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       # taz.de -- Berliner Studie zu Racial Profiling: Notfalls auch im Alleingang
       
       > SPD-Innensenator erklärt, dass sich Berlin an einer Studie über Racial
       > Profiling beteiligen wird. Linke und Grüne sind eh dafür. Ein
       > Wochenkommentar.
       
   IMG Bild: „Stop racial profiling“: In Hamburg wurde schon 2016 gegen Racial Profiling demonstriert
       
       Es ist eine gute Nachricht. Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat erklärt,
       dass sich Berlin an einer Studie über Racial Profiling beteiligen wird.
       Linke und Grüne sind ohnehin dafür. Nach dem Rückzieher von
       Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte Niedersachsens Innenminister
       Boris Pistorius (SPD) die Bundesländer zu einem gemeinsamen Vorgehen
       aufgerufen. Er wolle die Studie anpacken, „mit oder ohne den Bund“, so
       Pistorius.
       
       Wenn man von etwas ausgehen kann, dann davon: Die Innenminister der Länder
       werden sich in dieser Frage nicht einigen. Aber das ist auch besser so.
       Alles andere würde bedeuten, das Anliegen der Untersuchung bis zur
       Unkenntlichkeit zu verwässern. [1][Berlin sollte sich mit Bremen, Thüringen
       und Niedersachsen zusammentun]. Gelingt das nicht, dann eben im Alleingang.
       
       Dass es Racial Profiling bei den Polizeibehörden des Bundes und der Länder
       gibt, ist unbestritten. Fakt ist, dass immer wieder Menschen wegen ihrer
       Hautfarbe oder anderer körperlicher Merkmale von der Polizei kontrolliert
       werden, ohne dass es dafür einen konkreten Anlass gibt. Die Europäische
       Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (Ecri) forderte schon im Dezember
       2019 eine umfassende Studie von Bund- und Länderpolizeien zu dem Thema.
       
       Die Kampagne für Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt (KOP) hat sich
       die Mühe gemacht, alle der Initiative bekannt gewordenen Fälle von
       vermeintlich rassistisch motivierten Polizeivorfällen in Berlin in der Zeit
       zwischen 2000 und 2020 zusammenzutragen. Die Dokumentation umfasst nahezu
       300 Seiten.
       
       ## Aus Sicht von Betroffenen
       
       Es ist eine subjektive Bilanz, erzählt aus Sicht von Betroffenen. Auf
       Vollständigkeit und Objektivität erheben die Verfasser von KOB
       erklärtermaßen keinen Anspruch. Es ist davon auszugehen, dass nicht jeder
       dokumentierte Fall Racial Profiling war. Dass Polizisten zum Teil durchaus
       berechtigte Gründe hatten, Betroffene zu kontrollieren. Letzteres sei an
       die Adresse von Leuten gerichtet, die automatisch von Racial Profiling
       sprechen, wenn eine Person of Color kontrolliert wird.
       
       Das ändert aber nichts daran, dass es unzählige Vorfälle von Racial
       Profiling gibt. Gar nicht mal die großen Polizeiaktionen, eher die vielen
       kleinen Vorkommnisse, die allzu demütigend sind, weil immer wieder eher
       diejenigen mit der dunkleren Haut- und Haarfarbe einer Prüfung unterzogen
       werden.
       
       Die Studie wäre ein erster Schritt. Es geht darum, ein Problembewusstsein
       für diesen Alltagsrassismus zu schaffen, um diesem dann entgegenzuwirken.
       Dass die Polizei nur ein Spiegelbild der Gesellschaft sei – wie es immer
       heißt –, darf keine Entschuldigung sein. Im Gegenteil. Ausgerechnet von
       jenen diskriminiert zu werden, die für die Freiheitsrechte einstehen
       sollten, ist für die Betroffenen besonders tragisch.
       
       Die Black-Lives-Matter-Bewegung hat der Politik Beine gemacht. Es kommt nun
       darauf an, dass ein unabhängiges wissenschaftliches Forschungsinstitut mit
       der Studie beauftragt wird. Die rot-rot-grüne Koalition muss liefern, ohne
       Wenn und Aber.
       
       25 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Untersuchung-zu-Rassismus/!5695615/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
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