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       # taz.de -- Shoppingmeile wird Fußgängerzone: Versuch’s mal ohne Pkw
       
       > Die autofreie Friedrichstraße startet wohl am 17. August. Der Bezirk
       > Mitte erwartet kein erhöhtes Verkehrsaufkommen in den umliegenden
       > Straßen.
       
   IMG Bild: Aus einer Straßenschlucht für Autos wird ab Mitte August...
       
       Berlin taz | Noch brummen und stinken die Motoren auf der Friedrichstraße,
       aber in zweieinhalb Wochen dürfte es damit erst einmal vorbei sein. Nach
       Informationen der taz beginnt am 17. August der [1][sechsmonatige
       Verkehrsversuch], bei dem der Autoverkehr zwischen Französischer und
       Leipziger Straße von der Nord-Süd-Achse verbannt wird.
       
       Eine offizielle Bestätigung für den Startschuss gibt es noch nicht: Der
       Bezirk Mitte und die Senatsverkehrsverwaltung wollen im Laufe der kommenden
       Woche über den genauen Termin informieren. Dem Vernehmen nach ist aber das
       Ausschreibungsverfahren abgeschlossen, mit dem der Senat einen
       Dienstleister für die temporäre Umgestaltung gesucht hat.
       
       Schon seit einigen Wochen ist bekannt, dass die autofreie Friedrichstraße
       bis Ende Januar Bestand haben soll. Pkws sind dann auf dem gesperrten
       Abschnitt tabu, RadfahrerInnen dagegen dürfen über eine vier Meter breite
       “Safety Lane“ rollen, auch Einsatzfahrzeuge aller Art können in die
       Sonderzone hinein. Die Belieferung der Geschäfte auf der Friedrichstraße,
       aber auch die Erreichbarkeit mit dem Auto wird durch Ladezonen in den
       Nebenstraßen und die umliegenden Parkhäuser sichergestellt.
       
       Viel ändern wird sich dadurch also nicht: Anlieferung und KundInnen-Parken
       finden schon jetzt „überwiegend“ in den Seitenstraßen statt, teilt das
       Bezirksamt Mitte mit. Die Veränderung spüren werden dagegen die
       Paketlieferdienste, die jetzt noch weitgehend illegal auf der
       Friedrichstraße parken. „Für sie wird alles besser“, sagt Stefan Lehmkühler
       vom Verein Changing Cities, der die Sperrung zusammen mit anderen Gruppen
       seit Jahren propagiert. Denn: „Die neuen Ladezonen werden kontrolliert,
       Falschparker werden abgeschleppt.“
       
       Während der autofreien Zeit, die ursprünglich von Juni bis November dauern
       sollte, dürfte die wenig geliebte Friedrichstraße deutlich mehr
       Aufenthaltsqualität bekommen. Gewebetreibende sollen ihre Waren in
       „gläsernen Showcases“ präsentieren, es wird Sitzgelegenheiten mit und ohne
       gastronomische Angebote geben, Märkte und Veranstaltungen sind geplant.
       Eine „Allee“ von 65 Bäumen in Pflanzkübeln soll die Straßenschlucht optisch
       und ökologisch aufwerten. All das wird vom Bezirk Mitte finanziert.
       
       ## Und wie geht es weiter?
       
       Um festzustellen, wie sich die Verkehrsströme entwickeln, wird der Versuch
       wissenschaftlich begleitet. Im Bezirksamt geht man auf taz-Anfrage davon
       aus, dass es „nicht zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen in den umliegenden
       Straßen kommen wird“. Das wäre erstaunlich: Selbst wenn ein Teil des
       heutigen Pkw-Verkehrs auf der Friedrichstraße ganz ausbleibt, etwa weil
       Menschen großräumige Umfahrungen suchen, ist unwahrscheinlich, dass diese
       FahrerInnen die Gegend komplett meiden werden.
       
       Wie es nach Januar weitergeht, wird auch von der Auswertung des Versuchs
       abhängen. Ob die AktivistInnen auf eine Verlängerung hoffen? „Nein“, sagt
       Stefan Lehmkühler, „wir erwarten das sogar!“ Für einen Verkehrsversuch
       seien sechs Monate zu kurz, und außerdem: „Es kann doch nicht sein, dass
       das einzige große Fußverkehrsprojekt der Senatsverwaltung pünktlich zum
       Wahlkampf beendet wird.“
       
       31 Jul 2020
       
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