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       # taz.de -- Trump kündigt weitere Polizeieinsätze an: Portland war nur der Anfang
       
       > Trotz massiver Kritik am Einsatz in Portland will US-Präsident Trump in
       > weitere Städte Bundestruppen schicken. Alle werden von Demokraten
       > regiert.
       
   IMG Bild: Tränengas und Geschosse gegen DemonstrantInnen der Black-Lives-Matter-Bewegung in Portland
       
       Berlin taz | Inmitten einer Welle von Kritik am Einsatz nicht näher
       gekennzeichneter paramilitärischer Einheiten der Bundespolizei gegen
       Protestierende in Portland in Oregon hat US-Präsident Donald Trump am
       Montag angekündigt, auch in andere Städte solche Kräfte entsenden zu
       wollen. Bereits in dieser Woche solle eine rund 150 Mann starke Einheit des
       Heimatschutzministeriums nach Chicago entsandt werden.
       
       Zur [1][Begründung sagte Trump] in dem ihm eigenen Sprachstil vor
       Journalist*innen im Weißen Haus: „Ich werde etwas unternehmen, das kann ich
       Ihnen sagen. Wir werden New York und Chicago und Philadelphia und Detroit
       und Baltimore und alle diese … Oakland ist im Eimer. Wir werden das in
       unserem Land nicht zulassen. Alle werden von Demokraten regiert.“
       
       Und als wolle er unterstreichen, dass er den Einsatz der Bundeskräfte nicht
       wirklich als Teil eines sicherheitspolitischen, sondern eines
       parteipolitischen Konflikts sieht, fügte er hinzu: „Schauen Sie sich das an
       – alle werden von Demokraten regiert, von sehr linken Demokraten.
       Genaugenommen von der radikalen Linken.“ Und zu seinem Konkurrenten bei den
       Präsidentschaftswahlen, die in gut 100 Tagen stattfinden werden: „Wenn
       Biden kommen sollte, würde das für das ganze Land gelten. Das ganze Land
       würde zum Teufel gehen. Und wir werden es nicht zum Teufel gehen lassen.“
       
       Die Demokrat*innen in den genannten Städten und im Kongress reagierten
       entsetzt. Senator Jeff Merkley aus Oregon kündigte einen Gesetzentwurf an,
       um die Befugnisse der Bundeseinheiten zu beschränken. „Das ist keine
       Oregon-Krise, das ist eine amerikanische Krise“, sagte er. „Wir müssen
       Trump stoppen, bevor sich das ausbreitet.“
       
       ## Philadelphias Staatsanwalt kündigt Verfahren an
       
       Ein Sprecher des Detroiter Bürgermeisters Mike Duggan sagte gegenüber der
       New York Times, ihm sei nicht klar, woher Trump seine Informationen
       beziehen. „Detroit ist eine der wenigen Großstädte im Land, die [[2][bei
       den Protesten nach dem Tod von George Floyd]] keine Brandstiftungen oder
       Plünderungen erlebt haben und zu keinem Moment um Unterstützung der
       Nationalgarde gebeten haben,“ sagte er.
       
       Chicagos Bürgermeistern Lori Lightfoot erklärte am Montag, Chicago brauche
       Bundeseinheiten genauso wenig wie Portland. „Wir brauchen keine
       ungekennzeichneten Bundespolizisten, die Leute von der Straße weg
       festnehmen und illegal festhalten“, sagte sie. Es ist ein Novum, dass ein
       Präsident gegen den Willen von Stadt- und Bundesstaatsregierung
       Bundeseinheiten entsendet.
       
       In Philadelphia kündigte der Bezirksstaatsanwalt an, gegen
       Bundespolizist*innen strafrechtlich vorzugehen, wenn sie so handeln sollten
       wie in Portland. Er verglich das mit dem Kampf gegen den Faschismus während
       des Zweiten Weltkriegs. „Jeder, auch Bundesagenten, der illegal Menschen
       überfällt und entführt, wird von meiner Behörde strafrechtlich belangt
       werden“, sagte er.
       
       Ob der Einsatz der Agent*innen der Zollbehörden, des
       Heimatschutzministeriums und der Migrationsbehörde ICE überhaupt legal ist,
       ist zumindest umstritten. Grundsätzlich darf der Bund aktiv werden, wenn
       Bundeseigentum bedroht ist. So war die Begründung für den Einsatz in
       Portland der vorgebliche Schutz des Gebäudes des örtlichen Bundesgerichts.
       
       ## Heimatschutzminister: „Ich brauche keine Einladungen“
       
       Aber, sagt Stephen I. Vladeck, Jury-Professor von der University of Texas
       in Austin, in Städten, die zu 99 Prozent nicht im Bundeseigentum sind,
       könne die Bundespolizei nicht einfach die Straßen besetzen. Es ist nicht
       der Job der Bundesregierung, allgemeine Polizeiaufgaben zu übernehmen.“
       
       Der amtierende Heimatschutzminister Chad Wolf ließ die Kritik am Montag an
       sich abblitzen. „Ich brauche keine Einladungen der Staaten, der
       Bürgermeister oder Gouverneure, damit wir unseren Job machen“, sagte er dem
       Sender Fox News. „Wir werden das machen, ob sie uns dort mögen oder nicht.“
       
       Viele politische Kommentator*innen stellen die Aktionen in den Zusammenhang
       einer möglichen Wahlniederlage Trumps im November. Seit Monaten schon wird
       spekuliert, ob Trump eine Niederlage akzeptieren oder von Wahlbetrug
       sprechen und seine Anhänger*innen womöglich zum – bewaffneten – Widerstand
       aufrufen würde. Der in der jüngeren US-Geschichte beispiellose Einsatz von
       Bundeseinheiten in vom politischen Gegner regierten Städten passt zu dieser
       Befürchtung.
       
       21 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Trumps-Vorgehen-gegen-Schwarze-Proteste/!5695921
   DIR [2] /Traenengas-gegen-Demonstranten-in-den-USA/!5701284
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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   DIR US-Wahl 2024
       
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