# taz.de -- Studie zum Artensterben: Mehr als die Summe seiner Teile
> Mit Zahlen und Statistiken lässt sich nicht alles erklären, aber vieles
> besser verstehen – etwa, wie sich das Aussterben von Tierarten stoppen
> lässt.
IMG Bild: Zumindest mit dem Aussterben der Dinos hatte der Mensch nichts zu tun
Die Natur zu berechnen ist gewissermaßen Teil der arroganten und
zerstörerischen Vorstellung, der Mensch könnte sie mit Wissenschaft und
Technik beherrschen. Es gibt aber vieles, das man mit
naturwissenschaftlichen Mitteln, Zahlen kaum erfassen kann. Selbst der
menschliche Körper – der ja zur Natur gehört – ist uns zuweilen ein Rätsel.
Wie soll man da anhand von Zahlen verstehen können, was es bedeutet, dass
laut Weltbiodiversitätsrat eine Million Tiere und Pflanzen vom Aussterben
bedroht sind?
Umso ironischer ist es, dass nun gerade eine statistische Metastudie hilft,
die Schwächen bisheriger Berechnungsmodelle des [1][durch Umweltzerstörung
zu erwartenden Artenverlusts offenzulegen]. Die am Mittwoch im Fachmagazin
Nature veröffentlichte Analyse basiert auf 123 Studien zu isolierten
Lebensräumen – beispielsweise Inseln, die in für die Energiegewinnung
angelegten Stauseen neu entstanden sind. Sie zeigt, dass die
Geschwindigkeit des Artensterbens dort sogar noch höher ist als bisher
angenommen.
Gleichzeitig zeigt die Studie auch, dass ein differenzierteres Bild des
Artensterbens dabei helfen könnte, es aufzuhalten. Denn richtig
interpretiert und eingesetzt, sind Zahlen natürlich doch äußerst hilfreich.
So könnte das neue Wissen um die Besonderheiten der durch Zerstörung
verkleinerten Lebensräume auch bei ihrem effektiveren Schutz nützlich sein.
Wenn man besser versteht, was bedrohte Arten auch in dezimierten
Lebensräumen brauchen, kann man ihr Aussterben vielleicht noch verhindern.
Außerdem helfen solide Daten dabei, den Schutz der Artenvielfalt politisch
einzufordern.
Letztlich aber sind die besten Studien nutzlos, wenn ihre Implikationen
nicht umgesetzt werden. Im Grunde ist es zweitrangig, wie schnell genau
[2][die Vielfalt des Lebens auf dem Planeten] schwindet. Wir wissen längst,
was der Mensch – beziehungsweise der Kapitalismus – auf der Erde anrichtet.
Die entscheidende Frage ist: Sind wir bereit, lieb gewonnene Gewohnheiten
aufzugeben für ein weniger instrumentelles Verhältnis zur Natur?
30 Jul 2020
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## AUTOREN
DIR Andrew Müller
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