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       # taz.de -- Annexionspläne in Nahost: Zögern in Israel, Protest in Gaza
       
       > Die israelische Regierung will sich weiter mit den USA beraten, bevor sie
       > eine Annexion verkündet. Trotzdem kommt es in Gaza zu Protesten.
       
   IMG Bild: Großdemonstration gegen Israels Annexionspläne in Gaza am 1. Juli
       
       Berlin taz | Im Gazastreifen haben Zehntausende Palästinenser*innen gegen
       Israels Pläne protestiert, Teile des besetzten [1][Westjordanlandes zu
       annektieren]. Viele hielten am Mittwoch die palästinensische Fahne hoch und
       skandierten Parolen gegen Israel und die USA, die sich aktiv an der
       Vorbereitung der Annexion beteiligen. Unter den Teilnehmern der
       Großkundgebung in Gaza-Stadt war auch Jihia al-Sinwar, Chef der im
       Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas.
       
       Der [2][Koalitionsvertrag der israelischen Regierungsparteien] sah für
       diesen Mittwoch die Möglichkeit erster Annexionsschritte vor. Doch das
       Vorhaben verzögert sich offenbar wegen Unstimmigkeiten mit der
       US-Regierung. Israels Minister für regionale Zusammenarbeit, Ofir Akunis,
       sagte am Mittwoch: „Die Ausweitung der Souveränität wird im Juli passieren,
       aber nicht vor einer Erklärung von US-Präsident Trump.“ Es fehle bislang
       die volle Zustimmung der US-Regierung.
       
       Unterdessen hat der britische Premier Boris Johnson Israel [3][aufgerufen],
       von einer Annexion abzusehen. Er habe die Sorge, dass die Annexionspläne
       den langfristigen Sicherheitsinteressen Israels entgegen stünden, schrieb
       er in einem auf Hebräisch veröffentlichten Gastbeitrag für die Zeitung
       Jediot Achronot. Eine Annexion wäre eine Verletzung internationaler Regeln
       und würde die Verbesserung der Beziehungen Israels mit der arabischen Welt
       gefährden.
       
       In Deutschland wollten Union und SPD noch am späten Mittwochnachmittag die
       Bundesregierung mit einem Antrag im Bundestag auffordern, Israel zu einem
       Verzicht auf die angekündigte Annexion aufzurufen. Die Grünen wollen einen
       eigenen Antrag zur Abstimmung stellen, da in dem Antrag von Union und SPD
       der übliche [4][Verweis auf die Grenzen von 1967 vermieden wurde], auf
       dessen Grundlage eine Zweistaatenlösung für Israel und Palästina bislang
       verfolgt wurde.
       
       In einem [5][weiteren Antrag], den die FPD eingebracht hat, fehlt der
       Verweis auf die Grenzen von 1967 ebenfalls. Die US-Regierung hatte im
       Januar einen Nahostplan vorgelegt, der zwar die Zweistaatenlösung weiter
       beinhaltet, von den Grenzen von 1967 jedoch deutlich abweicht. Der Plan
       sieht große Teile des Westjordanlands für Israel vor und will die
       PalästinenserInnen mit anderen Gebieten entschädigen. Der Trump-Plan gilt
       als Grundlage für die angekündigte Annexion. (mit Agenturen)
       
       1 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Israels-Annexionsplaene/!5693323
   DIR [2] /Einheitsregierung-in-Israel/!5677274
   DIR [3] https://www.timesofisrael.com/in-hebrew-op-ed-uks-johnson-implores-israel-to-drop-annexation-bid/
   DIR [4] /Moegliche-Annexion-im-Westjordanland/!5697277
   DIR [5] http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/205/1920583.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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