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       # taz.de -- Tiertransporte in Drittländer: Kühe reisen weniger
       
       > Niedersachsen verbietet bis auf Weiteres Tiertransporte in Drittstaaten
       > außerhalb der EU. Die Einhaltung der Tierschutzvorschriften sei nicht
       > sicher.
       
   IMG Bild: Leiden auf Reisen oft: Kälber in einem Tiertransporter
       
       Hamburg taz | Neu ist die Forderung wirklich nicht. Doch angesichts des
       aktuell wieder gestiegenen öffentlichen Interesses für die oft
       katastrophalen Lebens- und Transportbedingungen von Nutztieren konnte wohl
       auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast
       (CDU) nicht tatenlos bleiben. Deshalb dürfen Kühe und andere Nutztiere bis
       auf Weiteres nicht mehr aus Niedersachsen in Drittländer außerhalb der EU
       transportiert werden. Das entsprechende Verbot hat das Ministerium am
       vergangenen Donnerstag erlassen.
       
       Wegen [1][coronabedingter Einschränkungen] an Häfen, Grenzübergängen und in
       Drittländern sei die Einhaltung der Tierschutzvorschriften bei Straßen-
       oder Schifftransporten nicht sichergestellt, hieß es aus dem Ministerium.
       Und Otte-Kinast ließ verlauten: „Das ist eine Entscheidung für den
       Tierschutz.“
       
       Andere Länder waren mit dieser Entscheidung deutlich schneller.
       [2][Schleswig-Holstein hatte Anfang 2019] bereits zeitweise Transporte in
       bestimmte nichteuropäische Länder verboten. Mittlerweile sind die
       Bedingungen für die Genehmigung solcher Transporte etwa nach Ägypten, in
       die Türkei oder nach Kirgistan sehr streng. Laut eines Sprechers des
       schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums fanden in den letzten
       Monaten keine Transporte nach Russland oder in zentralasiatische Staaten
       statt.
       
       ## Aus Niedersachsen wurde fleißig exportiert
       
       Recherchen des Senders RBB haben aber kürzlich gezeigt, dass [3][Rinder aus
       Schleswig-Holstein] trotzdem in sogenannte Tierschutz-Hochrisiko-Staaten
       gebracht wurden. Demnach bringen Exporteure die Tiere dafür zuvor in
       Bundesländer, in denen Veterinäre entsprechende Genehmigungen noch
       erteilen.
       
       Und von diesen großzügigen Veterinären gab es in Niedersachsen offenbar
       auch einige. Denn [4][laut RBB] waren unter den bundesweit neun
       Landkreisen, die zwischen Januar 2019 und Februar 2020 für rund 97 Prozent
       der Rindertransporte in „Tierschutz-Hochrisiko-Staaten“ verantwortlich
       waren, auch zwei niedersächsische Landkreise. Das Emsland nahm den
       vordersten Platz ein, Aurich den dritten.
       
       25 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Staus-durch-Grenzkontrollen-in-Polen/!5672510
   DIR [2] /Vorlaeufiger-Erlass-in-Schleswig-Holstein/!5576095
   DIR [3] https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Rinder-aus-SH-landen-in-Tierschutz-Hochrisiko-Staaten,tiertransporte128.html
   DIR [4] https://www.tagesschau.de/investigativ/mittagsmagazin/tiertransporte-107.html
       
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   DIR Marthe Ruddat
       
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