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       # taz.de -- Einbußen durch Corona: Firmen rufen nach Staat
       
       > Die Coronakrise trifft Hotels, Autobauer, Luftfahrt und Gastronomie
       > besonders hart. 14 Unternehmen wollen, dass der Staat Miteigentümer wird.
       
   IMG Bild: Hier ist der Staat schon Miteigentümer: Flugzeug der Lufthansa in München
       
       Die Coronahilfen der Bundesregierung sind begehrt. „14 Unternehmen haben
       bereits ausdrücklich Bedarf an einer Rekapitalisierung angezeigt“, so das
       Wirtschaftsministerium in einer Antwort an die Bundestagsabgeordnete
       Katharina Dröge (Grüne). Diese Firmen wünschen sich also, dass der Staat
       bei ihnen Miteigentümer wird. Sie folgen damit dem [1][Beispiel der
       Lufthansa]: Die wird bis zu [2][9 Milliarden Euro an Rettungshilfen]
       erhalten; im Gegenzug ist der Staat seither mit 20 Prozent am Aktienkapital
       beteiligt.
       
       Allerdings werden die Anträge der 14 Unternehmen noch geprüft. Es ließen
       sich noch „keine belastbaren Aussagen über die Art etwaiger
       Stabilisierungsmaßnahmen treffen“, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium.
       
       Die Bundesregierung [3][hat Ende März einen
       „Wirtschaftsstabilisierungsfonds“ aufgelegt], der 600 Milliarden Euro
       umfasst. Der Fonds kann Kredite garantieren oder Unternehmensanteile
       erwerben. Die meisten Firmen wollen vermeiden, dass der Staat Miteigentümer
       wird – und beantragen daher nur Kredite. Wie die Regierung mitteilte, haben
       „knapp 60 Unternehmen Interessensbekundungen“ für Coronahilfen abgegeben –
       aber nur 14 davon wollen, dass der Staat bei ihnen einsteigt.
       
       Der Fonds richtet sich an Konzerne und an größere Mittelständler. Kleine
       Firmen wie Kinos oder Restaurants [4][haben davon nichts]. Doch auch in
       diesen Branchen ist die Lage bedrohlich. Am Dienstag forderten die
       mittelständischen Kinos einen „Kinogipfel“ und staatliche Hilfen. „Ohne die
       Unterstützung der Bundesregierung wird es in Deutschland bald keine Filme,
       keine Besucher und keine Kinos mehr geben“, hieß es am Dienstag in einem
       offenen Brief. Denn die Kinos rechnen bis Jahresende mit einem
       Besucherrückgang von 50 bis 60 Prozent.
       
       ## 60 Prozent sehen Existenz gefährdet
       
       Welche Branchen von der Coronakrise besonders getroffen wurden, spiegelt
       sich auch in den Bruttoverdiensten wider, die die Arbeitgeber an ihre
       Angestellten ausgezahlt haben. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag
       bekannt gab, sanken im zweiten Quartal die Bruttoverdienste in Hotels und
       Pensionen um 18 Prozent. In der Autoindustrie waren es minus 17 Prozent,
       bei Reisebüros und Reiseveranstaltern minus 15 Prozent. In der Luftfahrt
       gingen sie um 14 Prozent zurück und in der Gastronomie um 11 Prozent.
       
       Die Arbeitnehmer können diese Gehaltsverluste zumindest teilweise durch das
       [5][staatliche Kurzarbeitergeld] ausgleichen. Doch die Firmeninhaber
       bleiben weitgehend auf ihren Verlusten sitzen. Der Deutsche Hotel- und
       Gaststättenverband veröffentlichte am Dienstag das Ergebnis einer Umfrage
       unter seinen Mitgliedern: „Fast 60 Prozent sehen sich in ihrer Existenz
       gefährdet“. Die Betriebe würden für das Gesamtjahr 2020 mit einem
       Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent rechnen. Vor allem Hotels in Städten
       hätten es schwer, weil Geschäftsreisende fehlen und Messen, Kongresse und
       Tagungen noch immer nicht stattfinden.
       
       Ein Gewinner der Krise ist Zalando. Der Onlinehändler profitierte davon,
       dass die Modeläden während der Coronakrise geschlossen waren. Das
       bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) verdoppelte sich im zweiten Quartal auf
       fast 212 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.
       
       11 Aug 2020
       
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