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       # taz.de -- Mexikanische Bauern fürchten Trockenheit: Streit um Wasser für die USA
       
       > Die mexikanische Regierung setzt Militär gegen Bauern ein, die gegen
       > Wasserexporte protestieren. Die Lieferungen in die USA sind vertraglich
       > geregelt.
       
   IMG Bild: Trockenes Land: Ein Bauer in Nordmexiko prüft die Bewässerungsanlage auf seinem Feld
       
       Berlin taz | Zerstörte Fahrzeuge, Gummigeschosse, Tränengas – ein Streit
       über die Nutzung von Wasser im [1][nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua]
       ist am Wochenende weiter eskaliert. Videos, die in sozialen Medien
       zirkulierten, zeigen Nationalgardisten, die massiv gegen eine Gruppe von
       etwa hundert Bauern vorgehen, die zu einem von den Sicherheitskräften
       abgeriegelten Staudamm wollten.
       
       Die Demonstranten wollen verhindern, dass Wasser aus der Anlage Francisco
       I. Madero in die USA gelangt. „Man lässt uns nicht mal durch, um zu
       schauen, wie viel Wasser noch da ist“, kritisierte Andrés Valles, einer der
       Organisatoren der Aktion. „An allen Stauseen von Chihuahua findet eine
       Militarisierung statt“, erklärte der Landwirt.
       
       Immer wieder demonstrierten Bauern in dem an der Grenze zu den Vereinigten
       Staaten gelegenen Bundesstaat gegen die Lieferung des kostbaren Guts in das
       Nachbarland. Anfang Juni blockierten sie die Gleise einer Bahnstrecke sowie
       eine Brücke, die nach Texas führt. Im Februar besetzten etwa 500
       Protestierende eine Staudammanlage. Damals zogen sich die Nationalgardisten
       zurück. Die Landwirte fürchten, dass ihnen nicht genug Wasser bleibt, um
       ihre Plantagen zu bewässern. Chihuahua ist extrem trocken. Der Bundesstaat
       ist einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten des Landes.
       Großflächig bauen Agrarunternehmer Walnüsse, Zwiebeln, Chili, Melonen,
       Mais, Alfalfa und andere Lebensmittel an.
       
       Vergangene Woche informierte die Nationale Wasserkommission (Conagua)
       darüber, dass man 511,9 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Staudämmen
       Chihuahuas entnehme, um eine Schuld mit den USA zu begleichen. Hintergrund
       ist ein Vertrag zwischen den beiden Staaten aus dem Jahr 1944, der die
       Durchflussmengen mehrerer Flüsse in beide Richtungen regelt. Mexiko war in
       den vergangenen Jahren in Verzug gekommen und muss nun bis Oktober
       nachliefern. Das Wasser werde aber sowohl für die Zahlungen in den Norden
       als auch für die Bewässerung der Felder reichen, ließ der zuständige
       Minister Alfonso Durazo wissen. Die Kommission Conagua kündigte an,
       weiterhin Wasser zu entnehmen.
       
       ## Staatschef will Vertrag einhalten
       
       Da die Proteste von Politikern der oppositionellen, konservativ-liberalen
       Partei PAN organisiert wurden, vermutet Mexikos vorsichtig linker Präsident
       [2][Andrés Manuel López Obrador] hinter den Aktionen politische Manöver. In
       Chihuahua finden im kommenden Jahr Gouverneurs- und Parlamentswahlen statt.
       Die Landwirte rief er auf, sich nicht manipulieren zu lassen. Es werde
       keine Wasserknappheit geben. „Wir wollen keinen internationalen Konflikt“,
       betonte der Staatschef, „wenn wir einen Vertrag unterschrieben haben,
       halten wir ihn auch ein.“ Zahle Mexiko nicht, könne das dazu führen, dass
       die USA neue Importzölle einführten. Das wiederum würde den Landwirten der
       Region schaden, die auch für den Export in den Norden produzieren.
       
       Tatsächlich droht US-Präsident Donald Trump Mexiko regelmäßig mit [3][neuen
       Zöllen für mexikanische Waren]. Das führte etwa dazu, dass López Obrador
       nun mithilfe der Nationalgarde Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete
       daran hindern lässt, an die US-Grenze zu gelangen. Dass diese militärische
       Einheit, die der Präsident zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität
       gegründet hat, nun gewaltsam gegen Bauern im Kampf für Wasser vorging,
       könnte seinem Ansehen in der Tat schaden. Konfrontationen mit den
       Landwirten aus Chihuahua gab es jedoch schon zuvor: Im Dezember blockierten
       Bauer Valles und Mitstreiter eine Eisenbahnlinie, um zu verhindern, dass
       Nationalgardisten Wasser in anliegende mexikanische Bundesstaaten
       abtransportieren.
       
       21 Jul 2020
       
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       ## AUTOREN
       
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