URI: 
       # taz.de -- Oberstes US-Gericht zu Abtreibungen: Ohrfeige für „Lebensschützer“
       
       > Der Oberste Gerichtshof der USA kassiert ein Anti-Abtreibungsgesetz in
       > Louisiana. Das Weiße Haus ist sauer, die Demokraten begrüßen das Urteil.
       
   IMG Bild: Abtreibungsgegner*innen vor dem Supreme Court am Montag. Das Urteil hat ihnen nicht gefallen.
       
       Washington dpa | Das höchste US-Gericht hat ein umstrittenes Gesetz für
       strengere Regeln bei Abtreibungen im Bundesstaat Louisiana kassiert. Das
       Gesetz, das weitreichende Konsequenzen für den Fortbestand der
       Abtreibungskliniken in Louisiana gehabt hätte, sei verfassungswidrig,
       entschieden fünf der neun Richter am Supreme Court am Montag. Es war das
       erste Urteil zu dem in den USA höchst umstrittenen Thema Abtreibung, das
       der Supreme Court mit seiner neuen konservativen Mehrheit fällte. Der
       Oberste Richter John Roberts schloss sich bei der Entscheidung vier
       liberaleren Richtern an.
       
       Das Weiße Haus sprach von einem „unglücklichen Urteil“. Der Supreme Court
       habe damit die Gesundheit der Mütter und das Leben der ungeborenen Kinder
       abgewertet, erklärte Sprecherin Kayleigh McEnany.
       
       Das Gesetz in Louisiana sah vor, dass nur noch Ärzte
       Schwangerschaftsabbrüche durchführen dürfen, die über eine Berechtigung
       verfügen, Patienten bei Komplikationen in ein nahe gelegenes Krankenhaus
       einzuweisen. Aufgrund der Schwierigkeit, eine solche Zulassung zu bekommen,
       drohte mehreren Abtreibungskliniken das Aus.
       
       Lediglich eine Klinik mit einem Arzt wäre bestehen geblieben, wo allerdings
       nicht mehr als 30 Prozent aller rund 10 000 Abtreibungen jährlich hätten
       durchgeführt werden können, wie aus den Ausführungen des Gerichts
       hervorgeht. Das Gesetz biete keinen signifikanten gesundheitlichen Nutzen,
       stattdessen sei es ein „wesentliches Hindernis“ für Frauen, die eine
       Abtreibung wünschen.
       
       ## Fast gleiches Gesetz schon in Texas gekippt
       
       Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi,
       begrüßte die Entscheidung des Gerichts. „Das drakonische Abtreibungsverbot
       in Louisiana war ein klarer und vorsätzlicher Verstoß gegen die
       Verfassung“, erklärte Pelosi. Das Gesetz sei darauf ausgelegt gewesen, den
       Frauen ihr Recht zu nehmen, selbst über ihre Gesundheit, ihren Körper und
       die Familienplanung zu entscheiden.
       
       Der Supreme Court hatte 2016 ein fast identisches Gesetz in Texas kassiert,
       in dessen Folge 20 von 40 Abtreibungskliniken geschlossen worden waren. Der
       Bundesstaat hatte das Gesetz damit begründet, die Gesundheit der Frauen
       schützen zu wollen.
       
       US-Präsident Donald Trump hat in seiner Amtszeit zwei der neun Richter
       ernannt und dem Gericht damit eine konservative Mehrheit verschafft.
       Abtreibungsbefürworter befürchteten, dass ein konservatives Übergewicht im
       Supreme Court dazu führen könnte, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch
       einzuschränken.
       
       Das Thema Schwangerschaftsabbruch ist in den USA hoch umstritten. Trump
       hatte sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, die Entscheidung über
       einen Schwangerschaftsabbruch den Frauen zu überlassen. Während des
       Wahlkampfes 2016 änderte der Republikaner seine Haltung und erklärte, er
       trete für den Schutz des ungeborenen Lebens ein.
       
       Ein Grundsatzurteil des Supreme Courts von 1973, das unter dem Kürzel „Roe
       v. Wade“ bekannt ist, legalisiert Abtreibungen. Trump und viele seiner
       Republikaner treten dafür ein, dieses Urteil neu aufzurollen.
       
       30 Jun 2020
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt Abtreibung
   DIR Supreme Court
   DIR Louisiana
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Hohe Corona-Infektionszahlen in den USA: Trump weiter gegen Maskenpflicht
       
       In den USA wurden mehr als 50.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages
       gemeldet. In Texas gilt nun Maskenpflicht, Trump trägt seine weiterhin
       nicht.
       
   DIR Dreamer-Programm in den USA: Niederlage für Trump
       
       In der Einwanderungspolitik hat der US-Präsident eine Niederlage erlitten.
       Der Supreme Court stärkte den Schutz junger Einwanderer.
       
   DIR Urteil des Supreme Court: Oberstes US-Gericht für LGBTQ
       
       Der Civil Rights Act von 1964 gilt auch für sexuelle Orientierung und
       Transgender, lautet das Urteil in einer wegweisenden Entscheidung.
       
   DIR Anti-Abtreibungskundgebung in USA: „Beschützer“ Trump
       
       Bei einer Kundgebung des „March for Life“ gegen Abtreibung nahm zum ersten
       Mal ein US-Präsident teil. Jedes Kind sei eine „heilige Gabe Gottes“, sagte
       er.