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       # taz.de -- Soziale Verantwortung in der Wirtschaft: Deutsche Unternehmen ungenügend
       
       > Eine von der Bundesregierung beauftragte Studie zeigt: Menschenrechte in
       > ausländischen Zulieferfabriken werden nicht genügend beachtet.
       
   IMG Bild: Ausgangspunkt für strengere Regeln? Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013
       
       Berlin taz | Hiesige Unternehmen achten nicht genügend auf die
       Menschenrechte in ihren ausländischen Zulieferfabriken. Darauf deutet das
       Ergebnis einer Firmenbefragung durch die Bundesregierung hin. Nur rund ein
       Drittel der teilnehmenden Unternehmen habe demnach die Regeln des
       [1][Nationalen Aktionsplans für Menschenrechte] eingehalten, hieß es am
       Montag aus Regierungskreisen.
       
       Am Dienstag liegt das Ergebnis der zweiten Umfragerunde vor. Am Ende der
       ersten Runde im Dezember 2019 erfüllten nur 20 Prozent der teilnehmenden
       Firmen die Kriterien. „Es ist zu erwarten, dass die aktuellen Ergebnisse
       ebenso ernüchternd sein werden wie zuvor und die Ziele weit verfehlt
       werden“, erklärte [2][Frank Schwabe], Bundestagsabgeordneter und Sprecher
       für Menschenrechte der SPD.
       
       Laut dem Aktionsplan der Bundesregierung sollen die einheimischen Firmen
       freiwillig dafür sorgen, dass ihre ausländischen Zulieferer vor allem in
       armen Ländern ökologische und soziale Rechte von Beschäftigten und
       Anwohner*innen einhalten. Beispielsweise Textilproduzenten in Asien müssen
       Brandschutz, ausreichende Löhne und Gewerkschaftsfreiheit nachweisen. Mit
       solchen Vorschriften reagierte die Bundesregierung auch auf Katastrophen
       wie den [3][Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza] in Bangladesch 2013.
       
       Für den Fall, dass weniger als die Hälfte der befragten deutschen
       Unternehmen die Kriterien erfüllt, will die Regierung ein Gesetz schreiben.
       „Die SPD erwartet dann, dass die Bundesregierung schnell eine gesetzliche
       Regelung vorlegt“, sagte Schwabe. CDU und CSU müssten dem zustimmen – „wie
       im Koalitionsvertrag beschlossen“.
       
       Darauf, dass das Umfrageergebnis ungünstig für die Unternehmen ausfiel,
       deutete eine Stellungnahme der Wirtschaftsverbände vom Montag hin. Die
       Organisationen der Industrie, der Arbeitgeber, des Handels sowie der
       Industrie- und Handelskammern (BDI, BDA, HDE, DIHK) bemängelten „extrem
       verzerrende Ergebnisse“. Als „Erfüller“ im Sinne der Regierung würden nur
       die Firmen anerkannt, die alle Kriterien erreichten. Die Initiative
       Lieferkettengesetz, in der Umwelt- und Entwicklungsorganisationen
       zusammenarbeiten, kritisierte dagegen, die Befragung sei im Sinne der
       Wirtschaft verwässert worden.
       
       13 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.auswaertiges-amt.de/blob/297434/8d6ab29982767d5a31d2e85464461565/nap-wirtschaft-menschenrechte-data.pdf
   DIR [2] https://www.frank-schwabe.de/
   DIR [3] /Fabrikeinsturz-in-Bangladesch-2013/!5530641
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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