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       # taz.de -- Klima-Initiative in Berlin: Verschärftes Klima
       
       > Nach französischem Vorbild: Initiative Klimaneustart sammelt
       > Unterschriften für einen Klima-Bürger*innenrat in Berlin.
       
   IMG Bild: Ganz bestimmt so eine Klimafrage
       
       Berlin taz | Was in Frankreich momentan in Sachen Klimapolitik durch die
       Decke geht, könnte auch in Berlin starten: Ein Klimarat, der radikale
       Vorschläge macht. Zufällig ausgewählte Berliner*innen, die dem Senat
       ansagen, wie Klimapolitik gemacht werden soll. Für diese Idee sammelt die
       Initiative Klimaneustart seit Dienstag Unterschriften. Pünktlich zum
       Berliner Wahlkampf 2021 steht zudem in der Pipeline: ein Volksbegehren zur
       Verschärfung des Klimaschutzes.
       
       Ob Wohnen, Heizen oder Einkaufen: Der Klimaschutz wird einschneidende
       Maßnahmen erforderlich machen – die alle Menschen in der Hauptstadt
       betreffen. „Das klappt nur, wenn die Berliner Bevölkerung mitzieht“, sagt
       Stefan Zimmer von der Initiative Klimaneustart, die hinter der
       Volksinitiative steckt.
       
       Dafür sei ein Klima-Bürger*innenrat ein gutes Mittel, da er einen
       „Querschnitt der Bevölkerung“ abbildet, sagt Zimmer. Berliner*innen
       unterschiedlicher Bildungsschichten, sozialer Milieus und Einkommensgruppen
       können so über notwendige Klimaschutzmaßnahmen diskutieren. Politische
       Empfehlungen „müssen vom Senat berücksichtigt werden“, hofft Zimmer, „denn
       sie haben mehr Gewicht, als wenn einzelne Gruppen irgendwas fordern“.
       
       Ein solcher Klimarat, bestehend aus 150 Menschen, ist in Frankreich aktuell
       erfolgreich: Mit dem „Ökozid“ soll ein Straftatbestand für Umweltzerstörung
       geschaffen und Klimaschutz in der Verfassung verankert werden. Über beide
       Vorschläge des dortigen Bürger*innenrates sollen die Französ*innen in einem
       Referendum abstimmen. Das sei auch für die kommunale Ebene in Deutschland
       sinnvoll, sagt Zimmer. Auf die Bundesregierung sei nach dem „Klimapäckchen“
       vom vergangenen Herbst kein Verlass mehr.
       
       20.000 Unterschriften müssen bis Mitte November zusammenkommen, damit das
       Abgeordnetenhaus sich mit der Initiative befassen muss. Weil jedoch
       Grünen-Abgeordneter Georg Kössler davon ausgeht, dass genügend
       Berliner*innen unterschreiben werden, will er die Idee schon nach der
       Sommerpause mit SPD und Linken besprechen. Einen solchen Rat fände Kössler
       gut, auch weil er wie in Frankreich zu mehr Akzeptanz für
       Klimaschutzmaßnahmen führen und für „uns Grüne Rückenwind und Ansporn
       zugleich“ sein kann.
       
       Dampf machen wird Zimmer vom Klimaneustart auch beim Wahlkampf 2021. Ein
       Volksbegehren soll im Herbst auf den Weg gebracht werden – mit dem Ziel:
       Berlin soll nicht erst 2050, wie derzeit mit dem Energiewendegesetz
       beschlossen, sondern schon 2030 klimaneutral sein. Dem 1,5-Grad-Ziel von
       Paris würde man so gerechter werden. Damit auf ein Volksbegehren ein
       Volksentscheid, also eine Abstimmung, folgt, braucht es in Berlin momentan
       rund 170.000 Unterschriften.
       
       Zwar arbeitet auch der Senat derzeit an einer Verschärfung des
       Energiewendegesetzes. Aber das reicht der Initiative Klimaneustart
       voraussichtlich nicht. „Diese ständige Symbolpolitik muss endlich
       aufhören“, sagt Zimmer.
       
       24 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sophie Schmalz
       
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