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       # taz.de -- Nutzung des Jakobushauses: Kultur im Leerraum
       
       > In der Bremer Bürgerschaft wird geprüft welche Zukunft das als
       > Papageienhaus bekannte Jakobushaus am Rembertiring haben könnte.
       
   IMG Bild: Wie geht es weiter mit dem Papageienhaus? Derzeit bietet es unter anderem Ateliers für Künstlerinnen
       
       Bremen taz | Am Rembertiring ragt das neunstöckige Jakobushaus über die
       Hochstraße hinaus. Vor dem Eingang steht ein großer Papagei, denn in Bremen
       ist das Gebäude wegen seiner bunten Fassade besser bekannt als
       Papageienhaus. Für fast drei Jahrzehnte war hier eine Unterkunft für
       wohnungslose Männer der Inneren Mission.
       
       Nach einem zweijährigen Leerstand nutzt mittlerweile der Zucker-Verein das
       Gelände zur Zwischennutzung für Clubnächte und Ateliers. „Wir stehen mit
       ein paar ehemaligen Bewohner*innen in Kontakt. Manchmal wird geklingelt und
       gefragt, wo denn das neue Wohnheim für männliche Obdachlose sei“, sagt
       Akifa Taxim vom Zucker-Verein über die Vormieter. Jetzt haben die
       Fraktionen von CDU und Grünen das Jakobushaus auf ihre Agenda gesetzt.
       Allerdings mit völlig unterschiedlichen Intentionen.
       
       Zucker ist vor allem für Techno-Partys bekannt, beherbergt aber auch
       zahlreiche Künstler*innen aus den Bereichen Malerei, Videokunst,
       Lichtdesign, Illustration und Fotografie. Anfang Januar konnte die erste
       Party gefeiert werden. Doch Anfang März war es wegen Corona mit den Partys
       auch schon wieder vorbei: „Im Jakobushaus haben wir nicht viel gemacht.
       Wegen Corona konnten und wollten wir nicht so wirklich rein, aus Schutz von
       Kollektivmitgliedern, die Kontakt zur Risikogruppe haben“, sagt Akifa Taxim
       von Zucker.
       
       Die Zwischennutzung soll noch bis zum 31. Juni 2021 laufen. Zucker möchte
       aber selbst gerne in den Hochbunker in der Hans-Böckler-Straße
       weiterziehen: „Das ist das große Ziel, das über allem steht“, sagt Taxim.
       Ob und vor allem ab wann der Bunker bezugsbereit ist, ist noch unklar. Zur
       Dauer der Zwischennutzung schreibt der Senat mittlerweile, dass Zucker das
       Jakobushaus bis zum Bezug des Bunkers nutzen wird. Also möglicherweise auch
       länger als die vereinbarten 18 Monate. Jens Mysliwietz, der
       Parlamentsreferent der Grünen für Kulturpolitik begrüßt das: „Wenn es mit
       dem Bunker noch ein bisschen länger dauert, würden wir wollen, dass sie
       auch länger im Papageienhaus bleiben können.“
       
       ## Für Kulturinitiativen geeignet
       
       Die Grünen wollten vom Senat nun wissen, ob das Gebäude für eine dauerhafte
       Nutzung als Künstler*innenhaus geeignet sei: „Wir sehen insgesamt, dass die
       kulturellen Räume für junge Menschen in Bremen unter Druck stehen“, sagt
       Mysliwietz. Auf die Anfrage der Grünen antwortet der Senat: „Die Immobilie
       ist durchaus für die Nutzung durch Kulturinitiativen geeignet“, schränkt
       aber ein, das erheblich saniert werden müsse.
       
       Es sieht also so aus, als ob auch zukünftig noch Platz für Zucker im
       Papageienhaus sein dürfte. Doch nicht allen gefällt das: Die CDU fragt
       mittlerweile, ob die Stadt nicht zu viel für den Leerstand bezahle. Viel
       Geld bringt die Zwischennutzung der Stadt nicht ein. Seit 2019 kommt der
       Verein zwar für Miete und Heizkosten auf, die eigentlichen Kosten sind aber
       höher. Laut Senat liegen sie mittlerweile bei 4.650 Euro pro Monat.
       
       „Das Haus darf nicht weiter leer stehen, ohne etwas einzubringen, wenn es
       unter Umständen besser wäre, das Gebäude jetzt abzureißen“, sagt die
       sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Sigrid Grönert. Auch ihre
       Fraktion hat deshalb eine Anfrage zur Zukunft des Hauses an die
       Landesregierung gestellt.
       
       Aufgeben und verkaufen möchte der Senat das Jakobushaus aber anscheinend
       nicht. So gibt er in seiner Antwort auf die Grünen auch die Empfehlung der
       Bremer Wirtschaftsförderung weiter, die Immobilie vorerst im städtischen
       Bestand zu halten und bis zur konkreten Entwicklung des Gesamtareals für
       „öffentliche oder gewerbliche Nutzungen vorzuhalten.“
       
       Immerhin gab es zwischendurch schon diverse Pläne für die Nutzung: Konkret
       wurde die Errichtung eines Azubi-Wohnheims an Stelle des Jakobushauses
       verfolgt; diese Idee wird jedoch mangels Investor erst einmal nicht weiter
       verfolgt. Mittlerweile hat die Wirtschaftsförderung Bremen für ihre
       städteplanerischen Ziele grundsätzliches Interesse an dem Gelände geäußert.
       Planungsvorlauf für das Areal schätzt der Senat auf zirka 15 Jahre. So lang
       könnte es weitestgehend ungenutzt bleiben – oder eben, ganz nach
       Sichtweise, Raum bieten für Subkultur.
       
       10 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lukas Scharfenberger
       
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