URI: 
       # taz.de -- Transparenz bei Gaming-Riesen Blizzard: Aufstand wegen Gehältern
       
       > Angestellte des Computerspiel-Herstellers Blizzard in den USA beklagen
       > Gehaltsunterschiede – und greifen gegen ihren Arbeitgeber zur
       > Selbsthilfe.
       
   IMG Bild: Auf der jährlichen Spielemesse von Blizzard in Kalifornien, wo das Unternehmen seinen Sitz hat
       
       Der oder die Arbeitgeber:in ist des Lohnabhängigen Feind. Das ist so, weil
       es diesen zentralen Interessensgegensatz gibt: Arbeitgeber:innen müssen, um
       in der Konkurrenz zu bestehen, möglichst viel Profit machen; Lohnabhängige
       dagegen möchten ihr Leben, solange sich die Dinge nicht grundsätzlicher
       ändern, auch materiell möglichst zumutbar gestalten.
       
       Ein anderes Verhältnis ist [1][jenes zwischen Lohnabhängigen]. Dieses
       fröstelt auch wegen des technologisch-organisatorischen Wandels der
       Arbeitswelt und hyperindividualistischen Tendenzen. In einer
       digital-performativen Welt der Ich-AGs erscheint wirkmächtige kollektive
       Interessensvertretung wie eine Vokabel aus der Steinzeit.
       
       Weil Gesellschaft aber kein fertig geschriebenes Drehbuch und keine
       göttliche Bestimmung ist, sondern eine ergebnisoffene Sache, gibt es immer
       wieder Überraschungen. Eine solche wurde nun bekannt vom Gaming-Unternehmen
       Blizzard aus Irvine, Kalifornien, das Formate wie World of Warcraft oder
       Diablo verantwortet. Nachdem eine Umfrage in der Belegschaft 2019 ergeben
       habe, dass viele mit ihrem Lohn unzufrieden seien, habe die
       Unternehmensführung versprochen, eine Studie vorzunehmen, um faire
       Entlohnung zu gewährleisten, [2][berichtet das Onlineportal Bloomberg.]
       
       Im vergangenen Monat habe das Unternehmen dann entsprechend der Ergebnisse
       gehandelt. Die Gehaltsanpassungen hätten wiederum zu einem Aufschrei in der
       Belegschaft geführt. Ein anonymer Mitarbeiter habe dann Kolleg:innen mit
       einem Spreadsheet ermutigt, ihre Gehälter und die Erhöhungen öffentlich zu
       machen. Aus dem Dokument gehe hervor, dass die meisten Lohnerhöhungen unter
       zehn Prozent betrugen und damit bedeutend geringer ausfallen als laut der
       Umfrage erwartet. Ein Umstand, der die Führungsriege nun in Bedrängnis
       bringt. Und der zeigt, dass Ellenbogen-Individualismus unter Lohnabhängigen
       keine Notwendigkeit ist wie der Interessensgegensatz zwischen Arbeit und
       Kapital.
       
       Die Moral von der Geschicht: Wer nicht über sein Gehalt redet, die oder der
       denkt vielleicht, dies im eigenen Interesse nicht zu tun, verrät mit diesem
       aber auch jene der Kolleg:innen. Weil Mitarbeiter:innen von Blizzard nun
       über Geld sprechen, müssen andere Kolleg:innen bald vermutlich nicht mehr
       auf ihr Mittagessen verzichten, um ihre Miete bezahlen zu können, wie
       Bloomberg berichtet.
       
       4 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Deutsche-sind-unzufrieden-mit-Lohnarbeit/!5668390
   DIR [2] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-08-03/blizzard-workers-share-salaries-in-revolt-over-wage-disparities
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volkan Ağar
       
       ## TAGS
       
   DIR Kapitalismus
   DIR Lohnentwicklung
   DIR Arbeitnehmerrechte
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Arbeit
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Globalisierung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Globaler „Game Jam“: Game Over? Restart!
       
       Jedes Jahr schließen sich tausende Menschen zusammen, um Computerspiele zu
       entwickeln. Sie wollen Regeln brechen, um Neues zu entdecken.
       
   DIR Lebenslanger Lohnunterschied: 670.000 Euro weniger für Frauen
       
       Der Gender Pay Gap unterscheidet sich noch mehr, wenn man die ganze
       Lebenszeit betrachtet. Das heißt dann „Gender Lifetime Earnings Gap“.
       
   DIR Lohnunterschiede in Hollywood: Nicht eure Sojasauce
       
       Drehbuchautorin Adele Lim klagt die ungleiche Bezahlung von People of Color
       an. Aus Protest verlässt sie ihr aktuelles Projekt „Crazy Rich Asians“.
       
   DIR Wie fair sind Supermärkte?: Am besten machen es die Briten
       
       Lidl wollte erster Discounter mit 100 Prozent fairen Bananen sein – und
       ließ es doch. Im Oxfam-Supermarkt-Check sind andere noch unfairer.