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       # taz.de -- Proteste gegen Corona-Maßnahmen: Gefährlich ist die Anreise
       
       > Wenn Demonstrationen im Freien stattfinden, ist das Infektionsrisiko dort
       > eher gering. Problematisch sind die Forderungen der TeilnehmerInnen.
       
   IMG Bild: Händchen an Händchen: Menschenkette gegen die Pandemie-Politik der Regierung am 1. August
       
       „Wir sind die zweite Welle“, haben die [1][DemonstrantInnen gegen die
       Corona-Maßnahmen] am Samstag in Berlin gebrüllt – und viele fürchten, dass
       sie zumindest mit [2][dieser Aussage recht haben], weil sie mit ihrer
       Großveranstaltung massiv zur weiteren Ausbreitung der Krankheit beigetragen
       haben. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist aber zweifelhaft.
       
       Zumindest bei der Teilnahme an der Demonstration oder der Kundgebung selbst
       dürfte das Ansteckungsrisiko eher gering gewesen sein. Denn diese fanden
       unter freiem Himmel statt. Und nachdem diverse Studien gezeigt haben, dass
       Massenansteckungen mit dem Coronavirus vor allem in geschlossenen Räumen
       stattfinden, sagt auch das Robert-Koch-Institut (RKI) mittlerweile klar:
       „Übertragungen im Außenbereich kommen insgesamt selten vor.“
       
       Denn anders als zu Beginn der Epidemie angenommen, spielen Aerosole, also
       feinste Tröpfchen in der Luft, eine wichtige Rolle bei der Übertragung. Und
       die reichern sich vor allem in geschlossenen Räumen an, vor allem bei
       Aktivitäten, bei denen intensiver als üblich geatmet wird, etwa beim Singen
       und Feiern oder beim Sport.
       
       Im Freien dagegen werden Aerosole schnell verdünnt. [3][Eine Ansteckung ist
       dort vor allem dann möglich], wenn man von einem Infizierten ohne Maske
       direkt angehustet, angeniest oder angeschrien wird. Die dabei freigesetzten
       größeren Tröpfchen breiten sich aber nur über kurze Entfernungen aus, so
       dass nur Personen in unmittelbarer Nähe gefährdet sind.
       
       Bei der Einschätzung dieses Risikos hilft ein Blick auf die Zahlen: In
       Deutschland gibt es laut RKI-Zahlen derzeit etwa 8.000 bestätigte aktive
       Corona-Infektionen. Wenn man davon ausgeht, dass die reale Zahl fünfmal so
       hoch ist, heißt das, dass ein Infizierter auf 2.000 Menschen kommt. Unter
       den 20.000 Personen, die am Samstag in Berlin demonstriert haben, wären
       demnach etwa 10 Infizierte gewesen. (Dass ein Teil der Infizierten zu krank
       zum Demonstrieren sein dürfte, wird bei dieser Rechnung ebenso ignoriert
       wie die Tatsache, dass unter den DemoteilnehmerInnen die Infektionsrate
       höher sein könnte, weil diese im Alltag auf Schutzmaßnahmen wie Masken
       verzichten.) Die Zahl derjenigen, denen diesen 10 Menschen bei der
       Veranstaltung direkt ins Gesicht gehustet oder gebrüllt haben, dürfte recht
       überschaubar sein.
       
       Größer ist die Gefahr für jene, die gemeinsam zur Demonstration angereist
       sind: Wer über mehrere Stunden mit einem Infizierten im gleichen Bus sitzt,
       dürfte durchaus ein relevantes Ansteckungsrisiko haben, vor allem, wenn
       dabei keine Masken getragen werden. Ähnliches gilt für volle Züge.
       
       Am gefährlichsten sind allerdings [4][die Inhalte, die auf der
       Demonstration vertreten wurden]. Denn die TeilnehmerInnen wenden sich ja
       gegen Abstandsregeln und Masken in sämtlichen Situationen – also auch in
       engen geschlossenen Räumen, wo es, anders als beim Protest auf der Straße,
       tatsächlich Masseninfektionen gäbe, wenn diese Forderung umgesetzt würde.
       
       3 Aug 2020
       
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