaatssekretär Flasbarth hat ihren
       > rechtsextremen Lebensgefährten verschwiegen. Sie klagt gegen ihre
       > Kündigung.
       
   IMG Bild: Fassade des Landesarbeitsgerichtes in Berlin
       
       Berlin taz | Im Vorzimmer von [1][Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth],
       wo durchaus vertrauliche Schriftstücke über die Schreibtische gehen, hat
       fast zwei Jahre lang eine Frau gearbeitet, die ihren rechtsextremen
       Lebensgefährten verschwiegen hat. Als die Sache durch Ermittlungen gegen
       ihren heutigen Mann aufflog, erhielt Nicole J., die damals noch S. hieß, im
       September 2019 eine fristlose Kündigung. Am Mittwoch trafen sich die
       Anwälte beider Seiten in Saal 509 des Berliner Landesarbeitsgerichts. J.
       hatte gegen die Kündigung geklagt.
       
       In dem Verfahren geht es nicht um die politische Einstellung der
       Verwaltungsfachangestellten, sondern um eine „Pflichtwidrigkeit“, wie der
       Richter es nannte: „Es sieht so aus, als habe die Klägerin ihren Verlobten
       unterschlagen, damit dieser nicht in die Sicherheitsüberprüfung einbezogen
       wird.“
       
       Eine Sicherheitsüberprüfung gehört zum Einstellungsverfahren, ein
       rechtsextremer Partner hätte Nicole J. vermutlich um den neuen Job
       gebracht. Zuvor war sie im Außenministerium tätig.
       
       Das Bundesinnenministerium, so führt es der Richter aus, habe die
       zuständigen KollegInnen im Umweltressort auf eine Hausdurchsuchung bei den
       J.s aufmerksam gemacht. Dabei hatten die Ermittler NS-Devotionalien,
       Material von rechtsextremen Organisationen wie der NPD und den
       [2][Identitären] gefunden, auch welches von der AfD. Zudem sei in der
       Wohnung eine Druckerei zur Vervielfältigung von rechtsradikalem Material
       betrieben worden. Weil sich bei den J.s auch zwei Ordnermappen aus dem
       Umweltministerium befanden, wurde schließlich ihr Arbeitgeber informiert.
       
       ## Ermittlungen gegen Freund wegen Anschlag
       
       Grund für die Durchsuchung waren Ermittlungen gegen Eric J. wegen eines
       Anschlags auf einen kirchlichen Flüchtlingstreff im brandenburgischen
       Jüterbog im November 2015. Kurz nachdem etwa 200 RechtsextremistInnen durch
       die Kleinstadt gezogen waren, wurde die Begnungsstätte „Turmstube“ mit
       Pyrotechnik schwer beschädigt. Ermittelt wurde auch gegen den damaligen
       NPD-Politiker Maik Schneider, der inzwischen wegen einer anderen Straftat
       in Haft sitzt. Die Ermittlungen wegen der „Turmstube“ sind nach Angaben der
       Potsdamer Staatsanwaltschaft inzwischen eingestellt. Ermittelt wird gegen
       Eric J. noch wegen des Verstoßes gegen das [3][Waffengesetz], bei der
       Hausdurchsuchung wurde ein Schlagring gefunden.
       
       Im Landesarbeitsgericht warb der Richter für einen Vergleich, denn der Fall
       sei komplex, auch weil J. zum Zeitpunkt der Kündigung schwanger war. Im
       Raum steht nun die Beendigung des Arbeitsverhältnisses zum Ende 2019 mit
       einem „berufsfördernden Zeugnis“, wie es der Richter nannte. Die
       Entscheidung wird am 5. August verkündet.
       
       22 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
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