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       # taz.de -- Studie zu mentaler Gesundheit: Corona belastet Psyche von Kindern
       
       > Die psychische Belastung von Kindern durch die Pandemie ist deutlich
       > höher, als bislang vermutet. Vor allem ärmere Familien sind betroffen.
       
   IMG Bild: Die einen spielen auf dem Lande, die anderen hängen in der Bude ab...
       
       Hamburg epd | Die [1][psychische Belastung] von Kindern und Jugendlichen
       hat sich während der Corona-Pandemie deutlich erhöht. Betroffen seien vor
       allem Kinder aus [2][armen Familien] und mit ausländischen Wurzeln, sagte
       die Kinder- und Jugendpsychiaterin Ulrike Ravens-Sieberer, Professorin an
       der Hamburger Uni-Klinik Eppendorf, am Freitag bei der Vorstellung der
       COPSY-Studie (Corona und Psyche).
       
       71 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fühlten sich psychisch
       stark belastet, vor der Pandemie war es nur etwa ein Drittel. Man habe mit
       einer Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens gerechnet, sagte
       Ravens-Sieberer: „Dass sie allerdings so deutlich ausfällt, hat auch uns
       überrascht.“
       
       27 Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie 37 Prozent der befragten
       Eltern gaben an, dass es mehr Streit in der Familie gab. Das ist laut
       Ravens-Sieberer dann häufiger der Fall, wenn die Familien nur wenig Platz
       haben und eine feste Tagesstruktur fehlt. Fast jedes dritte Kind (31
       Prozent) zeigt ein Risiko für psychische Auffälligkeiten, vorher war es nur
       jedes fünfte (18 Prozent).
       
       Bei 24 Prozent gab es Anzeichen für eine Angststörung, vorher waren es nur
       15 Prozent. Bislang sei aber nicht zu beobachten, dass dies zu häufigeren
       klinischen Behandlungen geführt habe, sagte die Psychiaterin.
       
       ## Mehr Smartphone, weniger Sport, ungesunde Ernährung
       
       Ravens-Sieberer warnte auch vor einer Dramatisierung. Viele Kinder und
       Jugendliche hätten Ressourcen, um sich zu stabilisieren. Wichtig sei dafür
       ein gutes Klima in den Familien. Eltern sollten sich Zeit für
       Unternehmungen und Gespräche nehmen, eine gute Tagesstruktur einrichten und
       ihren Kinder das Gefühl vermitteln, dass sie gebraucht werden.
       
       Die Corona-Krise hat laut Studie auch die allgemeine Gesundheit
       beeinträchtigt. Kinder und Jugendliche ernähren sich ungesünder, treiben
       weniger Sport und nehmen zu. Dazu kommen Einschlafprobleme, Kopf- und
       Bauchschmerzen. Zwei Drittel gaben an, dass sie das Smartphone häufiger
       nutzen. Dies ist nach Einschätzung von Ravens-Sieberer nicht unbedingt von
       Nachteil, weil damit auch soziale Kontakte aufrecht erhalten werden.
       
       Sollte es zu einer zweiten Corona-Welle kommen, müssten die Kinder und
       Jugendlichen stärker in den Fokus rücken, forderte die Kinderpsychiaterin.
       Gerade belastete Familien müssten [3][mehr Unterstützung beim
       Homeschooling] erfahren. Auch sollten Möglichkeiten gefunden werden, wie
       sich Kinder in kleinen Gruppen treffen können.
       
       Ziel der COPSY-Studie ist es nach Angaben der Uni-Klinik Eppendorf, die
       Kinder und Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen. Befragt wurden
       zwischen dem 26. Mai und 10. Juni 1.040 Kinder und Jugendliche zwischen 11
       und 17 Jahren und mehr als 1.500 Eltern von Kindern zwischen 7 und 17
       Jahren per Online-Fragebogen. Zum Vergleich mit der Zeit vor Corona nutzten
       die Forscher Daten aus anderen bundesweiten Studien.
       
       10 Jul 2020
       
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