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       # taz.de -- Repressionen in Belarus: Die EU muss handeln
       
       > Der belarussische Machthaber Lukaschenko darf nach seinem Wahlbetrug
       > nicht ohne Sanktionen davonkommen. Die EU muss die Zivilgesellschaft
       > stützen.
       
   IMG Bild: Es gilt die Zivilgesellschaft maximal zu unterstützen: Symbol der Opposition gegen Lukaschenko
       
       Es braucht schon einen schamlosen Wahlbetrug, Militäreinsätze, Tote sowie
       die Flucht einiger Oppositioneller ins Ausland, damit [1][Belarus] wieder
       einmal auf die Tagesordnung westlicher Länder kommt. Bloß kein Maidan, wie
       damals in der Ukraine, mögen sich manche PolitikerInnen denken. Dann doch
       lieber Ruhe und Ordnung an der EU-Außengrenze. In der Tat stehen die
       Chancen dafür gut, dass bald wieder Stabilität einkehrt, oder das, was
       Staatschef Alexander Lukaschenko dafür hält – welchen Preis auch immer die
       Menschen in Belarus dafür zahlen und noch werden zahlen müssen.
       
       Also zurück zur Tagesordnung? Nicht ganz. Es werden wieder Rufe laut nach
       neuen Sanktionen der EU gegen Belarus, um dem autokratischen Dauerherrscher
       klarzumachen, dass sein rigoroser Kurs, der mit schwersten
       Menschenrechtsverletzungen einhergeht, vielleicht doch nicht folgenlos
       bleibt. Die Ironie der Geschichte ist, dass ebendiese Sanktionen, die auch
       [2][Alexander Lukaschenko] persönlich betrafen, im Jahr 2016 teilweise
       aufgehoben wurden. Es genügte die Freilassung einiger politischer
       Gefangener, die manche zu dem Irrglauben verleiteten, Lukaschenko
       beschreite nun doch den Weg einer ansatzweisen Liberalisierung.
       
       Was von derartigen Wunschträumen zu halten ist, ist nach Lukaschenkos
       jüngster Vorstellung rund um die Präsidentenwahl klar. Auch seine
       medienwirksam inszenierte Rolle als Makler zwischen dem Westen, Russland
       und der Ukraine bei der Aushandlung eines Friedens im Donbass dürfte sich
       erledigt haben.
       
       Gegner westlicher Sanktionen befürchten zu Recht, dass Strafmaßnahmen
       Lukaschenko weiter in die Arme Moskaus treiben könnten. Doch am Rockzipfel
       und Tropf des Kremls hängt er sowieso schon. Seine geschwächte Position,
       die auch der Ausgang der Wahl nicht kaschieren kann, böte Moskau jetzt die
       Chance, den Unionsvertrag aus dem Jahr 1999 zwischen beiden Staaten
       durchzusetzen und den Nachbarn einfach einzugemeinden. Und dann wäre ein
       unabhängiges Belarus nur noch eine Fußnote der Geschichte.
       
       Doch noch ist es nicht so weit. Ungeachtet dessen, was Russlands Präsident
       Wladimir Putin im Schilde führen mag: Die EU muss jetzt eine klare Antwort
       formulieren, so begrenzt die Wirkung auch sein mag. Neue und harte
       Sanktionen gegen diejenigen, die für die jüngsten Repressionen gegen die
       Opposition verantwortlich zeichnen. Denn Lukaschenko kann kein ernst zu
       nehmender Dialogpartner mehr sein. Gleichzeitig gilt es, [3][die
       Zivilgesellschaft,] die niemand mehr ignorieren kann, maximal zu
       unterstützen. Die Instrumente dafür sind in Brüssel längst vorhanden.
       
       11 Aug 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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