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       # taz.de -- Trumps Dekret gegen Polizeigewalt: Alles nur Einzelfälle
       
       > US-Präsident Donald Trump unterzeichnet ein Dekret zur Minderung von
       > Polizeigewalt. Hinter den Forderungen der Proteste bleibt es weit zurück.
       
   IMG Bild: Inszenierung im Rosengarten: Trump präsentiert sein Dekret gegen Polizeigewalt
       
       Berlin taz | US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag [1][ein Dekret]
       unterzeichnet, mit dem die Polizeigewalt in den USA eingedämmt werden soll.
       In einem wohlinszenierten Auftritt vor Pressevertreter*innen im Rosengarten
       des Weißen Hauses in Washington, D.C., stellte Trump, umringt von
       uniformierten Polizeioffizieren, das Dekret vor.
       
       Kernpunkte der Anordnung sind eine Anweisung an das Justizministerium,
       durch die Bereitstellung von Bundesmitteln Anreize für die lokalen
       Polizeibehörden zu schaffen, ihre Beamten besser auszubilden. Insbesondere
       bei der Anwendung von Waffengewalt und in Deeskalationsstrategien sollen
       die Polizist*innen besser geschult werden.
       
       Der Einsatz von Würgegriffen soll verboten werden – es sei denn in
       Situationen, in denen die Anwendung tödlicher Gewalt legitim ist. Ein
       nationales Register polizeilicher Übergriffe soll es erleichtern,
       übertrieben gewalttätige Polizist*innen aus dem Dienst zu entfernen. Im
       Übrigen äußerte Trump seine Bereitschaft, mit dem Kongress
       zusammenarbeiten, Reformgesetze auf den Weg zu bringen.
       
       Von einer echten Reform, kritisierten die oppositionellen Demokrat*innen
       sofort, seien diese Maßnahmen allerdings weit entfernt. „Leider bringt
       dieses Dekret nichts für den grundlegenden Wandel in den Polizeibehörden,
       den die Amerikaner verlangen“, sagte der demokratische Fraktionsvorsitzende
       im Senat, Charles Schumer.
       
       ## Keine Reformbereitschaft bei Republikanern im Senat
       
       Vielmehr befürchten sie, dass Trump mit dem Dekret einen Hinweis an seine
       Republikaner*innen im Kongress gegeben hat, wo die Grenzen dessen liegen
       sollten, was bei den laufenden Verhandlungen über Reformgesetze zugestanden
       werden kann.
       
       Der republikanische Senatsschef Mitch McConnell hatte am Dienstag von den
       Demokrat*innen im Repräsentantenhaus eingebrachte Gesetzentwürfe als
       „Non-Starter“ bezeichnet und damit klargemacht, dass sie im Senat keine
       Chance hätten.
       
       „Wie viele Menschen müssen noch durch Polizeibrutalität sterben?“, fragte
       die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi.
       McConnells Position sei beschämend und ignoriere die Sorgen der
       US-Amerikaner*innen.
       
       Das Repräsentantenhaus will vermutlich in der kommenden Woche über einen
       Gesetzentwurf abstimmen, der mit der demokratischen Mehrheit auch
       angenommen werden dürfte. Ohne eine Einigung mit den Republikanern, die
       Senat und Weißes Haus kontrollieren, hat das Gesetz jedoch keine Chance,
       jemals in Kraft zu treten.
       
       Trump hatte in seiner 27-minütigen Ansprache die Forderungen [2][der
       Protestbewegung] der letzten Wochen harsch zurückgewiesen. „Ich lehne die
       radikalen und gefährlichen Bestrebungen ab, unsere Polizeibehörden
       auszuhöhlen und aufzulösen“, sagte Trump. „Die Amerikaner kennen die
       Wahrheit: Ohne Polizei gibt es Chaos, ohne Gesetz herrscht Anarchie, und
       ohne Sicherheit gibt es eine Katastrophe.“
       
       Im Unterschied zu Trump, der in seiner Ansprache die Polizei grundsätzlich
       lobte und lediglich von Einzelfällen der überzogenen Gewaltanwendung
       sprach, thematisieren die Protestierenden die strukturelle Gewalt und den
       systemimmanenten Rassismus der Polizei.
       
       Daraus war vielerorts [3][die Forderung] entstanden, den Polizeibehörden
       die Finanzierung zu entziehen, sie aufzulösen und das Geld besser in
       Sozialprogramme und Nachbarschaftsarbeit zu investieren.
       
       Das ist mit den Republikanern nicht zu machen. Immerhin ist auch in Trumps
       Dekret die Rede davon, Sozialarbeit in den Gemeinden zu stärken. Auch im
       Umgang mit Drogenabhängigen und psychisch kranken Menschen – deren
       Begegnungen mit der Polizei viel zu oft tödlich enden – sollen die
       Polizisten besser geschult werden.
       
       17 Jun 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/executive-order-safe-policing-safe-communities/
   DIR [2] /Rassistische-Polizeigewalt-in-den-USA/!5688160
   DIR [3] /Capitol-Hill-Autonomous-Zone/!5689540
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
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