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       # taz.de -- Teilzeitausbildungen in Bremen: Schwache Senatspläne
       
       > Besonders für Alleinerziehende braucht es mehr Teilzeitausbildungen. Doch
       > auch sonst ist die „Vollzeitnormalität“ überholt.
       
   IMG Bild: Auf dem Ausbildungsmarkt extrem selten: Ausschreibungen in Teilzeit
       
       Erst wenn Teilzeitarbeit „ebenso normal ist wie Vollzeit“, wird es mehr
       Angebote und „keine Benachteiligung von Alleinerziehenden mehr durch die
       ‚Vollzeitnormalität‘“ geben. Das schreibt der Senat in seinem
       [1][Zwischenbericht zum Aktionsplan]. Problem erkannt, könnte man meinen.
       Doch die Pläne, dagegen etwas zu tun, wirken sehr schwach.
       
       Zum Beispiel im öffentlichen Dienst: Von aktuell 279 Azubis sind nur 23 in
       Teilzeit angestellt. Dabei sei der Senator für Finanzen als zuständige
       Behörde bereit, „Teilzeitausbildungen zu akzeptieren“. Bei Bedarf
       jedenfalls. Ausgeschrieben werden Teilzeitstellen aber nicht und es gibt
       keine Maßnahmen oder Programme. Alleinerziehende könnten sich direkt auf
       einen „regulären Ausbildungsplatz“bewerben – solche Formulierungen fördern
       gerade die zuvor vom Senat selbst kritisierte Vollzeitnormalität. Eine
       echte Einladung sieht anders aus.
       
       Und auch der Einfluss auf die Privatwirtschaft, wo Teilzeitausbildungen
       ebenfalls „nach wie vor die Ausnahme“ sind, ist unangemessen zaghaft: Die
       Jugendberufsagentur prüfe bis Ende des Jahres, wie Berater*innen in
       Unternehmen über eine Umsetzung von Teilzeitausbildungen informieren
       können.
       
       Was gibt es da zu prüfen? Stattdessen könnte die Regierung alles ihr
       mögliche tun, um Firmen klarzumachen: Vollzeit als Status quo, das war
       einmal. Umstrukturierungen von Berufsschulklassen oder von Quoten für
       Teilzeitausbildungen könnten dieses Statement begleiten.
       
       Es ist aber auch überfällig, dass als Grund für eine Teilzeitausbildung
       nicht nur ein Kind gilt, welches allein betreut werden muss. Ein Ehrenamt,
       die Pflege Angehöriger oder eine andere Work-Life-Balance: Das muss
       reichen. Die Debatte zeigt, wie wenig der Arbeitsmarkt an Bedürfnissen und
       Fähigkeiten des Individuums orientiert ist.
       
       4 Aug 2020
       
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   DIR Alina Götz
       
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