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       # taz.de -- Nachfolge von Wirecard: Essen drängt in den Dax
       
       > Dem Skandalkonzern Wirecard droht der Rauswurf aus dem Dax.
       > Aromahersteller Symrise oder Bestellplattform Delivery Hero könnten
       > nachrücken.
       
   IMG Bild: In Deutschland mit seinem Dienst gar nicht mehr vertreten – trotzdem bald im Dax? Delivery Hero
       
       Berlin taz | Der Deutschen Börse kann es plötzlich nicht schnell genug
       gehen, [1][das Skandalunternehmen Wirecard] aus dem Deutschen Aktienindex
       Dax zu werfen. Kein Wunder, schließlich gilt es als peinlicher Fehler, das
       betrügerische Unternehmen überhaupt in die Oberklasse der deutschen
       Wertpapiere befördert zu haben.
       
       Der Börsenbetreiber will am Donnerstag seine eigenen Spielregeln so ändern,
       dass sich Wirecard innerhalb weniger Tage aus dem Index schmeißen ließe.
       Normalerweise hätte es noch Wochen gedauert, bis der Prozess überhaupt in
       Gang kommt. Damit beschleunigt sich auch der Aufstieg eines möglichen
       Nachrückers. Derzeit kommen zwei Unternehmen infrage. Das eine ist Delivery
       Hero, eine Plattform für das Bestellen von Mahlzeiten. Das andere ist der
       der Aromahersteller Symrise. Delivery Hero ist eine IT-Bude aus Berlin,
       Symrise ein traditionsreiches Chemieunternehmen aus Holzminden. Sie haben
       eines gemeinsam: Beiden geht es ums Essen.
       
       Das heißt nicht, dass es hier keine Haare in der Suppe zu finden gibt.
       Delivery Hero hat zwar als aufstrebendes Technikunternehmen einen hohen
       Börsenwert. Doch es macht noch längst keinen Gewinn. Immer wenn es die
       Gebühren erhöhen will, gibt es einen riesigen Rückschlag sowohl der
       Restaurants als auch der Lieferfahrer. Schließlich sind die Leute, die mit
       den bunten Thermo-Taschen durch die Innenstädte flitzen, [2][überwiegend
       prekäre Jobber]. Etwas schräg ist auch die Tatsache, dass es sich zwar als
       deutsches Unternehmen anpreist, in Deutschland aber gar nicht mehr
       vertreten ist. Der Heimatmarkt ist fest in den Händen des Konkurrenten
       Lieferando.
       
       Symrise ist dagegen einer der weltweit wichtigsten Hersteller für
       Geschmäcker, Aromen und Düfte. Künstlich, natürlich, naturidentisch – die
       Fabrik liefert alles, was gefragt ist. Wenn Eiscreme intensiv nach
       Erdbeeren schmeckt oder Seife dezent nach Lavendel duftet, ist bei
       Industrieprodukten oft ein Zusatzstoff von Symrise drin. 10 Prozent des
       Weltmarkts deckt das Unternehmen damit ab. Berühmt war ein Streit mit der
       Stiftung Warentest. Die Tester hatten Symrise unterstellt, Nussaroma für
       Ritter Sport künstlich herzustellen, statt es aus Pflanzen zu gewinnen.
       Symrise bekam vor Gericht aber Recht.
       
       Den Mechanismus, um Unternehmen aus der zweiten Börsenliga in die erste zu
       befördern, legt die Deutsche Börse AG selbst fest. Sie ist ihrerseits eine
       reine Privatfirma. Die Regeln für den Aufstieg ähneln denen beim Fußball,
       nur dass die Tabelle nicht nach Punkten sortiert ist, sondern nach der
       Marktkapitalisierung und dem Umschlag von frei handelbaren Aktien.
       
       10 Aug 2020
       
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