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       # taz.de -- Die Nachfolge von Katrin Lompscher: Linkspartei vor Richtungsfrage
       
       > Bausenatorin Katrin Lompscher ist zurückgetreten. Wer kommt für die
       > Nachfolge in Frage? Das Kandidatenkarussell dreht sich. Ein
       > Wochenkommentar.
       
   IMG Bild: Im Gespräch für Lompschers Amtsnachfolge: Sebastian Scheel, Staatssekretär für Wohnen
       
       Wer soll’s an Katrin Lompschers Stelle machen? Am Mittwochabend kamen die
       führenden Köpfe der Linkspartei ohne Antwort auf diese Frage aus ihrer
       Landesvorstandssitzung. Nächste Woche soll die Personalsuche für die
       Leitung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung weitergehen, hieß es
       bloß. Das lässt Zeit, grundsätzlich zu überlegen: Mit wem will die
       Linkspartei wohin?
       
       Am Sonntagabend war Lompscher als Senatorin zurückgetreten. Vorangegangen
       waren eine verspätete Rückzahlung von Aufsichtsratsbezügen an die
       Landeskasse und eine ausgebliebene Versteuerung. Lompscher selbst beteuert,
       nicht mit Vorsatz gehandelt zu haben. [1][Ein Rücktritt war aus ihrer Sicht
       aber unumgänglich], weil „mein schwerer persönlicher Fehler mein weiteres
       Handeln als Senatorin dauerhaft überschatten würde“.
       
       Ihre Nachfolge hängt entscheidend davon ab, welche Kriterien die
       Linkspartei für die Auswahl aufstellt. Soll es einen reibungslosen Übergang
       geben oder einen Neubeginn? Ums sichere Ins-Ziel-Bringen bisheriger
       Projekte oder um die Diskussion über weitergehende, aber auch strittigere?
       
       Für jede Stellenbeschreibung gäbe es im Landesverband Menschen, die sie
       theoretisch ausfüllen könnten. Wer allein pragmatisch denkt, müsste
       Lompschers bisherigen Staatssekretär Sebastian Scheel an ihre Stelle
       setzen: Der ist in allen Themen drin, kennt die Verwaltung seit dreieinhalb
       Jahren und würde mutmaßlich im Stile Lompschers weitermachen, die ihn ja
       auch ausgewählt hat.
       
       ## In Frage käme Sören Benn
       
       Wenn die Linkspartei jüngste Bestrebungen, bei Bauvorhaben die betroffenen
       Bezirke außen vor zu lassen, kontern will, könnte sie mit der Beförderung
       eines Bezirksbürgermeisters ein klares Zeichen setzen. In Frage käme dafür
       Sören Benn, Amtsinhaber in Pankow.
       
       Ein Fanal wäre es, wenn die Partei die stadtentwicklungspolitische
       Sprecherin der Abgeordnetenhausfraktion benennen würde, Katalin Gennburg.
       Sie ist eine der auffälligsten Erscheinungen im Parlament, entschiedene
       Kämpferin für Enteignung – auch von Seegrundstücken – und große Kritikerin
       des offenbar noch von Lompscher mitverhandelten [2][Deals mit Karstadt].
       
       Mit Gennburg würde es zwar im rot-rot-grünen Senat mit Sicherheit nicht
       entspannter – aber Gemütlichkeit ist im letzten Jahr vor Abgeordnetenhaus-
       und Bundestagswahl sowieso nicht angesagt: Da geht es für jede Partei trotz
       aller koalitionären Nähe vor allem ums Abgrenzen und Stimmensammeln fürs
       eigene Wahlergebnis.
       
       8 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nach-Ruecktritt-von-Senatorin-Lompscher/!5699971&s=Lompscher/
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       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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